Am gestrigen Tag war im Kulturausschuss der Stadt Halle (Saale) zum wiederholten Mal über die Begrifflichkeit „Mohr“ diskutiert. So hatte die CDU-Fraktion einen Antrag eingebracht, durch welchen beschlossen werden sollte, dass das Wort „Mohr“ in der Tradition der Stadt durchaus positiv besetzt sei. Der Antrag richtete sich demnach gegen die Petition „Das M-Wort muss weg!“, nach welcher unter anderem auch die Mohren-Apotheke am Reileck in Halle (Saale) umbenannt werden soll. Mit 6 Nein- und 3 Ja-Stimmen wurde der Antrag letztlich jedoch abgelehnt.
Im Rahmen der Debatte hatte unter anderem auch Noël Kaboré vom Ausländerbeirat Stellung bezogen. Als dunkelhäutiger Mensch legte er dar, weshalb weiße Menschen im Grunde gar nicht dazu in der Lage seien nachzuvollziehen, wie und ob die Mohr-Bezeichnung beleidigend sei, da sie letztlich nicht betroffen seien.
Für einen Eklat sorgte in diesem Zusammenhang anschließend der Stadtrat Gernot Nette aus der Fraktion Hauptsache Halle. Dieser erklärte zunächst, die Stadt habe seiner Meinung nach bereits zahlreiche pseudorassistische Begriffe aus dem Alltagsleben entfernen lassen, weshalb er nun nicht nachvollziehen könne, warum auch noch „Mohr“ ein Problem darstelle. Das Wort sei schließlich Teil der deutschen Kultur.
Nette sagte weiter, er sehe seit Langem die Betrebungen die Sprache gezwungenermaßen zu verändern. So sei auch schon das eigentlich niederdeutsche Wort „Neger“ inzwischen verpönt. Außerdem wandte er sich direkt an Kaboré und fragte, ob denn „die Sippe“ von diesem überhaupt eine Kolonialerfahrung habe.
Zahlreiche Stadträte und Stadträtinnen kritisierten daraufhin die Wortwahl und das Auftreten ihres Kollegen und entschuldigten sich im Namen des gesamten Kulturausschusses. Heute veröffentlichte der Stadtverband der Linken außerdem eine Pressemitteilung, in welcher sie die Stadträte und Stadträtinnen von Hauptsache Halle aufforderte, sich von den rassistischen Entgleisungen Nettes zu distanzieren:
„Was sich gestern im Kulturausschuss abgespielt hat, war beschämend für alle demokratischen Ratsmitglieder. Während sich einige Stadträt*innen bemüht haben, sachlich über den CDU-Antrag gegen die Initiative „M-Wort abschaffen“ zu diskutieren und mit Noël Kaboré endlich auch einen Vertreter eben jener Initiative zu Wort kommen ließen, fiel Gernot Nette durch rassistische und beleidigende Äußerungen auf. Er nutzte nicht nur klar rassistische Begriffe, sondern beleidigte die Initiative. Erneut hat Herr Nette damit bewiesen, dass er die Diskussionskultur im Stadtrat vor allem torpediert und es ihm mehr als leicht fällt, rassistische Äußerungen zu verbreiten.“
15 comments on “Eklat im Kulturausschuss: Rassistische und beleidigende Äußerungen”
Man stelle sich das einmal umgedreht vor, in ganz Europa, oder x-beliebigen anderen Ländern, gäbe es Mof*-Apotheken usw.. Das Wörtchen bedeutete muffiger Nazi und meint „die Deutschen“.
Gäbe es Menschen die sich daran stören würden?
Ich könnte mir vorstellen, dass dem so sei.
DU, der du den Mohren als nicht in Frage zu stellende deutsche Kultur deklarierst, kannst dir auch irgendein anderes Schimpfwort vorstellen, welches DICH meint und dann mal in dich hineinfühlen, wie es ist, wenn Eltern in Kinderbüchern von dir erzählen, Straßen und Gebäude nach dir benannt sind und Menschen gar kein Problem damit haben dich und all „deine Sippe“ über einen Kamm zu scheren und zu beschimpfen.
Wahrscheinlich setzt das zu viel Reflektieren voraus. Wahrscheinlich zu viel verlangt für Mofs 🙂
Gut ist, bei diesen Diskussionen endlich betroffene Menschen zu hören, denn wenn es keine und keinen stört, braucht man auch nichts zu ändern. Wenn aber doch, so lasst uns einfach darüber reden und es dann tun. So schwer ist das auch nicht. Zur sogenannten deutschen Kultur gehörten schon ganz andere Sachen, es darf sich auch was ändern! Leute, so ist das Leben.
*https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnophaulismen_für_Deutsche , tut mir Leid, falls ich das Wort falsch ins Plural gesetzt habe, es geht mir nur ums Beispiel…
Es ist zutiefst rassistisch, zu unterstellen, nur Schwarze dürften sich zu diesem Thema äußern. Geht’s noch?
Oh Gott seid ihr albern. Man kann Probleme auch künstlich erzeugen.
Da man in Halle die gravierenden Probleme nicht lösen kann, rotiert die Blase in sich selbst.
Die Sippe hat in Afrika eine nicht zu vernachlässigende Bedeutung, unabhängig von teils willkürlich gezogenen Staatsgrenzen.
@Farbspektrum: du kannst gerne versuchen, Vorschläge zur Lösung gravierender Probleme zu machen. Rechtes Gemotze hat allerdings noch niemandem geholfen.
B2B: ich glaube nicht, dass Herr Nette ein Fachgespräch über soziologische Hintergründe der Menschen von Herrn Kabores sächsischer Herkunft führen wollte. Dort gibt es in der Tat merkwürdig primitive Stammesrituale zu beobachten, allerdings hat Herr Wanderwitz dieses Thema bereits aktuell besetzt. (Und bitte jetzt nicht das böse O-Wort benutzen)
Die Stammtisch-Konnotation eines Begriffs durch die Stadträte ist wohl eher emotionaler Reflex und weniger Kenntnis der Welt.
Umbenennen in Karl Marx Apotheke, Karl Marx wurde bekanntlich Mohr genannt. Sicher hat wolli noch einige Ausgaben des Buches „Mohr und die Raben von London?
@redhall, Völlig unnötig. Die Sprachterroristen müssen nur uminterpretieren. Dann passt der Name.
Ist Johannes Menke auch ein Sprachterrorist? Er findet nämlich auch, dass die Wortwahl seines bis vor ein paar Stunden Fraktions- und Parteifreundes „weder zu tolerieren noch zu akzeptieren“ ist.
@cata, Achwo. Der knickt vor Druck ein, den er nicht benötigt.
Na dann, die Partei (AfD) hat immer Recht.
Vielleicht könnte das Forum hier mal Noël Kaboré zu Wort kommen lasswn, statt nur den unnetten Herrn Nette!
@cata, muss ich jetzt schon eine persönliche Meinung extra für dich kenntlich machen?
@redhall, kann er doch. Wer hindert ihn?