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Dow Chemicals prüft Rückzug aus Schkopau: Eine Gefahr für die mitteldeutsche Chemieindustrie

Der US-amerikanische Chemiekonzern Dow steht in der deutschen und europäischen Industrie erneut im Fokus. Nach der jüngsten Bekanntgabe, dass einige Werke des Unternehmens auf den Prüfstand gestellt werden, bangen viele um den Fortbestand der Produktionsstätten in Mitteldeutschland. Insbesondere das Werk in Schkopau, das eine zentrale Rolle im Chemiedreieck der Region spielt, steht auf der Kippe. Doch welche Auswirkungen könnte ein möglicher Rückzug von Dow auf die Region und die dort Beschäftigten haben?

Rückzug aus Europa – ein wirtschaftlicher Druckpunkt

Im Rahmen einer strategischen Überprüfung stellte Dow fest, dass insbesondere die Werke im Bereich des Polyurethan-Geschäfts (PU-Kunststoff) einer Analyse unterzogen werden. Neben Schkopau sind auch die Standorte in Stade, Böhlen und Ahlen betroffen. Der Konzern bezieht sich dabei auf hohe Energiekosten und den schwachen Markt, besonders in Europa und China. Dow-Chef Jim Fitterling hatte bereits bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen Ende Oktober die wachsenden Herausforderungen durch das regulatorische Umfeld in Europa angesprochen. Es sei zu früh, um konkrete Auswirkungen auf einzelne Werke oder Mitarbeiter zu prognostizieren, so ein Unternehmenssprecher. Dennoch wächst die Unsicherheit, insbesondere in den betroffenen Regionen.

Die Bedeutung der Werke in Mitteldeutschland

Das Schkopauer Werk ist nicht nur für die Region ein bedeutender Arbeitgeber, sondern auch ein zentraler Knotenpunkt im mitteldeutschen Chemiedreieck. Dieses Industriecluster, das für rund ein Drittel des Industrieumsatzes im Süden Sachsen-Anhalts verantwortlich ist, wäre ohne die Produktionsstätten von Dow und anderen Chemiekonzernen nicht denkbar. Besonders der Cracker in Böhlen, der eine Schlüsselrolle bei der Herstellung von Chemiegrundstoffen spielt, wird von der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) als unverzichtbar für die Region bezeichnet. Eine Schließung dieser Anlagen würde nicht nur direkte Arbeitsplatzverluste zur Folge haben, sondern auch das gesamte industrielle Netzwerk gefährden.

Reaktionen aus der Politik: Ein Appell der IHK an die Bundesregierung

Die politischen Reaktionen auf die Nachrichten aus Schkopau und Böhlen sind eindeutig. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, warnt vor dramatischen Folgen für die Region. „Die Stilllegung des Crackers in Böhlen würde nicht nur eine direkte Bedrohung für Arbeitsplätze darstellen, sondern auch die gesamte chemische Wertschöpfungskette in Mitteldeutschland destabilisieren“, so Brockmeier. Die IHK fordert deshalb von der Bundesregierung eine schnelle und nachhaltige Senkung der Energiekosten, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu sichern.

CDU: Rückzug mit allen Mitteln verhindern

Auch die CDU im Landtag von Sachsen-Anhalt, vertreten durch den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Frank Bommersbach, äußert sich besorgt. „Eine Schließung in Schkopau und Böhlen wäre ein schwerer Rückschlag für den Standort und muss mit allen Mitteln verhindert werden“, fordert Bommersbach. Er verweist auf die historische Bedeutung des Chemiedreiecks und erinnert an die Anstrengungen der Politik in der Nachwendezeit, als der Erhalt solcher Industriezentren unter der Ägide von Helmut Kohl sichergestellt wurde. „Wir dürfen nicht zulassen, dass der Standort nun geschwächt wird“, so Bommersbach weiter.

Die Linke: Ein industriepolitischer Kurswechsel ist nötig

Die Linke, insbesondere die Co-Vorsitzende Janina Böttger, kritisiert das Vorgehen von Dow und fordert einen radikalen Kurswechsel in der Industriepolitik. „Die Bundesregierung muss umgehend handeln. Eine Chemieagenda 2045 ist viel zu spät, wenn bereits heute wichtige Produktionsstätten verloren gehen“, erklärt Böttger. Sie fordert eine stärkere Unterstützung der Chemieindustrie durch öffentliche Investitionen und eine nachhaltige industriepolitische Strategie, um der Deindustrialisierung entgegenzuwirken. Die Linke sieht im geplanten Rückzug von Dow eine direkte Folge der verfehlten Energiepolitik der Bundesregierung, die durch hohe Energiekosten und mangelnde Planungssicherheit die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie untergrabe.

„Die Chemieindustrie in Ostdeutschland muss als zukunftsfähiger Standort gesichert werden“, fordert Stefan Hartmann, Vorsitzender der Linken in Sachsen. „Ein Rückzug von Dow würde nicht nur Arbeitsplätze kosten, sondern auch die gesamte regionale Unternehmensstruktur destabilisieren“, so Hartmann weiter. Auch Sören Pellmann, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, betont die Dringlichkeit des Handelns auf Bundesebene und fordert einen Transformationsfonds, der die Wirtschaft in den betroffenen Regionen stärkt und eine nachhaltige, sozial-ökologische Wende vorantreibt.

Was bedeutet das für die Zukunft der Region?

Die geplanten Maßnahmen von Dow werfen ein Schlaglicht auf die Unsicherheiten, die viele Unternehmen in Deutschland derzeit durch hohe Energiekosten und ein zunehmend herausforderndes regulatorisches Umfeld erleben. Während das Unternehmen selbst noch keine konkreten Entscheidungen getroffen hat, ist die Angst vor Arbeitsplatzverlusten und dem Verlust von Standortkompetenz in der Region groß. Gerade in Zeiten der Energiewende und der Notwendigkeit, klimafreundliche Technologien voranzutreiben, stellt sich die Frage, wie nachhaltig die industrielle Basis in Deutschland gesichert werden kann.

Die nächsten Monate dürften entscheidend sein, nicht nur für den Standort Schkopau, sondern auch für die gesamte mitteldeutsche Chemieindustrie. Wird es der Bundesregierung und der regionalen Politik gelingen, das chemische Erbe der Region zu bewahren, oder werden weitere Industrien einem internationalen Wettbewerbsdruck zum Opfer fallen?

Die politische Reaktion auf den geplanten Rückzug von Dow wird den Kurs der mitteldeutschen Industriepolitik in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen.

5 comments on “Dow Chemicals prüft Rückzug aus Schkopau: Eine Gefahr für die mitteldeutsche Chemieindustrie”

  1. Ach Mensch, die extrem teuren EE sind nicht Konkurrenzfähig, wer hätte es Gedacht. Danke Habeck, der nicht nur 3 Jahre die Wirtschaft vor die Wand gefahren hat, sondern auch weitgehend verbrannte Erde, vor allem im Energiesektor zurück gelassen hat. Zum Glück kam er um den letzten Gang nach Canossa nicht herum und musste seine unterirdische Bilanz noch selbst vorstellen. Wenn er schon 0 Wirtschaftswachstum vorhersagt, wird es wohl wieder deutlich schlechter ausfallen, er hinterlässt viele Rekorde, über 800 Anzeigen, darunter die lächerlichsten Gründe, und Chancen auf 3 Jahre Rezession. Den Schaden wird man auch nicht so schnell beheben können.

    Wenn Leuna vor die Hunde geht, wird die AfD hier 2026 wohl endgültig die Mehrheit stellen. Zum Glück haben uns 3 Jahre Habeck und Co. an solche worst case szenarien gewöhnt, schlimmer wird es kaum möglich sein.

  2. Was ist denn Dein Vorschlag, wie DOW (Poly)ethylen erzeugen soll? mit Russengas?

  3. Sie werden es mit günstiger Energie anderswo erzeugen und wir werden unseren Teil importieren, wie die gesamte Klimahysterie wird es also nur negative Effekte haben. Wie gesagt der Drops ist gelutscht, die Grünen haben ihre wirre menschenfeindliche Ideologie weit genug treiben können. Man muss jetzt diese Agenda aus den Köpfen und vor allem dem Staat bekommen, ansonsten werden andere Populisten die nicht weniger Menschenfeindlich sind das Ruder übernehmen. Die Vergangenen Subventionen werden sich leider schwer umdrehen können aber vor allem PV Subvention muss vom Tisch, dafür müssen von dem Klimageld entsprechende Energiequellen erschlossen werden. Mit den 100 Milliarden die die Grünen erzwungen haben könnte man 9 AKW finanzieren, wenn man bedenkt, dass die Finanzierungskosten einen hohen Anteil haben und es Skaleneffekte gibt könnte man sicher einiges mehr aus dem Boden stampfen. Fakten schaffen und gut ist, wird zwar eine Weile dauern aber mit Willen ist da einiges Möglich. Dazu 6-8 AKW retten und wieder in Betrieb nehmen. Subventionieren müssen wir die beschissene Energiewende die die Grünen verbrochen haben eh.

    Wir haben die eben die Wahl, die wirre grüne Ideologie weiter verfolgen, ohne Nutzen und dafür den wirtschaftlichen Abstieg weiter voran treiben, was Enden wird wie in der Weimarer Republik, egal ob dann grüne, rote oder blaue Populisten die Macht ergreifen werden.

  4. Nicht nur die Amis glauben nicht an die dringend notwenigen Strukturreformen in der weiter-so-Koalition.

  5. „Nicht nur die Amis glauben nicht an die dringend notwenigen Strukturreformen in der weiter-so-Koalition.“

    Das ist eigentlich weitgehend irrelevant, was dieser Haufen von Irren und Paranoikern so glubt.

    Und, @Nixidee: Meine Frage hast Du nicht beantwortet. Logisch ist, dass Energieintensive Produktion da abläuft, wo Energie anfällt. Ich bin diesbezüglich für eine Deregulierung: Statt dass die Öffentlichkeit Netzentgelte entrichtet, damit der in Sachsen-Anhalt produzierte Strom nach Bayern gelangt, sollten wir den Strom hier anbieten, die Netzentgelte streichen und Bayern kann dann sehn, wo es bleibt. Die können ja gerne am Starnberger See ein Kernkraftwerk bauen und in irgend einem Alpental findet sich bestimmt auch noch ein Platz für ein Endlager.

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