Trotz der Einführung der sogenannten Vorgriffsstunde und dem Abklingen der pandemiebedingten Belastungen bleibt der Unterrichtsausfall an Schulen auf alarmierend hohem Niveau. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung der Unterrichtsausfallstatistik des Bildungsministeriums, die durch eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke öffentlich gemacht wurde. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Mehr als jede neunte Unterrichtsstunde fällt aus, und in einigen Schulformen ist die Lage sogar noch schlimmer als im Vorjahr.
Die Fraktion Die Linke übt scharfe Kritik an der aktuellen Bildungspolitik und sieht die hohe Belastung der Lehrkräfte als Hauptursache für den anhaltenden Unterrichtsausfall. Thomas Lippmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und bildungspolitischer Sprecher der Linken, macht deutlich, dass die Vorgriffsstunde – eine zusätzliche Unterrichtsstunde, die alle Lehrkräfte erteilen müssen – nicht zur erhofften Entlastung geführt hat. Stattdessen habe sie die Situation verschärft, indem sie die Lehrkräfte weiter an die Grenzen ihrer Belastbarkeit treibe und dadurch den Krankenstand weiter in die Höhe schnellen lasse.
„Wer hoffte, nach den Jahren der Corona-Pandemie würde der Unterrichtsausfall wieder zurückgehen, wird durch die Bilanz des letzten Schuljahres bitter enttäuscht“, erklärt Lippmann. „Die Zahlen zeigen klar, dass die Vorgriffsstunde das Problem nicht löst, sondern es eher verschärft. Lehrkräfte sind keine Maschinen, und wenn sie ständig überlastet werden, wird das langfristig zu noch mehr Unterrichtsausfall führen.“
Besonders besorgniserregend ist die Situation an Förderschulen und Berufsbildenden Schulen, wo der Unterrichtsausfall noch höher ist als an allgemeinbildenden Schulen. Ein wesentlicher Faktor ist der steigende Krankenstand, der durch die hohe Arbeitsbelastung der Lehrkräfte, aber auch durch den erhöhten Bedarf an Mutterschutz, Elternzeit und Krankheit der Kinder weiter verschärft wird.
Die Linke fordert deshalb erneut, das „gescheiterte Experiment“ der Vorgriffsstunde zu beenden und stattdessen Maßnahmen zu ergreifen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Lehrkräfte fördern. Lippmann betont, dass nur durch eine Entlastung der Lehrkräfte der Unterrichtsausfall langfristig reduziert und die Qualität des Unterrichts gesichert werden könne.
„Es rächt sich auf Dauer, wenn beim Einsatz der Lehrkräfte weiter an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus gegangen wird. Weniger Belastung bedeutet letztlich weniger Ausfall und besseren Unterricht“, so Lippmann. Die Forderungen der Linken zielen darauf ab, das Schulsystem so zu gestalten, dass es sowohl den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler als auch den Anforderungen an die Lehrkräfte gerecht wird.