Das neue ARD-Format „Klar – Was Deutschland bewegt“ sorgt nach seiner Pilotfolge für hitzige Diskussionen – nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch auf politischer Bühne. Während Kritiker dem Reportage-Magazin einen gefährlichen Spagat zwischen Journalismus und rechtspopulistischer Rhetorik vorwerfen, erhält die Sendung nun Rückendeckung aus der CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt.
Der Parlamentarische Geschäftsführer und medienpolitische Sprecher Markus Kurze stellte sich am Montag klar hinter Moderatorin Julia Ruhs und das Konzept der neuen Sendereihe. „Mit dem Thema der Pilotfolge hat die ARD den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn ja, Deutschland bewegt, dass in unserem Land Asylbewerber Menschen erstechen! Die Menschen haben Angst und sie sind unsicher“, sagte Kurze.
Tatsächlich griff die erste Folge des neuen ARD-Magazins ein hochbrisantes Thema auf: Migration und Gewalt. Der Tenor: Die Realität vieler Menschen, die sich von der Politik und den Medien in ihrer Sorge um die Folgen ungeregelter Zuwanderung nicht ernst genommen fühlen, müsse stärker beachtet werden. Kurze verweist dabei auf eine Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR), wonach viele Deutsche Zuwanderung als drängenderes Problem einstufen als etwa Klimawandel, Krieg oder Wirtschaftslage.
Für Kurze ist klar: „Diesem Empfinden und den negativen Folgen der Migration in Deutschland Raum zu geben, ist wichtig und ganz klar ein Beitrag zur Meinungsvielfalt.“ Die ARD erfülle damit einen öffentlich-rechtlichen Auftrag, auch unbequeme Fragen aufzugreifen.
Ganz anders sieht das ZDF-Entertainer Jan Böhmermann, der das neue Format in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ scharf attackierte. In einem satirisch zugespitzten Kommentar stellte er die Seriosität des Magazins in Frage und spottete über die redaktionelle Linie: „Wenn Sie sich unsicher sind, wie Sie rechtspopulistischen Quatsch als seriösen Journalismus verkaufen können – ich habe einen Tipp für Sie.“
Anlass seiner Kritik war vor allem ein einleitender Satz der Moderatorin: „Was jetzt kommt, wird vielleicht nicht jedem gefallen.“ Für Böhmermann eine rhetorische Falle, die jede noch so extreme These salonfähig erscheinen lasse. „Damit suggeriert man: Das Problem ist nicht das, was jetzt kommt, sondern der, dem es nicht gefällt.“
Die Debatte um „Klar“ spiegelt eine größere Auseinandersetzung wider: Wie weit darf öffentlich-rechtlicher Rundfunk gehen, um gesellschaftliche Stimmungen aufzugreifen? Und wo liegt die Grenze zwischen Berichterstattung und Meinungsmache? Während die einen ein mutiges Format zur Diskussion von Tabuthemen sehen, warnen andere vor einer gefährlichen Normalisierung rechtspopulistischer Narrative.
Die ARD selbst hat angekündigt, das Format fortzusetzen und in künftigen Folgen weitere „Streitfragen unserer Zeit“ aufzugreifen. Ob dabei der Grat zwischen journalistischer Relevanz und Zuspitzung gehalten werden kann, dürfte nicht nur im Programmbeirat, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit weiter für Gesprächsstoff sorgen.