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Das Märchen vom Wolf – Symbolpolitik statt echter Lösungen? Zum Beschluss der Koalition in Sachsen-Anhalt

Von außen betrachtet wirkt es wie ein großer Schritt – ein Akt der Entschlossenheit, fast wie das mutige Aufschlagen eines neuen Kapitels im alten Märchenbuch des ländlichen Raums: Die Koalition aus CDU, SPD und FDP in Sachsen-Anhalt hat beschlossen, den Wolf ins Landesjagdrecht aufzunehmen. Insbesondere CDU und FDP drängten auf diesen Schritt, der nun – pünktlich zum nahenden Ende der Legislatur – vollzogen wurde.

Doch beim näheren Hinsehen entpuppt sich der vermeintliche Befreiungsschlag als symbolträchtiges Theater. Denn was sich nach klaren Regeln und Handlungsfähigkeit anhört, bleibt in der Praxis folgenlos. Der Wolf bleibt auch künftig ganzjährig geschützt – genau wie bisher.

„Was hier als großer Fortschritt verkauft wird, ist nichts weiter als politische Augenwischerei“, erklärt Wolfgang Aldag, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag. Tatsächlich konnte schon bisher auf sogenannte Problemwölfe reagiert werden – rechtlich fundiert, auf Grundlage des bestehenden „Leitfadens Wolf“, der unter Umweltministerin Claudia Dalbert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) erarbeitet wurde. Neu ist also: nichts.

Und dennoch feiert die FDP den Beschluss als Ende der „Märchenstunde mit dem Wolf“. Die Vorsitzende des Umweltausschusses spricht gar von „endlich klaren Regeln“. Dabei wird eine Sicherheit suggeriert, die es nicht gibt – eine politische Kulisse aus Papiermaché, vor der sich nichts bewegt.

Aldag spricht von Symbolpolitik und einem „durchsichtigen Manöver“ der sogenannten Deutschlandkoalition. Statt sich drängenden Herausforderungen des Artenschutzes und der Weidetierhaltung mit Substanz zu widmen, setzt die Koalition auf die Wirkung der Schlagzeile. „Wenn altbekannte und längst geklärte Sachverhalte als politische Erfolge inszeniert werden, zeigt das nur eines: Diese Koalition ist inhaltlich erschöpft“, so Aldag.

Die Grünen kritisieren insbesondere die Irreführung von Jägern und Weidetierhaltern. „Verantwortungsvolle Politik klärt auf, statt Erwartungen zu wecken, die nicht erfüllt werden können“, so Aldag.

So bleibt das, was sich nach Entscheidungskraft anfühlt, am Ende ein Märchen – keines der Gebrüder Grimm, sondern eines aus dem politischen Repertoire von Symbolhandlungen: altbekannt, folgenlos und fern der Realität auf den Wiesen und Weiden des Landes.

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