Zum Welt-Hypertonie-Tag am 17. Mai veröffentlicht das Statistische Landesamt alarmierende Zahlen. Sachsen-Anhalt – das Land zwischen Harz und Elbe – steht im Bundesvergleich erneut im düsteren Rampenlicht: Nirgendwo sonst sterben so viele Menschen an den Folgen von Bluthochdruck wie hier. Besonders betroffen: Frauen jenseits der Lebensmitte.
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 7.010 Patientinnen und Patienten in den Kliniken des Landes wegen Hypertonie behandelt. Darunter waren 4.753 Frauen und 2.257 Männer – ein auffälliges Ungleichgewicht, das erneut den Blick auf geschlechtsspezifische Gesundheitsrisiken lenkt. Zwar zeigt sich bei den unter 50-Jährigen noch ein leichter Männerüberschuss (53,6 % der stationären Fälle), doch mit zunehmendem Alter kippt das Verhältnis deutlich: Über 70 Prozent der stationär behandelten Bluthochdruckpatienten über 50 waren weiblich.
Auffällig ist auch der Unterschied im Alter der Betroffenen. Während die meisten männlichen Hypertonie-Patienten im Alter zwischen 60 und 70 Jahren behandelt wurden, waren die meisten weiblichen Betroffenen zwischen 80 und 90 Jahre alt – allein in dieser Altersgruppe wurden 1.533 Frauen stationär versorgt.
Insgesamt stieg die Zahl der stationären Behandlungen im Vergleich zum Vorjahr leicht um 144 Fälle. Verglichen mit dem Jahr 2013 – dem bisherigen Höchststand – lag die Zahl jedoch um 5.676 niedriger. Ein Hoffnungsschimmer? Vielleicht. Doch die Zahl der Todesfälle spricht eine andere Sprache.
Tödlicher Druck: 2.437 Todesfälle im Jahr 2023
Bluthochdruck bleibt in Sachsen-Anhalt eine der häufigsten Todesursachen. Im vergangenen Jahr starben 2.437 Menschen an den Folgen dieser stillen Erkrankung – 329 mehr als zehn Jahre zuvor. Zwei Drittel der Verstorbenen waren Frauen, ein Drittel Männer. Besonders hoch war die Zahl der Todesfälle in der Altersgruppe der über 80-Jährigen. Fast 900 der Verstorbenen waren über 90 Jahre alt – ein deutliches Zeichen dafür, dass Bluthochdruck eine altersbedingte Geißel ist.
Verglichen mit dem übrigen Bundesgebiet nimmt Sachsen-Anhalt auch bei den Todesraten eine traurige Spitzenposition ein. Mit 112 Todesfällen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern lag das Land an letzter Stelle – noch hinter dem Freistaat Sachsen (111). Hamburg (39) und Berlin (45) bildeten hingegen das andere Ende der Skala.
Regionale Gesundheitslage bleibt angespannt
Die Krankenhausstatistik offenbart noch einen weiteren beunruhigenden Befund: Auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner kamen in Sachsen-Anhalt 321 stationäre Behandlungen wegen Hypertonie – fast fünfmal so viele wie in Berlin (68) und Hamburg (84). Besonders gravierend ist auch hier der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während 428 Frauen je 100.000 Einwohnerinnen betroffen waren, lag die Quote bei den Männern bei 210.
Die Ursachen für die hohe Belastung in Sachsen-Anhalt dürften vielfältig sein: Neben strukturellen Problemen in der medizinischen Versorgung spielen auch Lebensstil, Ernährung, Bewegungsmangel und soziale Faktoren eine Rolle.
Ein stilles Leiden – ein lauter Weckruf
Zum Welt-Hypertonie-Tag am 17. Mai mahnen Ärztinnen und Ärzte einmal mehr zur Vorsorge. Denn Bluthochdruck bleibt lange unbemerkt – und ist doch eine der gefährlichsten Volkskrankheiten. Besonders für Frauen im höheren Alter bedeutet er ein oft unterschätztes Risiko.
Die Zahlen aus Sachsen-Anhalt sollten Anlass sein, innezuhalten. Und umso mehr: endlich zu handeln.