Die Mitteldeutsche Zeitung, sonst immer sehr unternehmerfreundlich, hat in einem jüngst erschienenen Artikel den Unternehmer Dr. Jürgen Rohrmoser als Verhinderer des Weiterbaus der A 143 ausgemacht. In dem Artikel stellt die Zeitung das erfolgreiche Unternehmen, das in Mitteldeutschland mehrere Tongruben betreibt, als Scheinfirma dar („die wohl nur noch auf dem Papier existiert“, Zitat MZ). Worum geht es? die Autobahntrasse schneidet auch Flächen der Firma – und gerät damit wohl in Konflikt mit Abbaurechten an Kaolin. Auch in anderen Regionen Mitteldeutschlands geraten schon einmal Verkehrsprojekte mit Abbaurechten aneinander. Kaolin ist ein besonderer Stoff, er wird nicht nur in der Porzellanherstellung benötigt, sondern zur Produktion hochfester Fliesen und reinweißer Sanitärkeramik. Zu den Salzmünder Werken gehören Europas größte Gruben weißbrennender Tone – gewichtsmäßig wahrscheinlich (neben Agrarerzeugnissen) der größte Exportschlager aus dem Saalekreis. Eine seltene Allianz hat sich nun aufgetan: Naturschützer solidarisieren sich mit einem Tagebaubetreiber, konkret:„Bürgerinitiative Saaletal unterstützt die Klage der Ton und Kali GmbH gegen die Zerschneidung der Naturschutzgebiete westlich von Halle durch den drohenden Weiterbau der Autobahn 143“, wie es es in einer Erklärung der Initiative heißt.
„Wir wollen eine Zerschneidung durch eine Autobahn verhindern, wofür uns ausschließlich der Rechtsweg bleibt. Die Bürgerinitiative besteht aus Anwohner, Hallensern, Exilhallensern und Naturfreunden. Wir unterstützen die Klage von Herrn Rohrmoser vollauf. Wir verurteilen die Kampagne der Presse gegen Herrn Rohrmoser und hoffen, dass er dem Druck standhält und die Klage aufrechterhält.“ Der Schulterschluß mit dem Unternehmer wird dabei recht pragmatisch begründet: „Dies ist die letzte Chance, das Saaletal auf dem Gerichtsweg vor der drohenden Autobahn zu bewahren.“
16 comments on “Autobahn 143 im Porzellanladen: Bürgerinitiative unterstützt Kaolinwerk Salzmünde und übt Medienkritik”
Es gibt also doch noch Hoffnung.
Klar, eine ungenutzte Kaolinbude zu erhalten ist wichtiger als der Lückenschluss der A143. Diese Argumentation muss man erstmal verstehen. Letztlich geht es um Geld, da ein Gericht dem wohl kaum folgen wird.
Autobahnbau gehört zum übergeordneten Interesse , da kann und sollte er schnellmöglichst enteignet werden.
Hört, hört, Enteignung. Da biste aber fix.
Die frage ist aber, was eine angemessene Entschädigung ist. Wenn der Autobahnbau dazu führt, dass wertvolle Rohstoffe nicht abgebaut werden können, wird man die Entschädigung nicht nach dem Preis von Ackerland bemessen können.
Von fix kann bei der A143 gar keine Rede sein. Wenn beim Autobahnbau mit den Grundstücksbesitzern, meist sind es ja Landwirte, keine Einigung möglich ist, wird enteignet. Um die 625 m² von Rohrmoser kann die Autobahn keinen Bogen machen.
Das wird sich zeigen, ob es nur um die paar Quadratmeter geht, oder darum, ob das Bergrecht tangiert ist. Rohstoffabbau kann durchaus von übergeordneten Interesse sein. Oder warum werden für schäbige Braunkohle Städte und Dörfer weggebaggert?
Kaolin die Tonne 150 Euro. Braucht man nicht auch eine Lizenz für den Abbau?
Ich war ein paar Monate dort nicht unterwegs.
Hat man denn mit dem Kaolinabbau wieder begonnen?
Und wenn ja, wo hindert die Autobahn am Abbbau?
Bodenschätze werden beim Autobahnbau m.W. nicht entschädigt.
„Um die 625 m² von Rohrmoser kann die Autobahn keinen Bogen machen.“
Wow, Wolli kennt jeden Morgen Boden da in der Gegend, alle Achtung.
„Kaolin die Tonne 150 Euro. Braucht man nicht auch eine Lizenz für den Abbau?“
Ja, die hat er. Die ist bares Geld wert, da der Abbau nicht technisch aufwändig ist.
Der Knabe will also entschädigt werden.
Mehr ist da nicht.
625qm?
München hat keinen Autobahnring, Hamburg auch nicht. Aber Halle soll unbedingt einen bekommen. Schon irre oder ?
Diese Autobahn ist eine Uraltgeschichte aus Adolfs-Zeiten. Es gibt noch heute Merkmale, wo sie gebaut werden sollte.
Naja, ein paar hundert Meter entfernt von der Jetzigen.
München hat keinen Autobahnring. Aha, frage mich, wo ich da gefahren bin.