Am Samstag, 7. Mai 2016, findet der Europäische Tag der Herzschwäche statt. Das Mitteldeutsche Herzzentrum am Universitätsklinikum Halle (Saale) bietet daher eine Informationsveranstaltung für Betroffene und Interessierte an. Diese findet zwischen 9 und 13 Uhr im Universitätsklinikum Halle (Saale), Ernst-Grube-Str. 40, Lehrgebäude, Hörsaal, statt. In kurzen Vorträgen klären die Experten der halleschen Universitätsmedizin über die Erkrankung, die Ursachen und die Therapiemöglichkeiten auf. Außerdem haben die Besucher/innen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den Experten zu sprechen.
Schlechte körperliche Belastbarkeit, Atemnot und Flüssigkeitseinlagerung in den Beinen – viele halten das für eine normale Alterserscheinung und begeben sich nicht in ärztliche Behandlung. Diesen Symptomen kann eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zugrunde liegen. Die Herzschwäche ist eine ernste Erkrankung, die die Lebensqualität und Erwartung erheblich einschränkt. In Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen darunter und ein Teil der Erkrankungen wird noch gar nicht behandelt, weil sie nicht erkannt wurden.
Der medizinischen Forschung ist es in den vergangen Jahrzehnten gelungen, medikamentöse Therapien für verschiedene Formen der Herzschwäche zu entwickeln. Diese können die Beschwerden deutlich verbessern und das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen. Zusammen mit implantierbaren Geräten konnte auch die Sterblichkeit deutlich reduziert werden. Leider wird aber eine große Zahl von Patienten noch nicht optimal behandelt.
Interview mit Prof. Dr. Stefan Frantz, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III (Kardiologie)
Woran merke ich, dass ich unter einer Herzschwäche leide?
Die Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, ist eigentlich keine einzelne Erkrankung, sondern ein Komplex von Beschwerden mit unterschiedlichen Ursachen. Allen gemein ist, dass sie das Herz schädigen. Herzschwäche macht sich durch schlechte körperliche Belastbarkeit, Atemnot und Flüssigkeitseinlagerung in den Beinen bemerkbar. Viele halten das für eine normale Alterserscheinung und begeben sich nicht in ärztliche Behandlung. Doch kann sich hinter diesen Symptomen eine Herzschwäche verstecken. Aber auch andere häufige Erkrankungen, vor allem Erkrankungen der Lunge und Nieren, können solche Beschwerden verursachen. Viele Patienten leiden an mehreren dieser Erkrankungen, so dass die gleichzeitig vorliegende Herzschwäche daher nicht frühzeitig erkannt oder behandelt wird.
Wer ist der typische Herzinsuffizienzpatient?
Die Herzinsuffizienz ist häufig eine Erkrankung des höheren Lebensalters. So leiden etwa zehn Prozent der 80-Jährigen darunter. Es gibt aber viele verschiedene Ursachen, die zum Teil auch angeboren sein können und damit sogar Kinder betreffen können. Da die häufigsten ursächlichen Erkrankungen jedoch im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten, nimmt die Häufigkeit mit dem Lebensalter zu.
Wie entsteht die Erkrankung?
Sehr viele Erkrankungen können zu einer Herzschwäche führen. Das betrifft akute Erkrankungen, die das Herz irreversibel schädigen. Hier ist als häufigste Ursache der Herzinfarkt zu nennen, ebenso Entzündungen. Andere Ursachen entwickeln sich über viele Jahre schleichend und werden lange nicht erkannt oder behandelt. Hier denke ich an den Bluthochduck. Die Bluthochdruckkrankheit betrifft sehr viele Erwachsene und verursacht zunächst in der Regel über viele Jahre gar keine Beschwerden. Unter Umständen wird der Hochdruck dann nach Jahren im Rahmen der Abklärung von Herzinsuffizienz Symptomen erkannt.
Wie viele Menschen leiden an einer Herzinsuffizienz?
In Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen darunter und ein Teil der Erkrankungen wird noch gar nicht behandelt, weil sie nicht erkannt wurden. Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung tritt die chronische Herzschwäche vermehrt auf. Jährlich sterben in Deutschland etwa 45.000 Menschen an dieser Krankheit.
Wie kann Betroffenen geholfen werden?
Die Herzschwäche ist leider eine ernste Erkrankung, die die Lebensqualität und Lebenserwartung erheblich einschränkt. Einige Formen der Herzschwäche lassen sich mit Medikamenten wie Betablockern und Blutdrucksenkern behandeln, für andere fehlt immer noch eine geeignete Therapie. Fast immer ist die Behandlung lebenslänglich notwendig. Der medizinischen Forschung ist es in den vergangenen Jahrzehnten gelungen, medikamentöse Therapien für verschiedene Formen der Herzschwäche zu entwickeln. Diese können die Beschwerden deutlich verbessern und das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen. Zusammen mit implantierbaren Geräten zum Schutz vor Rhythmusstörungen konnte auch die Sterblichkeit deutlich reduziert werden. Leider wird aber eine große Zahl von Patienten noch nicht optimal behandelt. Wir an der Halleschen Universitätsmedizin forschen auf dem Gebiet der Herzinsuffizienz und kooperieren mit vielen anderen Forschern, u.a. auch mit dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg, welches ich mitaufgebaut habe.
Was kann ich selbst machen?
Das Alter können Sie natürlich nicht beeinflussen, aber Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen und Diabetes minimieren. Eine gesunde Lebensweise und körperliche Aktivität können sowohl das Auftreten einer Herzschwäche verhindern, als auch das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Was können die Ärzte besser machen?
Leider ist die Behandlung oft schwierig, gerade wenn die Patienten an vielen Erkrankungen leiden. Dann ist manchmal die Mitbehandlung in einem Zentrum, wie dem neuen Halleschen Herzzentrum nötig. Hier arbeiten Spezialisten verschiedener medizinischer Disziplinen zusammen. Aber auch die Information der Bevölkerung, der Patienten und ihrer Angehörigen ist eminent wichtig.
Quelle: Universitätsklinikum Halle