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Ärztemangel, Pflegenotstand: „ausländische Fachkräfte könnten abhelfen“

Freie Facharztstellen, vakante Hausarztpraxen, Pflegenotstand in der Altenpflege. Der Bedarf an medizinischen Fachkräften ist bundesweit hoch. Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern fehlt es an diesen Fachkräften, da unter anderem auf Grund der besseren Bezahlung in vielen  westdeutschen Bundesländern eine zusätzliche Abwanderung zu verzeichnen ist. Gleichzeitig stehen Ärzte, Apothekerinnen und Pflegekräfte in den Startlöchern um als Fachkräfte in Deutschland zu arbeiten. Sie haben ihre Ausbildung im Ausland absolviert und bringen oft jahrelange Berufserfahrung mit. Was genau verzögert die Anerkennung ihrer Abschlüsse und wie könnte ihr Weg in den Arbeitsmarkt beschleunigt werden?

Diesen Fragen stellen sich heute in der Thüringer Landesvertretung in Berlin die Integrations- und Ausländerbeauftragten der ostdeutschen Bundesländer gemeinsam mit den Vertretungen der Landesnetzwerke „Integration durch Qualifizierung“ (IQ). Dabei werden die einzelnen Voraussetzungen und Verwaltungsabläufe der Anerkennungsverfahren in den Fokus genommen und Lösungsansätze  erarbeitet. In der Praxis kommt es immer wieder zu Verzögerungen bei der Bearbeitung der Unterlagen zur Berufsanerkennung, obwohl die Bescheidungsfristen dem Gesetz nach maximal vier Monate dauern dürfen. Woran liegt das?
Ausländische Ärztinnen und Ärzte und Pflegefachkräfte müssen neben den fachlichen Nachweisen auch ihre Deutschkenntnisse unter Beweis stellen. Ist das entsprechende Angebot an Sprachkursen ausreichend?

Fachliche Qualifikation ist im Sinne des Patientenschutzes Voraussetzung und muss meist in einer Kenntnisprüfung nachgewiesen werden. Sind die Prüfungsstrukturen bedarfsdeckend vorhanden?

Eine genaue Prüfung liegt im Interesse aller. Die Beauftragten und die Fachleute des Netzwerkes IQ der ostdeutschen Länder betonen, dass eine beschleunigte berufliche Anerkennung keinesfalls auf Kosten von Qualität erfolgen darf. Eine effiziente Zuführung zugewanderter Fachkräfte in den Arbeitsmarkt – gegebenenfalls mit sprachlicher und fachlicher Nachqualifizierung – ist sowohl aus integrations- als auch gesundheitspolitischer Sicht anzustreben.
Konkret wird Verbesserungs- und Handlungsbedarf in folgenden Bereichen gesehen:
1. Anerkennende Stellen sind mit ausreichend Personal mit Fachkompetenz auszustatten.

2. Die Verfahren müssen für Antragstellende transparent und planungssicher geregelt sein.

3. Vorbereitungskurse auf die Kenntnis- und Eignungsprüfungen sowie Anpassungslehrgänge werden durch die IQ Netzwerke angeboten. Strukturen zur Abnahme der Prüfungen und des Fachsprachtests müssen ausreichend zur Verfügung gestellt werden.

4. Die Ausländerbehörden müssen in den gewollten Zuwanderungsprozess eingebunden sein.

 

6 comments on “Ärztemangel, Pflegenotstand: „ausländische Fachkräfte könnten abhelfen“”

  1. Die Ausländer fehlen dann aber wieder im Gesundheitswesen ihrer Heimatländer, hat man da schon einmal dran gedacht? Zum anderen sind ihre deutschen Sprachkenntnisse in vielen Fällen eher rudimentär, und auch eine Sprachkundigkeit für den Alltag taugt im Gesundheitswesen eher nur wenig… Und verstanden werden wollen die Patienten schon noch…
    Hier wird wieder der Brain-drain durchgesetzt, der in den 90er jahren von diesem Territorium in die west- und nordeuropäischen Länder einsetzte. Eben, weil einfach die Bedingungen besser waren…

  2. Was schlägst du als Alternative vor? Gegen braindrain helfen Mauern, so dachte man zumindest in den 1960ern…

  3. Müßig über dieses Thema zu sprechen. Jeder weiß, die Arbeitsagentur bietet ein umfangreiches (weiter) Bildungspakete für die entsprechenden Berufsgruppen der Zugereisten an. Dadurch werden die Probleme gemildert.

  4. Was nützt einem ausländisches Fachpersonal was zwar die Qualifikation nachgewiesen hat aber dem normal Patienten die Medizinischen Fachbegriffe nicht allgemeinverständlich übersetzen kann. Da scheitern ja teilweise schon deutsche Ärzte die so unter Zeitdruck stehen das sie nur mit Fachbegriffen antworten und garnicht die Zeit haben dem Patienten zu erklären was die medizinischen Begriffe bedeuten die einem so bei einer Visite am Krankenbett um die Ohren gehauen werden. Wenn man da nicht skeptisch guckt und dazwischen Fragt über was die sich unterhalten stirbt man dumm obwohl sie so tun als reden sie über einen. Ich antworte dann meistens mit “ und jetzt die Visite noch mal auf deutsch.“, das hat das ein oder andere mal für verwunderte und nachdenkliche Blicke beim Ärztepersonal gesorgt.

  5. Man sollte sich schon mit den Realitäten beschäftigen, die schon lange in Deutschland so sind: ohne die
    Fachkräfte aus dem innereuropäischen oder internationalen Herkunftsländern , oberflächlich manchmal auch gemeint mit einer Teilgruppe „mit migrationshintergrund“; wäre das Gesundheitssystem schon längst kollabiert. Dies ist im Westen des Landes schon seit über 30 Jahren Realität, allerdings hatte dieser Teil des Landes noch ein wenig Entlastung aus dem Nahen Osten ( ohne, ich meinte die ehemaligen DDR-Gebiete).
    Meine Erfahrungen sind durchaus positiv , auch wenn manchmal mich eher wundert wieso scheinbar so viele Deutsche einfach keine Arbeit finden: im Zweifelsfall ist das sicher nicht die fortschreitende Dekadenz des Sozialwohlstands sondern Schuld des geldgierigen nicht aus Deutschland stammenden Fachkräfte.

  6. Durch Deutschland reisen wöchentlich tausende Fachkräfte Richtung England. Bei anständiger Bezahlung würden die Polen vielleicht den kurzen Weg nach Deutschland bevorzugen, lernfähig und flexibel sind sie ja. Jetzt müsste Jens Spahn nur seine Versprechungen einhalten, und das Problem läßt sich lösen.

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