KIDICAL MASS OFFENBART SICHERHEITSMÄNGEL
Am 27. April 2024 rollte Halles Familien-Fahrraddemo – die „Kidical Mass“ – mit ungefähr 120 großen und kleinen Teilnehmenden durch Halle – und wäre beinahe unter die Straßenbahn geraten! Ein Zusammenstoß konnte gerade noch verhindert werden, wirft aber Fragen auf.
Bundesweit radeln Eltern mit ihren Kindern durch die Städte und demonstrieren für sichere Wege. Das ist bitter nötig, denn an vielen Stellen und in vielen Vorschriften stecken gravierende Hindernisse für Familien oder Kinder, das Rad im Alltag zu nutzen. Einem Hürdenlauf gleich ist es ein permanentes Auf- und Absteigen an querenden Straßen, ein Hindernisparcours im Schritttempo, das Radelnde schnell zu Fall bringt. Da ist man oft selbst zu Fuß schneller – und erst recht im Auto. Auch Zebrastreifen sind oft gefährlich, weil der Autoverkehr für legal radelnde (Kinder und Begleitpersonen) nicht zuverlässig bremst. Eine junge Teilnehmerin brachte einen Wunsch für sicherere Überwege auf den Punkt: „Zebrastreifen muss man fühlen!“
Die Kidical Mass am 27.4. in Halle war als reguläre Demonstration angemeldet und wurde von der Polizei motorisiert vor und hinter dem Demonstrationszug begleitet. Schade, dass der Inbegriff kindlicher Idole nicht ebenfalls auf dem Rad und damit quasi auf Augenhöhe mobil war.
Aber es kam noch schlimmer: Weil die Einsatzfahrzeuge der bestätigten Strecke teilweise nicht folgen konnten, weil ein Poller die Durchfahrt versperrte, rollte der Demonstrationszug unbegleitet über Kleinschmieden und wurde von einem Straßenbahnfahrer daher nicht als solcher erkannt. Die Tram beharrte also auf ihrem Vorrang und wollte geradewegs in die Veranstaltung rollen. Nur weil ein Ordner mit dem eigenen Körper die Tram blockierte, konnte ein Zusammenstoß verhindert werden. Nicht auszumalen, was hätte passieren können!
„Ist doch wieder einmal gut gegangen“, könnte man sagen. Aber es offenbart, dass für Demonstrationen per Rad ein radelnder Polizeischutz wichtig ist. Und ganz generell braucht es Polizeikräfte, die mit kraftvollen E-Bikes und Blaulicht unmittelbarer präsent und beweglich sind in Bereichen und Situationen, in denen Streifenwagen wenig nützen. Solche Situationen gab es mehrere während der Demonstration, als z. B. aus einmündenden Straßen Fahrzeuge in den Demonstrationszug fahren wollten und nur durch Teilnehmende davon abgehalten wurden.
Wer sich selbst ein Bild verschaffen will, ist gern eingeladen, an einer der bundesweit rollenden „Kidical Mass“ (www.kinderaufsrad.org) teilzunehmen oder versucht einfach einmal, sich mit einem Kind bis zu acht Jahren STVO-gerecht durch die Stadt zu bewegen, ohne dabei frustriert festzustellen: „Das tue ich mir nicht noch einmal an!“ Denn das ist die bittere Realität. Von einer Chancengleichheit der Verkehrsmittel ist das Fahrrad leider noch meilenweit entfernt – gerade für Familien.
ADFC: Kidical Mass offenbart Sicherheitsmängel

4 comments on “ADFC: Kidical Mass offenbart Sicherheitsmängel”
Die Poller waren dem Veranstalter sicher bekannt, ob er die Polizei wohl im vorfeld auch darauf hingewiesen hat oder es eher darauf angelegt hat? „Irgendwer“ muss auch als erster am Fürhrungsfahrzeug der Polizei vorbeigefahren sein ohne sich viele Gedanken zu machen – bei einer Kinderdemo? Ich hätte gegenüber dem Veranstalter auch Sicherheitsbedenken.
»Und ganz generell braucht es Polizeikräfte, die mit kraftvollen E-Bikes und Blaulicht unmittelbarer präsent und beweglich«
Was für ein von Gewalt strotzender Duktus! 😕
Warum wird die Autorin oder der Autor nicht genannt?
Also diese „Demonstrationen“ zeigen zwei Sachen, man muss die Selbstverständlichkeit der Radrambos deutlich einbremsen und das Jugendamt sollte mal schauen wer sich an „Kidical Mass“ beteiligt, egal aus welchem Lager die Querdenker kommen aber die Kinder für ihre wirren Ziele zu missbrauchen ist immer ein schlechtes Zeichen.
Diese Aktionen sind nötig, damit auch Blechkistenrambos endlich begreifen, dass Kinder und Jugendliche sich sicher und selbstständig zu Fuß und mit dem Fahrrad auf den Straßen bewegen wollen.