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80 Jahre nach der Besetzung der Kampfstofffabrik in Halle-Ammendorf: Messungen zur Bodenbelastung beginnen

Acht Jahrzehnten nach der Besetzung der Chemiewaffenfabrik „Orgacid“ durch US-Truppen soll nun endlich Gewissheit darüber geschaffen werden, ob noch immer gefährliche Stoffe im Boden des ehemaligen Fabrikgeländes in Halle-Ammendorf vorhanden sind. Die Stadt Halle hat damit begonnen, zahlreiche Messstellen auf dem Gelände zu installieren, um mögliche Altlasten und eine Belastung mit Senfgas nachzuweisen.

Wie ein Sprecher der Stadt Halle auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, sind bereits zwei neue Messstellen auf dem Areal errichtet worden. Eine weitere Messstation wird in den kommenden Monaten folgen. Zudem sollen 26 bereits bestehende Messstellen reaktiviert werden, um das Grundwasser und den Boden auf mögliche Reste von Senfgas, einem der gefährlichsten Chemiewaffen des Zweiten Weltkriegs, zu überprüfen.

Anwohner fordern seit Jahrzehnten Beseitigung der Umweltschäden

Bereits seit den 1950er Jahren fordern Anwohner der betroffenen Gebiete die Beseitigung von Altlasten und eine umfassende Sanierung des Geländes. Nach Angaben einer Bürgerinitiative wurden bei der Sprengung der Fabrik durch sowjetische Truppen nach dem Zweiten Weltkrieg massive Umweltschäden verursacht. Zu dieser Zeit war die „Orgacid“-Fabrik für die Produktion von über 60.000 Senfgasbomben verantwortlich, die im Krieg zum Einsatz kommen sollten.

Die Unsicherheit über die Gefährdung durch mögliche chemische Rückstände im Boden und Grundwasser hat die Anwohner und Umweltschützer jahrzehntelang beschäftigt. In der vergangenen Woche erinnerten die Bürgerinitiative „Orgacid“ und zahlreiche Anwohner an den historischen Vorfall und erneuerten ihre Forderung nach einer umfassenden Sanierung des Areals.

Stadtrat fordert schnelle Ergebnisse

Stadtrat Hans-Joachim Berkes äußerte sich im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT zu den laufenden Messungen und forderte eine zügige Aufklärung über die Belastung des Geländes: „Es ist wichtig, dass wir endlich zu Ergebnissen kommen, die Klarheit darüber verschaffen, welche Gefahr von diesem Gelände ausgeht“, so Berkes.

Im Mai soll der Stadtrat über einen Antrag des Umweltausschusses beraten, der vorsieht, bis Ende 2026 weitere Probemessungen durchzuführen und gegebenenfalls eine Sanierung des Geländes einzuleiten.

Die Messungen auf dem ehemaligen „Orgacid“-Gelände sollen nun dazu beitragen, mögliche Gefahren für die Anwohner zu erkennen und gegebenenfalls Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten.

Die „Orgacid“-Fabrik und ihre Nachwirkungen bleiben ein Thema von historischer Bedeutung und brennender Aktualität für die Stadt Halle und ihre Bürger.

Quelle: MDR SACHSEN-ANHALT

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