Protest in Halle gegen NPD-Tour

Nazis gegenüber ist keine Toleranz angesagt. Da gibt es auch nichts zu diskutieren.

Mit den Feinden der Demokratie muss man sich nicht zwingend auseinandersetzen.

OK, das ist auch eine Meinung, die eine demokratische Gesellschaft akzeptieren muss, aber diese Meinung muss aufgrund eigenständigen, vernunftbegabten Denkens entstanden sein. Und da das auch immer gerne so pauschal in den Raum geworfen wird: Wer sagt denn eigentlich, dass die Demokratie zwangsläufig die Regierungsform ist, die über allen anderen steht (und jetzt kommt mir bitte nicht mit dem Churchill-Zitat) und jegliche Menschen, die nicht von ihr überzeugt sind als „Feinde der Demokratie“ vernichtet gehören? Was ist denn, wenn ich aktiv für den Anarchismus eintrete (nicht für Anomie! – bitte vorher mal Wikipedia konsultieren)? Bin ich dann auch ein „Feind der Demokratie“, den es zu bekämpfen gilt?

Und was die Ruderin Drygalla betrifft: Wenn es allein ihr Gewissen gewesen wäre, das sie zur Abreise bewegt hat, dann wäre sie gar nicht erst angereist. Ich bezweifle, dass es allein ihre Entscheidung war. Wir müssen uns doch nur mal das Medien-Echo anschauen, allen voran die „Welt am Sonntag“, die sofort angebliche Beweise gefunden haben will, die sich später als unwahr oder unbelegbar erwiesen.

Fakt ist, dass auch „Feinde der Demokratie“ eine Meinung haben, mit der man umgehen muss. Und als vernunftbegabter Mensch möchte man doch wohl mehr drauf haben als nur Parolen nachzuplappern, die andere einem vormachen.
Ich werde mir das morgen – so ich es schaffe – mal als außenstehender anschauen und mir ein eigenes Bild machen.

Also, zunächst will ich nochmal klarstellen, dass ich Fremdenhass keineswegs gutheiße und die NPD nicht schönreden will. Allerdings ist die NPD, soweit ich informiert bin, in keinem Rechtsstaat der Welt verboten, und solange das so ist, müssen wir das Recht der Rechten akzeptieren, Demokratie auszuüben, wie wir es uns selbst herausnehmen. Und ich würde auch mal behaupten, dass es innerhalb der rechten Szene feine Abstufungen bezüglich des Grades der Ansichten gibt.

Meine Kritik bezieht sich einmal mehr auf die Methoden der „anderen Seite“ (der vermeindlich guten), und ich fühle mich in ihr bestätigt, wenn ich lese:

Das Stadtoberhaupt ruft die Hallenserinnen und Hallenser auf, gegen die Kundgebung der Rechtsextremisten in der Leipziger Straße zu demonstrieren und Gesicht zu zeigen.

Ahja, sie ruft auf, gegen irgendwas zu demonstrieren. Mündige, des kritischen Denkens fähige und couragierte Menschen müssen nicht aufgerufen werden. Solche muss man auch nicht aufrufen, zur Wahl zu gehen, das machen die aus eigenem Antrieb. Aufrufen muss man nur die Mitläufer.
Und „Gesicht zeigen“? Wohl eher in der Masse untertauchen und vorgegebene Parolen brüllen.

„Wir sind solidarisch mit allen friedlichen und den Rechtsstaat achtenden Menschen, die mit uns das Ziel teilen, der populistischen Aktion der Neonazis ‚Wir wollen nicht Zahlmeister Europas sein – Raus aus dem Euro’ entgegen zu treten“, stellt Dagmar Szabados heraus.

Ich sehe an der Aussage „Wir wollen nicht Zahlmeister Europas sein – Raus aus dem Euro“ grundsätzlich nichts antidemokratisches, rassistisches oder rechtsradikales. Das hört man an jedem zweiten Stammtisch. Und den Nazis vorzuwerfen, sie würden sich die Parolen anderer zueigen machen und für ihre Zwecke missbrauchen, ist auch mit zweierlei Maß gemessen. Ich kann gar nicht an einer Hand abzählen, wie oft „normale“ Politiker hohle populistische Phrasen wiedergekäut haben (A 143 irgendwer?).

Ich möchte es nochmal klarstellen: Wenn der Protest gegen diese Kundgebung einem rationalen, kritischen Denkprozess jedes einzelnen über diese Gruppierung und ihre Themen folgt, dann kann und will ich niemandem das Protestieren verbieten oder ausreden. Aber wenn ich höre, dass eine dumme Masse Hetzparolen skandiert und ohne Ratio zu irgendwelchen (scheinbar willkürlichen) Protesten aufgerufen wird, dann protestiere ich – und zwar gegen die Masse.