Startseite Foren Halle (Saale) Mann und Frau tabu: Stadtrat will Geschlechterrollen abschaffen

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  • #76922

    Ach Halleversteher, wir sind natürlich alle Chauvinisten, die Frauen verachten und ihr nur eine Nebenrolle zuweisen, weil wir keine geschlechtsneutrale Sprache verwenden. Wir sind natürlich alle gegen weibliche Führungskräfte und sehen es gar nicht ein, Frauen genauso viel zu bezahlen wie Männern.

    Du magst vielleicht Halle verstehen, aber die Psychologie des Menschen verstehst du nicht. Gehaltsvorstellungen werden bei Bewerbungsgesprächen geführt oder werden gar nicht geführt, wenn es ohnehin festgelegte Tarife gibt. Tatsache ist, dass Frauen oftmals von sich aus bescheidenere Gehaltsvorstellungen haben. Nun könnte man so argumentieren, dass es an der durch unsere Sprache vorgegebene Rollenverteilung liegt, und ich gebe dieser Argumentation sogar eine geringfügige Chance, aber keine so große, dass es vollständig Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Zusammenleben hat.

    Wenn du gängige Rollenklischees aufbrechen willst, dann fang’ mal in den zahlreichen Spielzeug- und Kinderutensilienläden an, die von vornherein in „rosa“ und „blau“, in „Puppen“ und „Autos“ aufgeteilt sind. Die Sprache kann nur ein zusätzlicher, kein grundsätzlicher Faktor bei der Rollenverteilung sein. Es ist nicht allein psycho- oder soziologisch zu erklären, dass kleine Mädchen das soziale Spiel bevorzugen während kleine Jungen vielmehr an technischen Vorgängen interessiert sind (Quelle).

    Rollenklischees fangen da an, wo sie z. B. von Eltern vorgelebt werden. Ich denke da z. B. an „Vater geht mit Sohn zum Fußball“ oder „Mädchen spielen Violine oder Klarinette, Jungs spielen Trompete oder Schlagzeug“. Es ist nicht die Sprache, die die Rollen verteilt, sondern Verhalten und Erziehung. Wenn wir nur Müll- oder Feuerwehrmänner oder männliche Bauarbeiter sehen, dann lernen wir automatisch, dass nur Männer sowas machen. Das liegt nicht daran, dass die Sprache, die wir verwenden, es nicht vorsieht, dass Frauen das machen.

    Und da kommen wir zum anderen Punkt: Wieso wird von feministischer Seite immer nur auf Führungspositionen beharrt? Frauen sollen in Fürhungspositionen und Männer sollen die körperliche Drecksarbeit machen? Das dreht die ganze Sache in „positive Diskriminierung“, indem sie keine Rollenklischees aufhebt, sondern nur neu verteilt.

    #76923

    Frauen sieht man selten Schneeräumen.

    #76930

    Weil Männer länger schlafen?

    #76931

    @wolli Frau Holle schüttelt die Betten aus.

    Müssen jetzt die Märchen entschlechtlicht werden?

    #76932

    Schönes Thema, sich zu echauffieren 🙂

    Aber ein Zeichen, dass sich Stadtrat und -Verwaltung im Kreise drehen.

    Mir ist es völlig wurscht, ob das Dokument Führerschein oder Fahrerlaubnis heißt.
    Viel mehr will ich von der Stadtverwaltung auch nicht…

    #76953

    Unser neuer CDU-Chef meldet sich zu Wort, richtig so:

    „Keine bürokratische Sprachpanscherei – wahre Probleme anpacken
    Die CDU Halle fordert die Stadtratsfraktionen von MitBürger, SPD, Bündnis90/Die Grünen und der Linken auf, sich auf Lösung der dringenden und tatsächlichen Probleme der Stadt Halle (Saale) zu konzentrieren.
    „Die Abwanderung von Markengeschäften aus der Innenstadt, die weiter steigende Verschuldung der Stadt Halle sowie die schwierigen Diskussionen um die Pläne der Stadtverwaltung zum geplanten Personalabbau nach der Rasenmähermethode sind nur einige der aktuellen Probleme.“ Die Gängelung der deutschen Sprache bis in das Absurde gehört definitiv nicht dazu, so Tullner.“

    #76999
    #77036

    Halleversteher schrieb:
    “ in Sprache manifestiert sich gesellschaftliche Wirklichkeit und definiert sich Lebenswelt, und wenn es eines Beweises bedarf, dass Frauen trotz aller Lippenbekenntnisse in der Wahrnehmung nach wie vor nur eine zugewiesene Nebenrolle spielen, ist unsere Sprachpraxis der beste Beweis dafür.“

    Kein Widerspruch. Aber Sprache ist Symptom für gesellschaftliche Realität, nicht Ursache. Fortschritt kommt nicht, indem ich die Uhr vorstelle.

    #77051

    Symptom und Ursache: Man darf getrost von einer Wechselwirkung zwischen Sprachentwicklung und Gesellschaftsentwicklung ausgehen, das ist ein sich gegenseitig bedingender und teilweise motivierender Prozess. Man beachte die Sprachentfaltung in der Reformation oder auch der Aufklärung.

    Sprache wird in Diktaturen auch oft gezielt als Machtinstrument verwendet, das sieht man sehr gut an der Nazi-Sprache, die hier Mitlesenden kennen ähnliches aus Zeiten des real existierenden Sozialismus (sogar die letzte Formulierung ist ja schon der beste Beweis dafür.

    Das Problem ist halt, dass man Sprache immer nur aus dem Abstand heraus erkennen kann, es ist sehr schwer auf der Grundlage der eigenen Sprachlichkeit darüber zu urteilen, man bewegt sich ja quasi im System, über das man urteilt. Deswegen fällt es vielen Menschen auch schwer, den Gender-Aspekt von Sprache zu erkennen.

    Im Übrigen halte ich auch nix von der Gleichmacherei der Geschlechter, es gibt spezifische Unterschiede, gerade aus dieser Unterschiedlichkeit entsteht auch großer Reichtum. Aber es gibt eben keine spezifischen Vorrechte oder Nachteile, die aus der Geschlechtlichkeit abgeleitet werden könnten.

    #77052

    Für deine Auffassung spricht dann, dass meine Uhr mal vor oder nach geht.

    #77062

    ? Das Ding mit der Uhr verstehe ich jetzt nicht wirklich. Habe schon das Gefühl, dass bei manchen zu diesem Thema die Uhren etwas langsamer ticken, aber das meinst Du wohl nicht.

    Aber zum Thema „Frauen in Führungsrollen“, das Du ja angesprochen hattest, gibt es diese schöne Aussage: „Gleichberechtigung erreicht man nicht, indem man genauso viele fähige Frauen in Führungspositionen bringt, wie es dort Männer gibt, sondern Gleichberechtigung ist erst hergestellt, wenn dort genauso viele UNFÄHIGE Frauen wie unfähige Männer sind“. Das wäre doch mal ein realistischer Ansatz.

    #77212

    Aus der heutigen Stadtratssitzung:
    „Grüne, Linke, MitBürger und SPD wollen eine geschlechterneutrale Sprache in der Stadtverwaltung (Redepult statt Rednerpult, Führungskraft statt Chef). In vielen öffentlichen Verwaltungen sei dies schon Standard und gesetzlich vorgeschrieben, erklärte Elisabeth Krausbeck (Grüne). Raik Müller (CDU) versteht die Verweisung nicht. “Kümmert euch doch um die wirklichen Probleme der Gleichstellungspolitik und haltet euch nicht mit solchen Dingen grundlos auf”, meinte Müller, der an der juristischen Fakultät stellvertretender Gleichstellungsbeauftragter ist. Es solle sensibler mit den Mittel der deutschen Sprache umgegangen werden. “Es gibt eine lange Redeliste”, meinte der Ratsvorsitzende Harald Bartl unter lautem Gemurmel der Räte. Katja Raab (FDP) sprach von “Sprachverrenkungen mit dem Ziel, eine Gleichstellung von Mann und Frau herzustellen.” Sie nannte als besonders negatives Beispiel einen Flyer für den Nationalpark Eiffel, wo wegen geschlechtsstereotypen ein Hirsch in der Brunft entfernt wurde. Raab sprach von “Scheinschauplätzen und Kriegsplätzen aus ideologischen Gründen, die nur in einer Randgruppe verkämpft werden.” Der Antrag sei weit weg von der Lebenswirklichkeit der Menschen, lautes Geklatsche von CDU und FDP.

    Im Sozial-, Gesundheits- und Gleichstellungsausschuss wird über den Antrag weiterberaten.“

    #77222

    Was sind „Scheinschauplätze und Kriegsplätze“?
    Kriegsschauplätze und Scheinkriege würde ich ja noch verstehen.

    Soviel zum Thema „Sprachverrenkung“. Wenn man polemisch sein wollte (und die Wörter denn wirklich so gefallen und nicht falsch zitiert sind) könnte man unterstellen, dass da allerdings bei manchen die Formulierungskraft fehlt, um die sprachlichen Herausforderungen der geschlechtergerechten Sprache zu erfüllen.

    #77223

    Kaspertheater, als ob es keine anderen wichtigeren Probleme gäbe. Es gibt nix neutrales, schon gar nicht in der Sprache. Überall ist eindeutig Stellung zu beziehen; wer indifferent ist, ist außerhalb der Zeit…

    #77229

    Scherzfigurentheater bitte. Oder gleich Käsperintheater.

    #77266

    „verkämpft“ ist auch schön.

    #83330

    Mitbürger = Mitmenschen

    #83376

    Ohne Ausbildung fällt es viel leichter die eigene Sprache zu vergewaltigen. Da kann man nur auswandern…

    #83657

    Entscheidung verschoben, Antrag in die Ausschüsse verwiesen.
    Ich richte mich ohnehin nicht danach, für mich bleiben männliche und weibliche Studenten Studenten und werden nicht Studierende.

    #83701

    Ja, für dich bleibt‘s vielleicht so. Zu DDR-Zeiten war für die Alten das Kaufhaus, was anstelle des heutigen „Stadtcenter Rolltreppe“ stand, auch immernoch Karstadt, obwohl der Sozialismus dieses Gedankenverbrechen schon längst ausradiert hatte. Und die Jungen kannten es daher nicht.

    Worauf ich hinaus will: Junge Menschen werden das generische Maskulinum aber gar nicht mehr kennenlernen, die wachsen mit diesen spachlichen Verfehlungen auf und denken, es ist normal. Deswegen muss sowas auch gleich unterbunden werden, damit dieser Unsinn gar nicht erst offiziell Einzug hält.

    Und nur, weil es ein generisches Maskulinum gibt, bin ich keineswegs chauvinistisch. Das werde ich nur bei solchen militanten Feministen (da, ich habe das generische Maskulinum wieder verwendet!), die bestimmen wollen, was wir zu sagen und zu denken haben.

    #83702

    Man sollte endlich die Geschlechter in der Sprache ganz abschaffen. Außerdem sollten Orthografie und Grammatik aufs Rudimentärste zusammengekürzt werden, um den Forderungen nach Barrierefreiheit nachzukommen.
    Endlich ist Deutsch dann noch einfacher als Pigeon-Englisch.

    #83703

    der Mann – die Menschin

    #83885

    In meiner Stammkneipe, der Gosenschänke, gibt es nach wie vor Tüten mit „Studentenfutter“ und nicht „Studierendenfutter“.
    Am Kartenständer der Kneipe waren Werbekarten der „Studentengemeinden in Halle“ und nicht der „Studierendengemeinden in Halle“, interessanterweise nennt sich auf dieser Karte die ESG „Evangelische Studierendengemeinde“ und die KSG „Katholische Studentengemeinde“. Die ESG lädt ein zum „Studierendengottesdienst“ und die KSG zum „Hochschulgottesdienst“.
    Da möchte man doch als Evangelischer fast zu den Katholiken konvertieren.

    #83914

    Ja, wenn man sonst keine anderen Sorgen hat…

    #83921

    Was hast Du denn für Sorgen, @Schulze? Wolli würde sicher auch für Dich beten.

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