Startseite Foren Halle (Saale) Jeder sechste Hallenser ist überschuldet.

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  • #18544

    Jeder sechste Hallenser ist überschuldet

    Wie macht das jeder sechste Hallenser, mehr ausgeben als einnehmen? Haben die Geld auf der hohen Kante oder wer borgt denen dauernd Geld?

    #18545

    Die Banken scheinen trotzdem gut am Kreditgeschäft zu verdienen, da sind Ausfälle einkalkuliert.

    #18578

    Das sind oftmals Konsumkredite der Handelsunternehmen und immer noch Handykosten.

    #18590

    Bei so viel Geld im Umlauf, müsste es doch Brummen in der Stadt. ;-(

    #18593

    teu

    @wolli: Schulden mehren sich schneller, seit es Inkasso-Unternehmen gibt. D.h. wer heute 100 Euro nicht zahlen kann, muss damit rechnen, dass er morgen 400 zahlen muss, weil ein Inkasso-Unternehmen den Wechsel kauft.
    Früher nannte man diese Berufsgruppe Wucherer,
    Heute nennen sich die meisten Rechtsanwälte.

    #18608

    Laut Tagesschau sind die Hauptgründe für Überschuldung „Arbeitslosigkeit, Scheidung und Trennung vom Lebenspartner. Auch Krankheit spiele eine wachsende Rolle.“

    Doch ein wesentlicher Grund für die Zunahme in diesem Jahr sei eine vermehrte Verschuldung durch übertriebenen Konsum.

    Tagesschau.de

    Ein interessanter Punkt. Und er bestätigt meine Vermutung, dass viele „arme“ Haushalte – zusätzlich oder im Zusammenhang mit sozialen Problemen – nicht mit dem Geld umgehen können, was sie zu Verfügung haben. Es muss ja heutzutage jeder ein Smartphone mit All-Inclusive-Flatrate für 50€ im Monat haben, und den neuesten HD-Fernseher mitsamt digitalem Knebelvertrag auch gleich noch. Normales nicht-HD-Fernsehen ist ja scheiße, da ist man ja sozial ausgegrenzt, wenn man das nicht hat. Und man gibt sich ja nicht mehr mit normalen Standardangeboten zufrieden, es müssen ja immer noch kostenpflichtige Zusatzangebote sein, die natürlich viel interessanter sind und viel mehr Spaß, „Event“ und „Entertainment“ bieten. Und es ist ja zur Zeit so günstig, Konsumkredite aufzunehmen, um sich auch das kaufen zu können, was der Nachbar hat. Weil, man kann ja nicht am sozialen Leben teilhaben, wenn man nicht alles hat, was andere haben.

    #18610

    @Binärcode und asconas: Das trifft dann ja so oder ähnlich auf alle Städte zu, wenn es denn so ist. Es erklärt noch nicht, wieso Halle dann Schulden-Spitzenreiter ist, sofern man den Hallensern nicht überdurchschnittlichen Sozialneid im einkommensschwachen Milieu zuschreiben will.

    #18614

    Warum Halle Spitzenreiter ist, kann ich nun nicht sagen, aber irgendwer muss es ja sein. 😀 Naja, Spaß beiseite. Um auch nur annähernde Vermutungen auf die Frage nach dem „Warum“ anstellen zu können, müsste man erst mal die Verteilung der Schuldnerquote innerhalb Halles analysieren. In welcher Einkommensschicht gibt es die meisten (Über-)Schuldner und wie sind deren Lebensumstände.

    Es ist die Rede von “übertriebenem Konsum”, womit man bei der Tagesschau sicher nicht mal unrecht hat, nur ist das ein gesamtgesellschaftliches Problem und nicht ein “arme Haushalte”-Problem.

    asconas

    „Übertriebener Konsum“ ist solcher, bei dem für nicht lebenswichtige Konsum- und Luxusgüter mehr Geld ausgegeben wird als eigentlich vernünftig wäre, und das ist natürlich je nach Finanzlage der Haushalte auf unterschiedlichem Niveau. Allerdings ist es schon auffällig, wie mir ein Freund, der bei der Sparkasse arbeitet, berichtete, dass am Monatsanfang etliche Menschen das gerade vom Sozial-/Arbeitsamt überwiesene Geld auf einmal abheben (damit es nicht gepfändet werden kann) und es dann am 20. Tag des Monats schon wieder alle ist und die Leute ihr Konto überziehen müssen (sofern sie überhaupt noch einen Dispokredit bekommen). Und das ist aber – das möchte ich mal deutlich machen – kein generelles Problem, denn es gibt viele arbeitslose, die – wenn auch bescheiden – mit dem zurechtkommen, was sie zur Verfügung haben.

    Und wie der Schuldneratlas bei der Tagesschau zeigt, sind gerade in den wirtschaftlich schwachen Bundesländern die Überschuldungen besonders hoch, während sie in den starken gering sind. Es scheint also schon in gewisser Weise ein „Armen-Problem“ zu sein. Zumindest ist das wohl ein Kreislauf, aus dem man gerade in wirtschaftlich schwachen Regionen schwer wieder raus kommt.

    #18659

    Wie wird denn die Zahl der Überschuldeten ermittelt?

    #18666

    @Wolli

    Es werden Zahlungsrückstände/Ausfälle bei Krediten ausgewertet.

    #18667

    @asconas

    Nicht jeder der auf Kredit kauft, kann es sich nicht leisten :-). Mancher kann auch rechnen und stellt dabei fest, dass die Habenzinsen höher sind als die Sollzinsen :-).
    Das aber nur am Rande.

    #18795

    Vielleicht ist es für ein Leben im teuren Deutschland nur einfach zu wenig Geld, so daß es am 20. schon alle ist?

    Lieber asconas, lies dir bitte nochmal durch, was ich geschrieben habe:

    Und das ist aber – das möchte ich mal deutlich machen – kein generelles Problem, denn es gibt viele arbeitslose, die – wenn auch bescheiden – mit dem zurechtkommen, was sie zur Verfügung haben.

    Die MZ hat sich übrigens mal die Mühe gemacht, die Schuldnerverteilung in Halle zu dokumentieren – wobei ich es schwierig finde, das nach Stadtteilen zu kategorisieren. Man müsste viel eher mal nach dem sozialen und Einkommensstatus der Personen fragen.

    #18843

    Ist es nicht „normal“, dass in einer Region, wo die Löhne mit am Niedrigsten sind, die Verschuldung automatisch sehr hoch ist ? In den gut situierten Gegenden Dt. kann man es sich leisten, wenn die Waschmaschine oder das Auto kaputt geht, es aus eigener Kraft sofort richten zu lassen, während u.a. in Halle die Löhne teilweise so niedrig sind, dass man sich selbst für alltägliche Dinge – und ich rede nicht von Flat-TV, Playstation und Urlaub – verschulden muss, weil man gerade durch die geringen Löhne kaum Möglichkeiten hat etwas Beiseite zu legen. Viele haben 2 Jobs und kommen am Monatsende gerade so auf +/- Null – da ist eine unvorhergesehene Ausgabe oftmals mit Disponutzung verbunden.

    #18851

    Die Leute haben nicht gelernt, dass man Verbrauchsgüter grundsätzlich nicht auf Pump kaufen darf, im Gegensatz zu Wohneigentum. Wer diese Lektion nicht drauf hat, wird sich in seine erste Verbraucherinsolvenz flüchten.
    Es ist erstaunlich welche Anzahl von Handyverträge man abschließen kann und bei welchen Versandhäusern man sich bis über die Halskrause verschulden kann. Fällt das regelmäßige Einkommen aus, schnappt die Schuldenfalle schnell zu.

    #18855

    @winkus

    Das ist doch scheiß egal mit was man sich verschuldet, es kommt nur darauf an, ob man es auch abzahlen kann und wenn man das kann und auch immer Pünktlich, da soll jeder das ein oder andere, Kaufen.

    Viel schlimmer ist es bei denen die weiterhin auf „Pump“ Kaufen obwohl sie schon den „Arsch voller Schulden“ haben und sich nicht mal im Traum darüber Gedanken machen, wie sie das abzahlen wollen.

    #18861

    Wenn ich mich entscheide, bis an mein Lebensende Sozialleistungen vom Staat zu beziehen, muß ich mir um solche Lapalien auch keine Sorgen machen. An die Grundsicherung kommt so schnell kein Gläubiger ran. Die Frage sei doch gestattet, wer daran viel Geld verdient, daß es eben möglich ist, Schulden bis unters Dach zu machen, obwohl schon keine Aussicht auf Rückzahlung mehr besteht. Da können wir unter den gegebenen Machtverhältnissen noch froh sein, daß das alles mehr oder weniger im Rahmen bleibt.
    Das die Verschuldung für Wohneigentum was anderes wäre, suggerieren auch nur bestimmte Interessengruppen, weil sie damit super verdienen. Wenn das Einkommen wegbricht, sind die Probleme plötzlich da, oft sogar mit dramatischen Auswirkungen. Letztlich wird doch Verschuldung, wenn auch mit anderen Bezeichnungen, propagiert, um den Warenabsatz am Laufen zu halten. Um dem entgegezuwirken, müßte man schon etwas tiefer graben!

    #18866

    Ich finde es nicht scheissegal, womit man sch verschuldet. Bei Immobilien ist immerhin ein Gegenwert da, der nicht aufgegessen wird. Und wenn man anspart und sich dann das leistet, was man braucht, kommt man nicht in die
    Schuldenfalle und das was man sich kauft muss man nicht eineinhalb mal bezahlen, weil es keine Zinsen kostet. Banale Milchmädchenrechnung.

    #18867

    Das Problem besteht darin, daß dir die Immobilie nicht gehört, sondern der Bank z.B., solange du bei der noch Schulden hast. Und komme da mal in Rückstand, weil du arbeitsunfähig z.B. geworden bist. Ich weiß, sowas passiert immer nur den Anderen. Dummerweise ist das alles andere als eine Milchmädchenrechnung, oder andererseits schon, aber in die andere Richtung.

    #18881

    Früher ging man von einem Drittel Eigenkapital zu Beginn einer ImmobilienFinanzierung aus. Mir scheint, dieser Grundsatz ist inzwischen aufgegeben. Die Schuldner, die ich im Blick habe, haben kein Eigentum, sondern nur eine Fülle von Konsumentenkrediten und keine Ahnung, wie sie die in den Griff kriegen. Nicht umsonst gibt es hier reichlich Schuldnerberatungen.

    #18885

    Das ist vergebene Mühe, wenn die Leute Hilfe vom Staat bekommen. Eigentlich könnten die Gläubiger gleich verzichten, so verdienen noch viele mit. So ist das heutzutage.

    #18902

    Wer soll denn daran mitverdienen? Die Schuldnerberatungen sind umsonst. Die Insolvenzverfahren kosten ein Geringes. Für die Insolvenzverwalter sind die Verbraucherinsolvenzverfahren gebührenmäßig kaum kostendeckend. Die Gläubiger bekommen ihr Geld nicht. Inkassounternehmen bekommen ihr Geld vom Gläubiger, also wem nützt es?

    #19022

    Das ist doch scheiß egal mit was man sich verschuldet, es kommt nur darauf an, ob man es auch abzahlen kann und wenn man das kann und auch immer Pünktlich, da soll jeder das ein oder andere, Kaufen.

    Es ist eben nicht scheiß egal, wer sich ein Auto, eine Waschmaschine oder gar einen Urlaub auf Kredit kauft, ist einfach nur bescheuert. Während ein Haus seinen Wert grundsätzlich behält, verlieren Konsumgüter derart schnell an Wert, dass man, wenn man in akute Not gerät, niemals den ursprünglichen Kaufpreis dafür kriegt, aber trotzdem noch die Zinsen zahlen muss. Oder nehmen wir mal an, ein Konsumgut geht vor Kreditende irreparabel kaputt. Dann stehste ohne da oder musst dir zwangsläufig ein neues kaufen, zahlst aber immernoch die Zinsen fürs alte. Wenn ein Haus der Bank gehört, kann sie’s bei Zahlungsunfähigkeit immer noch zurücknehmen. Eine kaputte Waschmaschine oder ein einmal erlebter Urlaub ist nichts (mehr) von Wert für Gläubiger.

    Aber mittlerweile wird ja sogar schon bei Reklame für Autos nur noch ein Finanzierungspreis genannt („BMW ab 189€“), so dass Leute, die nicht nachdenken – und solche sind die von Überschuldung durch übertriebenen Konsum betroffenen – sich noch leichter über den Tisch ziehen lassen.

    Ein Haus ist im Idealfall eine Investition fürs Leben. Bei Konsumgütern gilt aber umso mehr: wenn ich kein Geld habe, kann ich’s mir eben nicht kaufen. Man muss nicht um jeden Preis alles haben. Leider lebt es die Gesellschaft falsch vor.

    #19031

    Zum Glück ist die Gesellschaft immer die Anderen.

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