Startseite Foren Halle (Saale) HKW Halle-Trotha am Rande der Insolvenz

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  • #41216

    http://img844.imageshack.us/img844/1116/038vj.jpg
    Wer sich mit den Vorteilen der Kraftwärmekopplung auskennt, der kann es nicht glauben, dass die Stromerzeugung im Koppelprozess mit der Fernwärmeversorgung derzeit nicht mehr gefragt ist.Dies hat uns die bisherige Energiewende eingebrockt, denn obwohl das HKW Halle-Trotha erst 2011 umfassend modernisiert worden ist und mit einem effizienten Brennstoffausnutzungsgrad von über 85% aufwarten konnte, können unsere beiden Heizkraftwerke in Halle mit dem Überangebot an Öko-Strom nicht mehr wirtschaftlich mithalten.
    So war schon an den vergangenen 15 Märztagen, an denen mit Außentemperaturen unter Null Grad Celsius ideale Bedingungen für den Einsatz der KWK zu verzeichnen waren, die Gasturbinenanlage im HKW Halle-Trotha nicht für die Erzeugung von KWK-Strom in Betrieb.
    Stattdessen war an dem Betrieb des kleinen Schornsteins zu erkennen, dass die Fernwärmeversorgung durch den Einsatz der Spitzendampferzeuger im Heizwerksbetrieb vorgenommen wurde.
    Auch im HKW Dieselstraße muß es Einschränkungen im KWK-Betrieb gegeben haben, denn es war nur ein HKW-Block für die Stromerzeugung in Betrieb und die Heißwasserwärmeerzeuger und die Spitzendampferzeuger, die sonst regulär erst bei Außentemperaturen unter minus 10 Grad Celsius zum Einsatz gekommen waren, wurden schon bei Außentemperaturen um die Null Grad Celsius in Betrieb genommen.
    Die Ursachen liegen eindeutig in den derzeit sehr hohen Gaspreisen, mit denen sich kein Strom im KWK-Prozeß wirtschaftlich erzeugen und am Strommarkt verkaufen läßt.
    Im HKW Halle-Trotha konnte die drohende Insolvenz nur durch Millionen Zuschüsse der Tochterfirmen Stadtwerke und VNG (Leipzig) abgewendet werden.
    Wie verlautet, wurde in einer abgeschlossenen Rettungsvereinbarung mit dem VNG ein Sondergaspreis ausgehandelt, um auch zumindest mit den beiderseits geleisteten Zuschüssen den HKW-Betrieb in Trotha für die kommenden 2 Jahre zu sichern.

    #41217

    Wie jetzt, was?

    #41232

    An der Strombörse in Leipzig kostet die kwh neuerdings auch schon mal unter 5 cent.

    #196116

    Die nachfolgende Info über die Erhöhung der Förderung der Stromabgabe aus Heizkraftwerken läßt auch Rückschlüsse auf die Effizienz der halleschen Heizkraftwerke zu:
    http://www.mdr.de/nachrichten/kraft-waerme-kopplung-stadtwerke-erfurt100_zc-e9a9d57e_zs-6c4417e7.html
    Bisher soll es der EVH noch gut gehen, aber wie lange noch, denn seit der Modernisierung des HKW Halle-Trotha im Jahre 2012 auf Schnellstarteigenschaften, um im Zuge der Energiewende im Bedarfsfall bei Windflaute und trübem Wetter in 20 Minuten einsatzfähig zu sein, steht das HKW seitdem still und kassiert lediglich die bisherige Förderung vo 2,1 Cent/KWh.

    #196124

    > Die Ursachen liegen eindeutig in den derzeit sehr hohen Gaspreisen, mit denen sich kein Strom im KWK-Prozeß wirtschaftlich erzeugen und am Strommarkt verkaufen läßt.

    Der gewöhnliche Kapitalimus eben. Aber das geht schon alles seinen gewohnten kapitalistischen Gang…

    #196125

    @ftbneu,
    auch wir können in Halle sagen:
    „Wir werden für zeitige Investitionen bestraft“, und weil uns 1 Cent/KWh entgehen!!!

    #196139

    Bleibt die Frage, wieso man 2011 überhaupt investiert hat. Überrascht von der grünen Welle? Dabei kannte man doch die Zubauraten bei den erneuerbaren Energien. ODER?

    #196141

    Weil das ein HKW ist und die Fernwärmeversorgung der Stadt Halle das Primat hat und die vorhandene Gasturbine ihre Grenzbenutzungszeit von
    100 000 h schon überschritten hatte.

    #196570

    Da der Strommarkt in Halle von der EVH beherrscht wird, kaum verständlich, mir haben sie noch nie nur einen Cent für eine kWh abgeknöpft.

    #196585

    @redhall,
    wenn du aber in einem Plattenbau wohnst, dann bleibt dir zur Bezahlung der Fernwärme keine andere Wahl!

    #196589

    Bleibt die Frage, wieso man 2011 überhaupt investiert hat. Überrascht von der grünen Welle? Dabei kannte man doch die Zubauraten bei den erneuerbaren Energien. ODER?

    Wie da schon steht überbrückt das Ding auch für die grüne Welle. Der grüne Strom ist nämlich zickig wie ein 12 jähriges Mädchen. Bis passende Stromtrassen und Speichermöglichkeiten da sind sollten wir uns über solche Kraftwerke freuen.

    #196591

    Das kommt dabei raus, wenn das eine gegen das andere ausgespielt wird. Wie ich immer sage, nur die grosse Fresse. Bleibt die Frage: Was wird nach den 2 Jahren?

    #196595

    @Wolfgang Stauch,
    wenn du dich auf den letzten Satz meines Eingangsbeitrages beziehst, wo mittels eines ausgehandelten Sondergaspreises und gegenseitiger Zuschüsse der HKW-Betrieb für die nächsten 2 Jahre gesichert werden sollte, so sind die 2 Jahre im vergangenen Jahr bereits abgelaufen und der Weiterbetrieb des HKW Halle-Trotha konnte trotzdem nicht gesichert werden.
    Aber trotzdem scheint der Betreiber für die Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft für den Energiewendeeinsatz soviel Entschädigung zu kassieren, dass eine Insolvenz noch abgewendet werden konnte.

    #196599

    So richtig logisch scheint mir die Entscheidung zur Erneuerung der Turbine trotzdem nicht zu sein. Im Eingangsbeitrag ist doch von „Heißwasserwärmeerzeuger und die Spitzendampferzeuger“ die Rede. Musste es denn eine neue Turbine sein oder hätte man sich nicht auch anders helfen können? Wen versorgt denn Trotha eigentlich? Heide-Nord und die Blockbauten in Trotha nehme ich mal an. Wenn man schon nicht auf dezentrale Lösungen gehen will, hätten es denn nicht „Heißwasserwärmeerzeuger und die Spitzendampferzeuger“ auch getan? So eine Turbine kostet doch bestimmt siebenstellig, wenn das mal reicht..

    #196601

    JA , wie hätte denn der Über/Restdampf der Heißwassererzeuger ökonomisch verwendet werden sollen? Was macht man mit Dampf, der zur Verfügung steht? Arbeit verrichten lassen, ist wohl die einzige und ökonomisch vertretbare Lösung. Ansonsten wäre es Verschwendung. Und Dampf kann nur in einer Turbine Arbeit verrichten… zu dumm nur, wenn keine oder nur eine abgewrackte da ist…

    #196621

    @karl Niemand,
    Ohne die Gesetze der Thermodynamik zu kennen, kannst du hier nicht mitreden.
    Nur soviel, dass der gesamte Fernwärmebedarf der Stadt Halle über das Verbund-Heißwassersystem von beiden Heizkraftwerken nach dem Prinzip der maximalen Kraft-Wärme-Kopplung am wirtschaftlichsten, effektivsten und mit einem Brennstoffausnutzungsgrad von 85% gedeckt wird.Von diesen Werten und Wirkungsgraden können die reinen Kondensationskraftwerke, die nur Strom erzeugen, nur träumen.
    Während die Großkraftwerke rein nach dem Strombedarf eingesetzt und geregelt werden, kommen die Heizkraftwerke nur wärmegeregelt zum Einsatz, der dabei erzeugte Strom ist sozusagen ein Abfallprodukt und müßte zwangsweise in die Energiebilanz des Verbundnetzes der BRD eingetaktet werden.
    Nun besitzt das HKW Halle-Trotha nicht nur eine Gasturbine mit Generator sondern die heißen Abgase erzeugen in einem Abhitzekessel noch Dampf, der in einer Entnahme-Kondensationsturbine nochmals in einem Generator weiteren Strom erzeugen kann. Erst aus den Entnahmestufen wird der Dampf der Turbine für die Wärmetauscer zur Erzeugung des Heißwassers für die Fernwärmeabgabe an das Heiznetz gewonnen. Nun ist diese EKT auch ohne Heizungswärme oder nur im Sommer mit dem Warmwasserbedarf der Stadt Halle einen Kondensationsstrom zu erzeugen, der als Regelleistung dem Verbundnetz zur Verfügung gestellt werden kann und gerade dieser ist für den Erfolg der Energiewende so wichtig und wurde aber bisher nicht so richtig bewertet.

    #196624

    Wozu braucht er denn die Gesetze der Thermodynamik dazu? Auch mal wieder sehr lieb formuliert von dir, Kenno.
    Wie du dann weiter erklärst, ist es doch ganz einfach und logisch:
    1. Es wird Fernwärme erzeugt.
    2. Der dabei entstehende Dampf wird noch mal durch eine Turbine gejagt und es entsteht zusätzlich Strom
    = ist das theoretisch sehr effektiv, vor allem für zB Stadtwerke, die lokal ohne lange Wege Wärme, warmes Wasser und Strom zusammen anbieten können.

    Dass es sich anscheinend nicht mal im Winter rechnet, ist allerdings bedenklich.
    Der Hauptgrund kann meinem Verständnis nach aber nicht im Strompreis liegen, der Strom ist ja nur ein Nebenprodukt. Es wird wohl wesentlicher sein, dass in den Fernwärme-Gebieten der Bedarf an Wärme durch immer mehr Dämmung dieser Gebäude und auch der Bedarf an warmen Wasser durch einen ständig sinkenden Wasserbedarf (weil dieses in diesem kleinen Teufelskreis immer teurer wird) zurückgeht. Es fehlt sicher auch das eine oder andere einstmals angeschlossene Gebäude.
    Ob man das hätte 2011 oder bei der Planung in den Jahren zuvor schon so zugespitzt hätte kommen sehen können, sei mal dahingestellt. Ich tippe auch mal, dass der Anbieter schon gerne seine zwei bestehenden Kraftwerke behalten wollte, als nur mit einem dazustehen (auch wenn das an der Dieselstraße zwei Blöcke hat).

    #196627

    „Wie du dann weiter erklärst, ist es doch ganz einfach und logisch:
    1. Es wird Fernwärme erzeugt.
    2. Der dabei entstehende Dampf wird noch mal durch eine Turbine gejagt und es entsteht zusätzlich Strom“

    Es ist im Heizkraftwerk Trotha noch eiin klein wenig anders:
    Mittels einer Gasturbine, die einen Generator antreibt, wird Strom erzeugt. Da aber das Gas noch mit ca. 500 Grad aus der Turbine austritt, läßt man sie in einem Dampferzeuger Dampf erzeugen, der in einer weitern Turbine ebenfalls Strom erzeugt. Und da Wärmeabnehmer vorhanden sind, wird aus Dampf, der in der zweiten Turbine schon gearbeitet hat, noch heißes Wasser für die Fernwärmeversorgung erzeugt. Insgesamt eine sehr gute Ausnutzung des Brennstoffs Gas.

    #196643

    @Hans im Glück,
    Du verrennst dich da mit deinen Vermutungen völlig.
    Wenn du meinen ersten Beitrag richtig gelesen hättest, dann kann der in den Heizkraftwerken erzeugte Strom , auch wenn er zwangsweise als Abfallprodukt zu bezeichnen ist, nicht zu den Preisen an der Strombörse angeboten werden, wie es die konventionellen Kohlekraftwerke und die erneuerbaren Energianlagen können. Deshalb muß der in HKW`en erzeugte Strom anders bewertet werden und es dürfen keine weiteren Wertbewerbsverzerrungen , wie zur Zeit beschlossen und zum Aus der gasgefeuerten Kraftwerke und Heizkraftwerke führen, zugelassen werden.

    #196655

    @Kenno:
    Wieder was gelernt – danke dafür!!

    #196710

    Bleibt die Frage, wieso man 2011 überhaupt investiert hat. Überrascht von der grünen Welle? Dabei kannte man doch die Zubauraten bei den erneuerbaren Energien. ODER?

    Die Entwicklungen in der Energiewirtschaft, vor allem der Großhandelspreise für Strom, waren in 2011 in dieser Form nicht absehbar. Nach Fukushima war klar, dass es Veränderungen geben wird, aber nicht wie diese sich genau auswirken.

    #197833


    Gestern war an den Schornsteinen des HKW Halle-Trotha zu erkennen, dass das Werk mal wieder in Betrieb genommen wurde, aber nicht mit der Gasturbine zur Stromauskopplung, sondern nur im Heizwerksbetrieb mit mindestens einem der 3×25 t/h Dampferzeuger, die sonst nur bei tieferen Außentemperaturen zur Fernwärmespitzenlastdeckung eingesetzt werden sollten.
    Dieser Anlageneinsatz im halleschen Wärmeverbundssystem läßt darauf schließen, dass das HKW Halle-Dieselstraße zur Zeit nicht in der Lage war, den Fernwärmegesamtbedarf der Stadt Halle allein zu decken und eine Stützung vom weit entfernt liegenden HKW Halle-Trotha notwendig war.
    Bekanntlich sind beide HKW`e so ausgelegt, dass der Fernwärmebedarf der Stadt bei extremen Außentemperaturen zu 25% vom HKW Halle-Trotha und zu 75% vom HKW Halle-Dieselstraße gedeckt werden kann.

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