Startseite Foren Halle (Saale) Flüchten Markthändler vor der Hitze?

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  • #6460

    Die Marktwebcam zeigt 16:30  Uhr nur einige Händler auf dem Markt, sind sie vor der Hitze geflüchtet oder gar nicht erschienen? Verständlich wäre es.

    #6468

    Bei allem Öko-Bewusstsein, aber aktuell gibt es nichts besseres als ein Einkaufsbummel in ner klimatisierten Kaufhalle bei ner großen Lebensmittelkette.

    #6482

    Anonym

    viele Händler sind derzeit auch in den „Sommerferien“

    #6576

    Urlaub war nicht der Grund, heute stehen sie doch wieder da. Die hatten vom Marktamt hitzefrei bekommen.

    #6720

    Ähmm…Wolli….Jeder Gewerbetreibende  ist als Unternehmen selber für die Entscheidung zuständig, ob er seinen Stand aufbaut. Zu meiner Zeit als Blumenhändler kurz nach der Wende war es so, daß man die Standgenehmigung von der Stadt erteilt bekam, dann aber täglich der Marktleiter vor dem Aufbau befragt werden musste, wo man aufbauen darf und der dann am Stand vorbeikam,kontrolliert und nachgemessen hat, wieviele Meter man beanspruchte und anhand der Meterzahl dann entsprechend täglich kassierte.

    Wenn mich meine Erinnerungen nicht trügen, waren das damals eine Feste Summe für den Aufbau des Standes an sich + 20DM für jeden Laufenden Meter Stand. Ich hab immer rund 200DM für meinen Stand auf dem Markt bezahlt, je nach Warenangebot und Standbreite auch mal bis zu 300DM. Das musste natürlich auch erst mal verdient sein.

    Hat man nicht aufgebaut, dann musste man sich nur bei der Verlängerung der Standgenehmigung erklären warum man beispielsweise an einigen Tagen nicht aufgebaut hat, der Hinweis auf verderbliche Ware im Zusammenhang mit der Witterung ist völlig ausreichend gewesen.

    Hat ein Händler verderbliche Waren, wie beispielsweise Blumen im Sortiment, dann kann er darauf wetten, daß seine Ware vergammelt ist, ehe er den Feierabend erreicht hat. Von Hygienevorschriften red ich gleich mal garnicht, wenn ich Lebensmittel beispielsweise aufgund der Außentemperaturen nicht ausreichend kühlen könnte, wärs in jedem Fall strafbar, dann aufzubauen.

    Aber bleiben wir mal bei den Blumen. Im Falle von Blumen heißt es dann wiederrum auch, daß die Kunden viel weniger kaufen  und die wenigen die kauften dann sauer sind, weil sie vermeckern auf dem Weg nach Hause. Sie also in Zukunft nie wieder kommen werden. Somit hätte der Blumenhändler einen doppelten Schaden und die Stadt sagt dann dem Händler nicht, och Du verkaufst nur 20% von dem was Du sonst verkaufst, bezahlste auch nur 20%…Wer also als Blumenhändler bei 35°C aufmacht, der muss sich nicht wundern, wenn sein Ruf den Bach runtergeht und er an diesen Tagen nur zubuttert. Die Kosten den Einnahmen davonrennen.

    Also wird der Blumenhändler sich bei einer Wetterlage mit Temperaturen jenseits von 30°C entsprechend verhalten, weniger und andere Ware einkaufen, oder gar gleich einen entsprechende Pause einlegen.Es macht keinen Spaß 50% der Ware am Abend wegschmeißen zu müssen, Noch weniger Spaß macht es, seinen Kunden beim nächsten Male Rede und Antwort stehen zu müssen ,daß man die Blumen kaum noch nach Hause bekommen hat, ehe die Köpfe hingen.  Nur um irgendwelchen Eitelkeiten eines Marktamtes zu frönen? Sicher nicht. So toll läuft so ein  Geschäft auch nicht, als daß ich um der Eitelkeit willen damals auch nur einen Blumentopf in den Müll geschmissen hätte, wenn ich wider besseren Wissens bei derartigen Temperaturen aufgebaut hätte.Außerdem war der Markt in Halle damals vom Umsatz her eh nicht der Brüller.  Hohe Kosten, der Umsatz dagegen bescheiden, weil die Zusammensetzung des Marktes an sich sehr oft falsch war. Sicher, es hat einen Mitarbeiter in Lohn und Brot gebracht , aber mir als Unternehmer nicht das Plus nach Steuern generiert, den die anderen Stände und andere Städte abwarfen.

    So leid mir es tut und so mein Herz auch für Halle schlägt, aber da war Halle zu unflexibel und mehr darauf bedacht den Händlern das Leben schwerzumachen, als einen lebendigen Markt zu gestalten. Ja, auch Korruption war einst ein Thema.Deswegen waren viele Reisegewerbetreibende damals auch mit privaten Vermietern ins Geschäft gekommen. Beispielsweise bei großen Supermärkten, auf dem Parkplatz vorm Eingang, einfach weil die Märkte in der Stadt für die Händler zu unattraktiv waren. Einige existieren ja nicht mal mehr, beispielsweise die Silberhöhe. Gut angelaufen, die gleichen Fehler wie auf dem Markt in Halle. Ramsch und Tand und viele Händler der gleichen Branche, die sich die Beine in den Bauch standen, aber in der Summe jeder für sich  zuwenig Umsatz hatten um überleben zu können.  Die Mär, daß Konkurrenz das Geschäft belebt, gilt nur so lange, wie es nicht zu einem inflationären Anstieg der Konkurrenz kommt, was eigentlich die Aufgabe eines Marktleiters ist, über die Zusammensetzung seines Marktes mit Argusaugen zu wachen. In anderen Städten wurde ich auch schon mal weitergeschickt, weil bereits 3 Blumenstände standen. Kein Problem. In Halle dagegen durfte jeder auf die entsprechenden Märkte, in irgendeiner kleinen Ecke wurde immer noch ein Stand reingequetscht, die Standmiete kassiert und der Markt an sich dadurch eigentlich kaputt gemacht.

    Ein Markt hat kämpft immer mit diesem Problem, der Zusammenstellung. Wenn das Angebot nicht stimmt, wenn mehr Händler der gleichen Branchen da sind, als Kunden die diese Produkte kaufen würden, hat am Ende niemand was davon. Wenn dazu nur Ramsch und Tand sich die Ehre geben, und der Marktleiter jeden der will da aufbauen lässt, wirds auf Dauer dem Markt an Attraktivität mangeln.Ehe man in Halle begriffen hat, daß es für einen Markt ungesund ist, 10 gleiche Händler nebeneinanderzustellen,  sind viele der Reisegewerbetreibenden bereits abgewandert für immer.

    Aber gut, das war 1990/1991. Eventuell haben die wenigen verbliebenen Markthändler ja nun irgendwelche Knebelverträge , die sie zwingen zu öffnen. Was für mich der Grund wäre , diesen Markt zu meiden, denn ich bin der Unternehmer, der entscheidet, ob und wo ich verkaufen kann, will und ob ich das meinem Produkt, den Kunden und schlußendlich auch den Mitarbeitern zumuten kann.

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