Startseite Foren Halle (Saale) Belebung der oberen Leipziger Straße

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  • #77213

    Aus der heutigen Stadtratssitzung:
    „Die FDP fordert von der Verwaltung ein Konzept ein, wie die obere Leipziger Straße wiederbelebt werden kann. Dem Antrag wurde zugestimmt.“

    Da können sie auch ein Konzept fordern, wie wir zu Sonne fliegen.

    Niemand hat bisher ein Konzept dafür, wie der Verödung der Städte durch Einkaufstempel auf der grünen Wiese, dem Internethandel u.a. Veränderungen Einhalt geboten werden kann. Auch die Stadt kann ein solches Konzept nicht liefern. Die Zukunft wird es zeigen.
    Ich wundere mich, dass diesem unerfüllbarem Antrag zugestimmt wurde.

    #77218

    Ich würde das nicht so negativ sehen, Wolli. Wenn bislang alle Ansätze zur Belebung der Oberen Leipziger Strasse gescheitert sind, müssen nicht die Ansätze falsch gewesen sein; es kann auch sein, dass einfach nicht die richtigen Ziele verfolgt worden sind.
    Mir kommt das Rumdoktern an der Strasse manchmal so vor, als würde man Hungergefühle mit Kopfschmerztabletten beheben wollen. Wenn man genügend davon futtert, wird man wohl auch kurzeitig satt aber sicherlich nicht gesund.
    Vielleicht muss man mal darüber nachdenken, sich dort vom klassischen Einzelhandel zu lösen und andere Nutzungsformen (Wohnen, Gastronomie, Sport, Freizeit, Wellness, Kultur, Handwerk, Szene…) bzw. eine Mischung davon anzustreben. Dies wäre denn wohl auch das Konzept, das vorzulegen wäre.

    #77227

    Das sind alles Privathäuser, sags doch mal den Eigentümern und den Unternehmern der von Dir genannten Branchen.
    Es kommen nicht mehr zehntausende Ein-und Auspendler von Bahnhof die Leipziger runter und hoch und auch kaum Einkäufer wie früher vom Umland.

    #77228

    Das habe ich denen schon gesagt 😉 Sie haben es mir noch nicht gelaubt. Kann aber noch kommen.

    #77231

    Oberstes Ziel muss sein, dieses Schmuddelimage der LS loszuwerden. Ein praktisches Beispiel ist auch das Paulusviertel. Dort gibt’s fast nix mehr, was sich nicht bewährt hat und es existiert trotzdem Vielfalt. Zukünftig schwer wird’s v.a. für Bücherläden, Textilunternehmen, Kaufhäuser. Man sollte dennoch gesellschaftlich etwas gegensteuern. Der Markt + eins, zwei Nebenstraßen sollten in ihrer Pluralität (zur Not künstlich) erhalten werden. Wie das geht ist mir aber auch noch nicht klar…

    #77233

    Künstlich Pluralität erhalten? Neben der Frauenquote wird jetzt noch eine Branchenquote eingeführt, oder was? Und per Fünfjahresplan gibt’s dann noch eine Quote, wieviel zu subventionierten Preisen produziert und verkauft werden darf? Herzlich willkommen in der DDR.

    Eine Stadt ist ein dynamisches Gebilde, das von seinen Einwohnern lebt. Es gibt Viertel, die sind beliebt, und es gibt Viertel, die sind weniger beliebt. Das liegt aber auch am mikrosoziologischen Gefüge, also an dem, was in den Vierteln und durch deren Bewohner selbst passiert. Im Paulusviertel gibt es viele private Initiativen, man kennt sich und trifft sich innerhalb des Paulusviertels. In Glaucha ist eine ähnliche Tendenz zu beobachten, wo Vereine Aktionen starten, damit da Leben herrscht (und danke nochmal an die Stadtverwaltung und den Stadtrat, dass sie alles tun, damit Glaucha ein hässliches Drecksviertel bleibt – Stichwort „Künstlerhaus“).

    Und nun schau’ mal ins Charlottenviertel, das ja direkt an den oberen Boulevard angrenzt: da wohnen entweder alte Leute oder es sind tote Brachflächen. Kein Spielplatz ist dort. Keine jungen Familien mit Kindern. Die, die dort wohnen, treffen sich nicht, weil es dort nichts gibt. Auf der anderen Seite der Leipziger Straße ist nur eine fette Durchgangsstraße, von dort herrscht also auch kaum Austausch, und der Riebeckplatz und die angrenzende Magdeburger Straße sind tote Flächen seit den städtebaulichen Verfehlungen, die dort in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts verbrochen wurden.

    Solange in dieser Ecke nicht massiv städtebaulich eingegriffen wird, so dass die Menschen sich (von sich aus) gern am Riebeckplatz aufhalten, solange wird der obere Boulevard tot bleiben. Mit dem letzten Umbau des Platzes wurde nur eine Minimallösung umgesetzt und im Grunde genommen bloß der Status Quo auf Jahre zementiert.

    #77257

    „Solange in dieser Ecke nicht massiv städtebaulich eingegriffen wird, so dass die Menschen sich (von sich aus) gern am Riebeckplatz aufhalten, solange wird der obere Boulevard tot bleiben. Mit dem letzten Umbau des Platzes wurde nur eine Minimallösung umgesetzt und im Grunde genommen bloß der Status Quo auf Jahre zementiert.“

    Massive Zustimmung.

    #77263

    Ihr zeigt doch nur, dass ihr auch keine Lösung habt und ratlos wie die FDP seid.

    #77269

    Wenn du als Lösung den Erhalt als Einkaufsmeile meinst, ein klares nein von mir. Die obere Leipziger Straße kann man nicht wie einen Wachkomapatienten künstlich am Leben halten. Entweder es ist Substanz da oder nicht. An der fehlt es bereits am Umfeld, an der Struktur der Läden und der Einkaufskraft. Dazu kommt, dass die Leipziger Straße bei weitem nicht mehr so (von Bahnhof bis Markt) frequentiert wird, wie es mal war. Viele sind auf das Auto umgestiegen.

    #77317

    Warum, wenn die Bahn jetzt vom Bahnhof über den Markt fährt, braucht man die Strecke nicht mehr zu laufen wie früher…

    #77322

    „Früher“ fuhr die Straßenbahn auch direkt durch die Leipziger Straße, vom Riebeckplatz bis zum Markt.

    Aber wie auch immer: der Riebeckplatz ist der Knackpunkt. Auf dem Markt gibt’s Cafés mit Freisitzen. Dort sitzt man auch in gemütlichem Umfeld. Der Riebeckplatz besteht heute aus grauen Mauern und Brücken, nebst DDR-Neubauten, die völlig mit der ursprünglichen Straßenstruktur brechen. Niemand will in irgendeiner Betonnische seinen Kaffee trinken, während sich oben drüber die Verkehrsmassen entlangquälen. Aber die Chance, es besser zu machen, wurde leider vertan und eine neue wird es in mittelfristiger Zukunft nicht geben, erst recht nicht bei dieser äußerst visionären Stadtverwaltung (das war Ironie).

    #77470

    Binärcode, früher hatten wir auch einen Kaiser…und wir hatten auch über 80.000 Einwohner mehr in Halle.

    Der Riebeckplatz ist Teil des Problems am oberen Boulevard, aber nicht ausschließlich. Da gibts noch andere Probleme. Im Rondell fehlt Grün. Erst recht dort wo die Ladenzeile sich befindet, was nützen mir Geschäfte, wenn der Fußgängerstrom nicht auf dem Gehweg an den Geschäften vorbeigeleitet wird, sondern quer entlang der Schienen durchrammelt? Auf der anderen Seite fehlt schlicht und ergreifend die Zugangsmöglichkeit vom Bahnhof her. Da existiert kein Fußweg. Da hat man beim Bau geschlafen.

    Oben, auf der ehemaligen Fläche der Punkthochhäuser würde ich P+R Parkplätze einrichten. Auf beiden Seiten. Mit Schrankenautomat, der auf Fahrscheine reagiert bzw auf Tickets eines Parkautomaten, wo die Parkgebühr gleichzeitig ein Straßenbahnfahrschein ist, so daß am Ende ein Nullsummenspiel für den Kraftfahrer herauskommt. Dies stellt sicher, daß dort nur Fahrzeuge abgestellt werden, die der P+R Philosophie entsprechen und die Parkplätze nicht durch Anwohner oder Ladenbesitzer blockiert werden.

    Dazu treffen sich dann auf der Treppe vor dem Haus des Lehreres seit 2 Jahren immer mehr Säufer und andere Gestalten, teils mit unangeleinten Kötern, die dann oft die Passanten belästigen. Dort sehe ich den größten Handlungsbedarf.
    Gerade diese Fläche vor dem Haus des Lehrers aber hätte ein enormes Potential. Warum steht dort beispielsweise kein kleiner Weihnachtsmarkt? Warum wird dort, mit Ausnahme irgendwelcher Demos, die Fläche nicht gelegentlich genutzt? Von Markttagen bis hin zur Kinderhüpfburg kann man dort alles veranstalten.
    Ich wär ja dort oben als Kontrast zu der Bebauung für einen permanenten Mittelaltermarkt…

    Ein echtes Problem in meinen Augen sind die ersten Häuser, bei denen die Fasssaden mehr als unansehnlich sind, geradezu erbarmungswürdig.

    Außerdem gibts in jeder Stadt im Randbereich der Einkaufsmeilen zuerst die „Billigheimer“ die dann sukzessive durch hochwertigere Boutiquen ersetzt werden.

    Man sollte im Bereich des oberen Boulevards aber nach meinem Dafürhalten einige leerstehende Läden in kleine Kunstateliers umwandeln. in einer gesunden Mischung versteht sich. Nicht auf einmal eine komplette Kunststraße aus dem Boden stampfen, wobei das auch was hätte.
    Allerdings schaue ich mir den oberen Boulevard an, dann finde ich so viel Leerstand aber auch nicht vor.
    In Halle gibt es viele hervorragende Künstler und Kunststudenten und wenn man denen eine Plattform gibt, sie möglicherweise ihre Werke in der Art eines „Gläsernen Atelies“ direkt vor den Augen der Kunden schaffen, dann sollte die Mischung oben stimmen.

    Auch wäre der obere Boulevard ungleich belebter, wenn man die beiden Punkthochhäuser mit ihren jeweils über 120 Wohnungen nicht abgerissen, sondern wieder neu belebt hätte. Die Leute, die dort gewohnt haben, sind damals alle in diesem Bereich einkaufen gegangen. Nirgendwo in Halle gabs zudem für Rollstuhlfahrer derartige Möglichkeiten, am Leben in der Stadt teilzunehmen, wie durch Wohnen in dem abgerissenen Punkthochhäusern.
    Man darf nicht vergessen, diese Punkthochhäuser hatten ebenerdige Zugänge und Fahrstuhl mit Halt auf jeder Etage. Dazu konnte man mit dem Rolli schnell aus eigener Kraft barrierefrei auf den Boulevard fahren…nach dem Umbau des Riebeckplatzes sogar mit viel kürzeren Wegen.
    Was wurde da für eine Chance vertan, ich hätte die beiden Häuser neu belebt. Behinderten und Altengerechtes Wohnen hätte dort funktioniert, Pflegeheim und Betreutes Wohnen genauso und das ehemalige Restaurant unten wäre auch wieder ein Ort geworden, wo man gern zusammensitzt.

    Wenn künftig dort die alte Edeka weichen muss, dann wirds auf dem oberen Boulevard gleich mal ganz ruhig werden. Bis der neue Einkaufstempel mit entsprechenden Wohnungen entsteht, dann könnte sich die Situation auf dem oberen Boulevard schlagartig bessern, weil dann wieder Kundenströme generiert werden.

    Auch auf dem unteren Boulevard ist einiges im Argen, man hätte beispielsweise das Ritterhaus nicht bauen sollen, sondern die Fläche mit dem Cafe und dem Goethe Lichtspielen so oder ähnlich offen gestaltet lassen sollen wie sie war. Man hätte den „Thalia“ Neubau neben der Ulrichskirche nicht bauen sollen, sondern diese Fläche mit ihren Bäumen und der Gastronomie als Ruhezone so lassen sollen wie sie war.
    Aber man musste ja unbedingt 2 Einkaufstempel hinstellen, die seit ihrer Fertigstellung von den Hallensern eher ungeliebt angenommen wurden.

    Eine lebenswerte Einkaufsstraße zeichnet sich nämlich durch Ruhezonen und vor allem auch Grün in diesen Bereichen aus. Da liegt meiner Meinung nach der Hase im Pfeffer.
    Wir müssen uns zudem einfach mal von der fixen Idee verabschieden, daß man einen „Kuhdamm“ in Halle braucht. Für mich ist das Jammern auf recht hohem Niveau, was man hier betreibt. Auch werden die Aussagen einiger den Verkäuferinnen und Verkäufern, den Gewerbetreibenden und Gastronomen auf dem oberen wie unteren Boulevard nicht gerecht. Die betreiben ihre Läden mit genau dem gleichen Herzblut wie woanders auch und natürlich haben die nur das im Sortiment, was der Kunde auch kauft oder nachfragt.

    #77476

    Das Ritterhaus ist an Ungastlichkeit kaum zu überbieten. Innen langweilig, billig, wirr und verwinkelt. Warum soll man da reingehen ? Der Branchenmix stimmt dort auch nicht.

    #77498

    Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest …

    #77503

    Ritter- und Thaliabelegung waren auch vor der Zerstörung bzw Neubebauung bebaute Grundstücke in privatem Eigentum… und DDR war vorbei…

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