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15. Juni 2015 um 21:43 Uhr #158038
Am 13.März 1919 wurde der Führer der Matrosenkompanie Karl Meseberg
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Meseberg
ermordet und von der Hafenbahnbrücke in die Saale geworfen. Auf einer Eisenplatte an dieser Brücke wird an diesen Mord erinnert
http://www.panoramio.com/photo/17555230Aber 11 Tage zuvor, am 3. März 1919, wurde der Oberstleutnant der Reichswehr Robert von Klüber
http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_von_Kl%C3%BCber
in der Nähe der Moritzburg von Anhängern Karl Mesebergs schwer mißhandelt, getötet und dann von der dortigen Brücke in die Saale geworfen. An dieser Brücke erinnert nichts an diesen Mord, der Brückenname Robert-von-Klüber-Brücke wurde von den Kommunisten gelöscht.
Das Grab von Klübers befindet sich auf dem Invalidenfriedhof in Berlin (ehem. Ostberlin)
http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_von_Kl%C3%BCber#/media/File:Invalidenfriedhof,_Grabmal_von_Kl%C3%BCber.jpgGanz offensichtlich wurden auf dem Grabstein Textteile entfernt.
So einseitig wurde diese Geschichte in der DDR dargestellt
16. Juni 2015 um 08:55 Uhr #158112
AnonymKarl Mesebergs Grab befindet sich auf dem Südfriedhof. Es wird gepflegt, ich nehme an, dass die Kosten dafür die Stadt trägt.Der Mörder Karl Mesebergs war später Leibarzt Himmlers und hieß mit richtigem Namen Huberti, nannte sich aber Kersten, starb 1960.
Nachzulesen in Werner Neuß “ Menschenfreund und Mörder“, ersch. im Projekte-Verlag Halle, 201016. Juni 2015 um 09:46 Uhr #158119
AnonymDer ein beim Spionieren in Zivil von Hallensern erkannt und von Hallensern vor der Festnahme gelyncht, der andere gefangen genommen und hinterher kaltblütig ermodert.
@wolli.
Nein, die Fälle waren nicht gleich. Schon lange nicht spiegelsymmetrisch. Und nein, sie taugen nicht als Folie um geschichtsrevisionistisch die Alte Leier vom „links=rechts“ zu begründen. Die Historische Wahrheit muss sich schon den Fakten stellen16. Juni 2015 um 09:58 Uhr #158122Gleich waren sie nicht, aber ohne die Ermordung Klübers wäre Meseberg vielleicht nicht ermordet worden, es ist doch naheliegend dass an Meseberg der Mord vobn Klübers gerächt wurde.
Und was heißt denn Klüber hat spioniert? Die Truppen waren von der Reichsregierung beauftragt, die Unruhen in Halle zu beenden, Klüber hat nicht in Halle spioniert, sondern militärisch die Lage erkundet.
Wenn man natürlich die Herrschaft der Matrosenkompanie in Halle als rechtmäßig betrachtet, war Klüber ein Spion, dem Recht geschah.16. Juni 2015 um 10:17 Uhr #158124
AnonymGENAU.
Zu DDR-Zeiten wurde auch BISMARCK totgeschwiegen…Ein Wunder, dass der Bismarckturm in Wettin noch steht.Aber jetzt mal etwas ganz anderes. Ich habe über die Bezeichnung „GESCHICHTSWERKSTATT“ einmal nachgedacht. Soeinen Verein gibt es in Halle. Was wird in einer Werkstatt gemacht:repariert, gestrichen, aufgehübscht, umgebaut, modernisiert z.B. entsprechend dem Zeitgeschmack. Und wenn man das dann mit der Geschichte macht? 🙂 🙂
Was habe ich da fabriziert? Ist das Satire? Sarkasmus? Oder was anderes?16. Juni 2015 um 10:20 Uhr #158125Meseberg war Angehöriger der sog. „Matrosenkompanie“, einer irregulären, militärischen Formation.
Ob dieser Medizinstudent Haupttäter war, ist nicht mal erwiesen.v.Klüber war Angehöriger eines Freikorps, welches von der legitimen Regierung des Dt. Reiches mit der Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung beauftragt war.
Das ist schon ein Unterschied.Beide waren Opfer der damaligen Zeit. Aus politischen Gründen wird M jedoch anders beurteilt, als Meseberg.
16. Juni 2015 um 11:33 Uhr #158137Aber von Klüber ist wohl als Angehöriger einer miltärischen Formation in Zivil aufgegriffen worden… was die ganze Sache dann schon wieder relativiert. Und nein, er war nicht im Urlaub…
17. Juni 2015 um 08:41 Uhr #158266Die Tafel an der Hafenbahnbrücke gehört wegen der unvollständigen und einseitigen Darstellung ins Stadtmuseum.
17. Juni 2015 um 09:31 Uhr #158269Und der kleine Trompeter gehört vor den Volkspark.
17. Juni 2015 um 09:44 Uhr #158274
Anonym@wolli
ich verstehe zwar nicht ganz, was dein reaktionärer Kulturkampf hier auf hallespektrum soll, aber ich halte es gerne mit Fakten (und weniger mit Vorurteilen)So stellt es Udo Grashof für eine Ausstellung im Halleschen Stadtmuseum dar: (Auszug)
„Der Mord an dem Offizier soll Vergeltung sein für die gewaltsame Beendigung des Generalstreiks durch General Georg Maercker: Am 1. März 1919 rücken die Truppen von General Maercker in die Stadt ein, um den Generalstreik zu beenden. Bewaffnete Arbeiter versammeln sich kampfbereit auf dem Markt, aber der Soldatenrat lehnt Widerstand als aussichtslos ab. Vereinzelt kommt es dennoch zu Gefechten im Stadtgebiet, bei denen mindestens 36 Menschen sterben.
Während der Kampfhandlungen gerät die Situation in der Stadt außer Kontrolle. Hunderte Geschäfte werden in der Nacht vom 2. zum 3. März 1919 geplündert.Nach der Niederschlagung des Streiks bildet General Maercker zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung paramilitärische Verbände, so das „Freikorps Halle“. Das begünstigt aber auch neuen Terror, wie
zum Beispiel den Lynchmord an Meseberg.“Quelle: (S. 42)
http://www.zeit-geschichten.de/visuals/Buch.Stoerung.pdfDas Buch zur gleichnamigen Ausstellung zum Stadtjubiläum
1200 Jahre Halle
hrsg. vom Zeit-Geschichte(n) e.V.
– Verein für erlebte Geschichte Halle (Saale), Hasenverlag, 2008.17. Juni 2015 um 10:03 Uhr #158277Okay, aber mit Erläuterung der ganzen Geschichtsklitterung der Kommunisten.
Nö, einfach nur mit den Tatsachen.
Ich habe an Kaiser-Wilhelm-Denkmälern auch noch keine Gegendarstellung der Verherrlichungsorgien gelesen.
Man könnte natürlich auch freies WLAN am Kaiser-Denkmal installieren, wo sich jeder Heinrich Mann „Der Untertan“ kostenlos runterladen kann.17. Juni 2015 um 10:09 Uhr #158279
@fractus
Da diese Geschichte Halle betrifft und die einseitige öffentliche Darstellung an der Hafenbrücke andauert, kann sie auch im hallespektrum diskutiert werden.Mit dem Text von Udo Grashof bin ich doch voll einverstanden, wo habe ich denn Vorurteile verbreitet?
Ich habe lediglich festgestellt, dass an den Mord von Meseberg öffentlich an der Hafenbahnbrücke erinnert wird, der Mord wenige Tage zuvor an Klüber an der Moritzburgbrücke dagegen öffentlich totgeschwiegen wird. Und ich meine, dass diese Morde im Zusammenhang gesehen werden müssen.17. Juni 2015 um 10:15 Uhr #158280
AnonymDie Tafel soll da hängen bleiben. Wer Näheres wissen will, soll ins Lexikon oder andere Publikationen schauen.
Und wer Klübers gedenken will, der soll am Neuwerk eine Tafel installieren.Wir gedenken ja so vieler, vor lauter Gedenken kommt man kaum noch vorwärts. 🙂
17. Juni 2015 um 10:20 Uhr #158281Elfriede, du bist immer wieder herzerfrischend. 🙂
17. Juni 2015 um 10:25 Uhr #158283
AnonymIch habe lediglich festgestellt, dass an den Mord von Meseberg öffentlich an der Hafenbahnbrücke erinnert wird, der Mord wenige Tage zuvor an Klüber an der Moritzburgbrücke dagegen öffentlich totgeschwiegen wird.
naja, öffentlich Totschweigen durch Ausstellung im Stadtmuseum??????????. Da wird aber doch sehr laut totgeschwiegen.
Wenn öffentlich gedacht werden sollte, dann doch der 36 Menschen, die bei der militärischen Niederschlagung eines Streiks in Halle ermordet wurden.
Man stelle sich nur mal vor, dass bei den GDL-Streiks die Bundeswehr anrückt.
17. Juni 2015 um 10:35 Uhr #158294
Anonym@ farbspektrum: Das freut mich, wenn ich andere erfreue.Danke. Es ist aber nur Ausdruck von etwas anderem.
Heute vor 62 Jahren war ich in Löbejün. Und abends sagte der Chef: Hoffentlich kommste noch heil nach Hause. Was noch geschah, erzählte ich Halle-TV vor 2 Jahren.
Durch den 17. Juni kam mein Vater indirekt ums Leben. Dessen gedenke ich heute. Und was man uns weismachen wollte von faschistischem Putsch und so weiter. Und was wir in unserem Alter sonst noch erlebt haben und unsere Eltern…Und wie man heute leben würde, wenn….Daran denke ich heute.17. Juni 2015 um 11:09 Uhr #158295Wenn öffentlich gedacht werden sollte, dann doch der 36 Menschen, die bei der militärischen Niederschlagung eines Streiks in Halle ermordet wurden.
Man stelle sich nur mal vor, dass bei den GDL-Streiks die Bundeswehr anrückt.Du verwechselst da aber etwas.
Natürlich muß man den 36 Toten gedenken, die sich zu militärischen Widerstand gegen das durch die legitime Reichsregierung beauftragte Freikorps Maercker, hinreißen ließen.
Dennoch war der Widerstand gegen Regierungstruppen nicht legitim, nach heutigen Maßstäben zu urteilen, waren die sog. „roten Täte“ bestenfalls Terroristen.
Der Soldatenrat hat ja wegen der Aussichtslosigkeit der Situation quasi kapituliert.
Der Vergleich mit der GDL passt allein deshalb nicht, weil die sog. „Revolutionstruppen“ ja ebenfalls bewaffnet waren.
Aber wie für Kommunisten üblich haben sie die Situation falsch eingeschätzt und deshalb versagt.17. Juni 2015 um 11:17 Uhr #158298@elfriede, falsche Geschichtsdarstellungen müssen korrigiert werden! Sonst kommt man auf den falschen Weg vorwärts.
@fractus, es waren sicher mehr als 36 Tode im März 1920. Siehe unter: Schmuhl, Hans-Walter; Halle in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus; Mitteldeutscher Verlag, 2007. Nicht genannt ist z.B. die Ermordung des Pfarrer Niehus (Tageszeitung, 12.11.1920 Marienbibliothek Halle/Saale: II. Teil laufende Notizen kirchliche Chronik der Parochie Radewell 1915 – … Seite 63.). Der Name des Täters wird noch immer mit einem Straßennamen in Halle geehrt. Das Ergebnis von Geschichtsverdrehung während einer 40jährigen Diktatur.17. Juni 2015 um 11:19 Uhr #158299@wolli, danke für diesen Beitrag an eine nicht ausreichend aufgearbeitete Zeit der Stadt Halle.
17. Juni 2015 um 11:33 Uhr #158300@Elfriede
Wo genau ist denn auf dem Südfriedhof das Grab von Meseberg? Gibts da einen Grabstein?17. Juni 2015 um 11:42 Uhr #158301
Anonym@ Einbeck: Da habe ich doch nichts dagegen, bin voll für die Aufarbeitung. Ich habe mich ja schon um 10.15 Uhr dazu geäußert. Mir geht es um die Tafel für Karl Meseberg. Da steht nur der Fakt: Wer, wann,und Anlass.So ist es doch üblich. Wie groß müsste denn eine Tafel sein, die ins Detail geht!? Dazu sind Lexika da. Den „Schmuhl“ habe ich übrigens auch.
Am Straßenschild “ Straße der Opfer des Faschismus“ ist ja auch nicht beschrieben, was FASCHISMUS ist.Wer es nicht weiß, schlägt nach und wird ausführlich informiert.
Sagen wir mal modern, dass die Tafel modern ist, sie ist in LEICHTER SPRACHE abgefasst. 🙂
17. Juni 2015 um 13:34 Uhr #158333@elfriede, „Wir gedenken ja so vieler, vor lauter Gedenken kommt man kaum noch vorwärts.“ Das hat mich irritiert! Nur wer genaue Kenntnis hat kann den richtigen Weg beschreiten. Besonders für künftige Generationen!
17. Juni 2015 um 14:32 Uhr #158341Und wer bestimmt über den richtigen Weg? Und wer hat oder nimmt sich das Recht, Geschichtsverdrehung zu praktiziern? Wie immer, die Sieger! Das hat mit Diktatur wenig zu tun, das ist gängige Praxis eines jeden Staates.
17. Juni 2015 um 14:43 Uhr #158360
Anonymes waren sicher mehr als 36 Tode im März 1920.
nur zur Richtigstellung: Es geht hier um den 1./2. März 1919. Also um etwas mehr als ein Jahr früher.
Um zum Topic zurückzukommen: Es geht um die Ehrung (nicht um die Erinnerung, die ist ja gegeben /siehe Stadtmuseum) von Angehörigen von Truppen, die kaum mehr als ein vorübergehendes taktisches Verhältnis zur Demokratie hatten.
Das betrifft sowohl die Ermordung von einer ganzen Menge Menschen, alleine in Halle waren es nur am 1./2. März 1919 36 Menschen, überregional seien , stellvertretend für viele andere Morde auch die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vom Januar 1919 erwähnt.
Das betrifft aber auch die spätere Beteiligung dieser Einheiten am Kapp-Putsch, zur Abschaffung der Weimarer Republik.
Und da sollte sich schon überlegt werden, wer denn hier geehrt werden soll.
17. Juni 2015 um 15:09 Uhr #158370Nur wer genaue Kenntnis hat kann den richtigen Weg beschreiten. Besonders für künftige Generationen!
Und diese genaue Kenntnis bekommen wir jetzt?
Mir hat die MDR-Sendung über die Poliklinik Mitte sehr gefallen und meine skeptische Haltung bezüglich der Aufstellung einer „Gedenktafel“ bestätigt.
Und ich kann es nur wiederholen: Gibt es jetzt auch Gedenktafeln für missbrauchte Kinder an katholischen Kirchen?
Und wer denkt, das gab es in unserer Gegend nicht: https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Denef
Erfolgt das Einrichten von „Gedenken“ nicht meistens zu Propagandazwecken von den jeweilig Mächtigen?
Das „Gedenken“ der Vorgängermacht wird ersetzt durch das „Gedenken“ der aktuellen Macht. -
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