Wohin das Hasi läuft: Besetzer sind angenehm überrascht von Verhandlungsklima mit HWG

8. Januar 2016 | Nachrichten | 12 Kommentare
"Material Space"

„Material Space“

Wenn auch die Transparente an der Fassade des seit dem 4. Januar dieses Jahres besetzten Hauses eine andere Sprache zu sprechen scheinen: von einer aggressiven Stimmung ist – spätestens seit den heutigen Verhandlungen mit dem Eigentümer, der Halleschen Wohnungsgenossenschaft (HWG) – keine Rede. 20160108_170348Im Gegenteil: „Wir waren ausgesprochen angenehm überrascht von dem kooperativen Stil der Gespräche mit dem Geschäftsführer der HWG, Herrn Dr. Wahlen“, erklärte einer der Sprecher der locker zusammengesetzten, ca. 15-köpfigen Initiative. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir innerhalb kurzer Zeit zu einer für alle Beteiligten tragfähigen Lösung kommen werden“, hieß es geradezu staatsmännisch. Angetan waren die Initiativler auch davon, dass Dr. Wahlen persönlich und ohne Begleitung erschienen war.
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Nun ist von einem Zeitfenster von etwa 14 Tagen die Rede, in denen ein in jeder Hinsicht vertraglich geordneter Zustand erreicht sein soll. Den bis dahin nicht in irgendeiner Rechtsform organisierten Aktivisten ist dabei vollkommen klar, dass es hierzu nicht nur weiterer, konstruktiver Verhandlungen bedarf, sondern dass sie auch unter sich für eine innere Struktur sorgen wollen, um der Wohnungsgenossenschaft als verfaßter, rechtsfähiger Vertragspartner gegenübertreten zu können. Ob dies nun ein Verein oder eine wie auch immer geartete andere Rechtsform sein wird – darüber wird sicher noch einige Zeit beraten. Derweil organisiert sich schon vieles in der Gruppe: immer klarer werden die Vorstellungen, wie die Nutzung des Hauses aussehen soll. „Keinesfalls Wohnraum“, heißt es ziemlich unisono. „Wir wollen Freiraum bieten für vielgestaltiges soziokulturelles Engagement – für Flüchtlingshilfe, Vereinsbüros, aber auch für kreatives Arbeiten“. An den Wänden hängen Wandzeitungen mit aktuellen Aufgabenstellungen, Arbeitsgruppeneinteilungen und To-Do-Listen – fast schon wie in einer Unternehmenszentrale, möchte man meinen, wenn da nicht das typische Retro-Ambiente wäre, das an den Flair der frühen 1970er Jahre erinnert. Eine der ersten Maßnahmen war wohl, den Räumen Nummern und Funktionsbereiche zuzuteilen, die man über die Türen des weiträumigen Hauses geschrieben hat. Immerhin war das denkmalgeschützte, spätklassizistische Haus einmal das repräsentative Verwaltungsgebäude der ersten Hallischen Gasanstalt. Und es gibt schon eine Corporate-Identity: Ein keckes Hasengesicht. „Hasi“ steht für HAfenstraße SIeben.
Ein Notstromaggregat, das außerhalb der Räume läuft, sorgt vorläufig für Strom. Eine provisorische Küche ist eingerichtet, und natürlich hofft man, bald ganz offiziell Zugang zu den öffentlichen Versorgungsmedien zu erhalten. Und der Nutzen für die Stadt? „Wir denken, dass wir der Kommune auch einiges an Arbeit abnehmen können, da wir unsere soziokulturelle Arbeit im Interesse der Allgemeinheit selbst organisieren werden“, sagte eine Sprecherin.

Auch die HWG bestätigte prinzipiell den positiven Verlauf der Verhandlungen. Ziel der Gespräche, die schon in der nächsten Woche fortgesetzt werden sollen,  sei, „die rechtswidrige Situation zu klären, und Möglichkeiten einer vorübergehend zulässigen Nutzung zu suchen“, heißt es in einem heutigen Schreiben des Unternehmens an HALLESPEKTRUM.
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