Ausbildungsmarkt Sachsen-Anhalt: Trotz Bewerberanstieg droht Nachwuchsmangel
4. April 2016 | Wirtschaft | 3 KommentareTrotz steigender Bewerberzahlen zeichnet sich bei Unternehmen in Sachsen-Anhalt weiterhin eine Verschärfung des Nachwuchsmangels ab. Für das im Herbst 2016 beginnende Ausbildungsjahr haben sich aktuell 9.387 Bewerber bei den Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt gemeldet. Das sind 387 mehr als im März 2015. Gleichzeitig ist aber die Zahl der zur Besetzung gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen auf 10.188 gestiegen. Das sind 668 Stellen mehr als im Vorjahresmonat.
Senius: „Viele Firmen müssen Mitarbeiter ersetzen, die in Rente gehen!“
„Die steigenden Bewerberzahlen sind ein positives Signal, sorgen aber im Hinblick auf den sich abzeichnenden Nachwuchsmangel kaum für Entlastung, weil die Unternehmen immer mehr Stellen melden. Viele Firmen müssen nämlich Mitarbeiter ersetzen, die in nächster Zeit in Rente gehen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, denn mehr als jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Sachsen-Anhalt ist mindestens 55 Jahre alt“, sagte der Chef der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Kay Senius.
Berufswahlverhalten verschärft die Situation
Der drohende Nachwuchsmangel verschärft sich für viele Unternehmen, weil sich Bewerber häufig auf wenige Berufsfelder konzentrieren. Während sich derzeit etwa im Bereich Metallbau- und Schweißtechnik aktuell auf 435 freie Stellen 210 Jugendliche beworben haben, gibt es im Bereich Verkauf 867 freie Stellen und 1.109 Bewerber. Insbesondere junge Frauen interessierten sich weiterhin häufig für traditionell „weibliche“ Jobs im Sekretariat, im Verkauf oder als Arzthelferinnen, erklärte Senius.
Senius: „Jugendliche Flüchtlinge für Ausbildung gewinnen“
Senius betonte, dass es verstärkt darum gehen müsse, jugendliche Flüchtlinge für eine Ausbildung in Sachsen-Anhalt zu gewinnen. Sie seien eine Chance für das Land. Mehr als ein Drittel der Arbeitslosen aus sogenannten „Asylzugangsländern“¹ in Sachsen- Anhalt seien unter 30 Jahre alt. „Wenn sie schnell Deutsch lernen, können sie eine Ausbildung machen, die hier gebraucht wird. Der Weg ist lang und es wird Rückschläge geben. Die Investition in diese Menschen wird sich aber für das von der Alterung besonders stark betroffene Sachsen-Anhalt auf jeden Fall rechnen – wenn sie bei uns im Land bleiben und nicht abwandern“, so Senius.
¹ Asylzugangsländer: Aus den nachfolgend genannten Ländern kamen in den letzten Jahren die meisten Asylerstanträge: Afghanistan, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Eritrea, Irak, Islamische Republik Iran, Kosovo, Mazedonien, Nigeria, Pakistan, Russ. Föderation, Serbien, Somalia, Arabische Republik Syrien, Ukraine
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
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@hallefan : erlernen vielleicht grad noch, aber danach ist’s meist Essig mit der Handwerkerehre vom Chef…
Aber, das sei zur Ehrenrettung gesagt: In der Industrie und in anderen Gewerben und der Verwaltung wird den Lehrlingen, heute sagt man ja „Auszubildende“, auch nix geschenkt…
Weil auch keiner mehr ein Handwerk lernen will, denn das ist mit Anstrengung verbunden und wenn die nicht mehr vom Wisch-und-Weg-Tablett aufsehen sehen sie auch die Zukunft nicht mehr. Man soll nicht alle über einen Kamm scheren, richtig, aber bei der Mehrzahl ist es so.
Auf unseren Baustellen sind fast nur „alte“ Männer oder Ausländer. Jungvolk sieht man gar nicht oder nur sehr kurze Zeit.
Für die Zukunft hilft nicht nur schlaues Reden, Herr Senius.
Ach, der Herr Senius, nomen est omen.
Wenn Firmen nicht tarifgebunden, tariffremd oder tarioffern bezahlen, drückt das auch auf die Lehrlinge und deren Entgelte durch… wir haben eben Kapitalismus. Da verkauft sich jeder zum Höchstpreis.