Hallesche Sportmedizin beteiligt sich an millionenschwerem Verbund-Forschungsprojekt

12. April 2016 | Vermischtes | Keine Kommentare

Für Patienten mit Gleichgewichtsstörungen wird in einem neuen Verbundprojekt eine gängige Therapiemethode wissenschaftlich erforscht, evaluiert und weiterentwickelt. Im Projekt „Entwicklung und Evaluation eines sensomotorischen zielgruppenadressierten Diagnose-, Therapie- und Trainingsgerätes auf der Basis von Beschleunigungssensoren“ kooperiert die Sportmedizin des Universitätsklinikums Halle (Saale) mit dem Department für Sportwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie mit einer Medizintechnik- und einer IT-Firma aus Magdeburg und Schönebeck.

Dafür erhält das Forschungslabor des Departments für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (DOUW) am Universitätsklinikum Halle (Saale) rund 237.000 Euro aus dem Europäischen Regionalstrukturfonds (EFRE) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mitteldeutschland. Das Gesamtvolumen des Verbund-Forschungsprojektes, das auf drei Jahre bis Ende 2018 angelegt ist, beträgt rund 1,13 Millionen Euro.

Gleichgewichtsstörungen können beispielsweise nach einem Schlaganfall, einem Sturz, als Folge von Sportverletzungen oder bei Erkrankungen im Hals-, Nasen- und Ohren-Bereich auftreten. Funktionieren Haltungs- und Gleichgewichtsregulation nicht richtig, ist einerseits die Mobilität eingeschränkt und steigt andererseits das Risiko für Stürze.

Ziel ist es, ein neuartiges Funktionsmuster für die Diagnostik und Therapie der Haltungs- und Gleichgewichtsregulation zu entwickeln. „Dieser Bereich ist bisher nur unzureichend wissenschaftlich evaluiert. Das ist das Grundproblem von vielen konservativen Therapiemaßnahmen“, sagt PD Dr. René Schwesig, Forschungslaborleiter des DOUW. Das bedeute nicht, dass die Methoden nicht wirksam seien, es fehlt aber zumeist der wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweis. Diese Lücke wolle man schließen.

Der Plan ist deshalb, Referenzdaten zu erheben und daraus eine Datenbank zu erstellen. Dazu soll mindestens eine dreistellige Patientenzahl an dem Projekt teilnehmen, die von den Wissenschaftlern ausgesucht werden. Für das Projekt werden vor allem Patienten aus dem geriatrischen, dem neurologischen sowie dem HNO-Bereich ausgewählt. Dazu kooperiere man mit den entsprechenden Kliniken am Universitätsklinikum, beispielsweise der für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde.

Zudem soll das häufig in der Behandlung sowie in der Physiotherapie zum Einsatz kommende Gerät vom reinen Trainings- und Übungsgerät zum Diagnosegerät weiterentwickelt werden. Bisher gebe es kein vergleichbares Gerät auf dem Markt, das sowohl in Diagnostik als auch in Training und Therapie eingesetzt werden kann und darüber hinaus noch wissenschaftlich geprüft ist, so PD Dr. Schwesig.

Dazu müssen sowohl neue Sensortechnik entwickelt als auch eine neue Software programmiert werden. Das sowie die Erstellung der Referenzdatenbank sind Aufgaben des IT-Unternehmens in dem Verbundprojekt. „Voraussetzung für die Förderung war die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft innerhalb der sachsen-anhaltischen Landesgrenzen. Die beiden wissenschaftlichen Partner der Universität Halle haben sich zwei Firmen für das Projekt ausgesucht, die die Hard- und Softwareleistungen liefern. „Es ist ungemein schwierig, leistungsfähige Firmen zu finden, die sich in Forschungs- und Entwicklungsprojekten (FuE) engagieren“, sagt PD Dr. Schwesig. „Das liegt unter anderem auch daran, dass die Firmen aufgrund der nur 60-prozentigen Förderung ein gewisses wirtschaftliches Risiko tragen. Ein wissenschaftliches Risiko ist den Projekten ohnehin eigen.“

„Es ist ein Projekt, das Disziplinen verbindet – sowohl innerhalb des Klinikums und der Universität als auch außerhalb mit der Industrie. Und es ist eine nicht unerhebliche Fördersumme“, resümiert Prof. Dr. Karl-Stefan Delank, Direktor des DOUW.

Quelle: Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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