Verkehrsprojekt Gimritzer Damm: „Die nächsten Jahre werden heftig“

19. Januar 2016 | Nachrichten | 5 Kommentare
Bürgerversammlung zum Verkehrsprojekt Gimritzer Damm, 18. Januar 2016

Bürgerversammlung zum Verkehrsprojekt Gimritzer Damm, 18. Januar 2016

Dieses Jahr noch soll der Ausbau der Straße „Gimritzer Damm“ beginnen. Art und Ausmaß des Großprojektes, für das insgesamt 27,2 Millionen € aufgewendet werden sollen, wurden gestern abend (18. Januar) der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der große Saal der Weinbergmensa war gut besetzt, das Thema scheint eine breite Öffentlichkeit zu interessieren. Um große Erwartungen gleich zu zerstreuen: bei dem vorgestellten Projekt geht es keinesfalls um den gleichnamigen „Gimritzer Damm“ als Deich. „Die Planungen des Deiches obliegen einzig und allein dem LHW, das Straßenbauprojekt tangiert in keinem Fall die Projekte des Hochwasserschutzes, auch werden keine Varianten des möglichen Deichverlaufes durch das Straßenbauprojekt festgelegt“, betonte Dr. Frank Geßler, der mit der Projektsteuerung des komplexen Verkehrsprojektes beauftragt ist.

Die Trasse der Straße wird zur Ostseite nicht den jetzigen Verlauf des alten Deiches tangieren, also nicht ausgeweitet. Auch bleibt die Breite des Profils des ersten der drei Bauabschnitte, der bereits 2016 realisiert werden soll, und sich zwischen Rennbahnkreuz und der Einmündung Saaleaue erstreckt, bestehen. Der zweite Bauaubschnitt soll im Jahre 2017 ausgeführt werden, und verläuft weiter Richtung Norden bis in Höhe heutigen Einmündung der Halle-Saale-Schleife. Der letzte Bauabschnitt wird sich dann bis zur heutigen Einmündung Weinbergweg erstrecken, die dort zu einem Verkehrskreisel umgestaltet wird. Die Fertigstellung des letzten Abschnittes soll 2018 erfolgen.

Der erste Abschnitt beginnt mit der Neuverlegung der Abwasserhochdruckleitungen auf der Westseite der Trasse, danach erfolgt die Erneuerung der westlichen Fahrbahndecke und der Kreisel angeschlossen, hier sind dann zwei Abbiegespuren Richtung Magistrale/Innnestadt vorgesehen. Die Straßenbahnhaltestelle soll umgestaltet werden, so dass hier besser Umsteigemöglichkeiten in Anschlußbusse entstehen. Der Verkehr in südliche Richtung wird während der Bauarbeiten über die Saaleaue weiträumig umgeleitet, hier ist mit Staus und längeren Fahrzeiten zu rechnen, danach erfolgt Sperrung und Umbau der östlichen Fahrbahn.

Die Umgestaltung der Straßenbahnstrecke erfolgt erst 2017, hierbei ist mit monatelanger kompletten Sperrung der Bahnlinie zu rechnen, es wird ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Eine neue Bedarfshaltestelle wird an der Blücherstraße entstehen Beidseits der gesamten Straßenführung werden kombinierte Rad-und Fußwege angelegt, sie sind eine Ergänzung, und nicht als Ersatz des auf dem Deich verlaufenden Radweges gedacht.

Haltestelle Gimritzer Damm, Januar 2016

Haltestelle Gimritzer Damm, Januar 2016

Die Anzahl der Fahrspuren bleibt im ersten und zweiten Bauabschnitt im Prinzip so, wie sie heute schon sind.

Die Baumreihen der Heidealle werden bis zum Rennbahnkreuz durchgezogen, die Neupflanzungen erfolgen aus Platzgründen dann aber nicht vierreihig, sondern nur zweireihig, sie flankieren die Straßenbahntrasse. Schon Ende Februar müssen westlich der Trasse in erheblichem Umfang Bäume gefällt werden. Als Ersatzpflanzungen sind mehr als 363 Hochstämme (Platanen und Ulmen) vorgesehen.

Im Vorfeld wurden nicht nur die Auswirkungen auf die Vegetation geprüft, sondern auch auf die Fauna. Es sollen Brückenbäume für Fledermäuse geschaffen werden, und ein besonderes Augenmerk galt dem Schicksaal des marmorierten Rosenkäfers, der als selten gilt und an den Platanen lebt.

Finanziert wird der Umbau der insgesamt 1900 Meter langen Strecke vorwiegend aus Flutmitteln. Der erste Bauabschnitt wird zu 100% aus Flutmitteln gefördert, die übrigen zu 90% aus Flutmitteln und dem Stadtbahnprogramm.

Baupläne

Baupläne


Im Anschluß durften Bürger Fragen stellen. Viele bewegte das Schicksal des Hochwasserschutzdamms. Die Vertreter der Stadt hielten sich hier jedoch weitgehend bedeckt, man habe mit den Hochwasserplanungen nichts zu tun. Informationsbrocken ließ dann doch noch Herr Heise vom Stadtplanungsamt fallen: der LHW habe bereits 4 Varianten für Trassenverläufe ausgearbeitet, doch bis zum Baubeginn werden noch mindestens 2 Jahre vergehen.

„Sie unterliegen einem erheblichen Denkfehler“ begann Bürger K. seine Einwendungen gegen den Zeitplan des Projektes. „Sie haben während und nach dem Straßenbau keinerlei Hochwasserschutz“, sagte er. Dr. Geßler versicherte, dass für Tiefbauarbeiten, die die Stabilität des Deiches gefährden könnten, immer eine Sicherheitsmarge von 48 Stunden einhalte, innerhalb derer bei drohendem Hochwasser die Baugruben verfüllt werden könnten, so dass das Erdreich bei Hochwasser nicht in Bewegung geraten könne. Herr S. wollte wissen, warum man bei Gelegenheit des Straßenbaus nicht auch die im Deich verlaufende Gasleitung umverlegen könne. Das sei aus Kostengründen nicht vorgesehen, hieß es, wenn aber eine Umsetzung der Leitung im Zuge des Deichbaus notwendig wäre, fände man schon eine Lösung. Kritik und Bedenken wurden aber vor allem an der umfangreichen Fällung der Bäume geübt. Stadtratsmitglied Wolfgang Aldag (Grüne) fragte, ob denn hinreichend Alternativen zu den Baumfällungen geprüft seien, und Bürger M. kritisierte, dass die Hochstämmchen kein wirklicher Ersatz für die gefällten, in natürlicher Sukzession entstanden Bäume und Büsche seien. „Das sind doch alles nur Besenstiele“, merkte er an.

Uwe Stäglin bereitete abschließend die Bürger auf allerlei kommendes Ungemach vor, nicht nur am Gimritzer Damm: „Verkehrstechnisch werden wir in Zukunft aufgrund der vielen Baumaßnahmen auf viele Schwierigkeiten stoßen: die nächsten zwei, drei Jahre werden heftig“.

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