Über 105.000 Menschen sind in Sachsen-Anhalt seit über vier Jahren auf Hartz-IV angewiesen. Amtschef Kay Senius (SPD) fordert Ausbau des sozialen Arbeitsmarkts
14. März 2017 | Soziales | 9 Kommentare
Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger ist in Sachsen-Anhalt zwischen 2006 und 2016 um 40 Prozent zurückgegangen. Doch 105.380 erwerbsfähige hilfebedürftige Männer und Frauen aus Sachsen-Anhalt sind seit mehr als vier Jahren auf die staatlichen Leistungen angewiesen. Diese Gruppe bildet mit 57 Prozent die Mehrheit aller 184.620 erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfänger im Land. Deutschlandweit sind knapp 47 Prozent der erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfänger mehr als 4 Jahre auf Leistungen angewiesen. Das zeigt eine Statistikauswertung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.
Sieben Prozent der Erwerbsbevölkerung betroffen
„Wir haben seit Jahren auf dem Arbeitsmarkt eine sehr stabile Entwicklung. Dadurch hat sich auch die Zahl der Hartz IV-Empfänger deutlich reduziert. Dennoch zeigt sich aber, dass für mehr als 7 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter der Hartz-IV-Bezug keine Episode ist sondern von längerer Dauer“, erklärte Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt und Thüringen. 29 Prozent der von dem Langzeitbezug betroffenen Menschen sei über 55 Jahr alt, 44 Prozent der Langzeitbezieher hätten keine Arbeit, ergänzte Senius.
Senius: Ausbau des sozialen Arbeitsmarkts
Senius erneuerte seine Forderung nach einem Ausbau des sozialen Arbeitsmarkts für ältere Arbeitslose, die nur geringe Chancen auf eine Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt hätten. Es gebe sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene gute Programme, die in diese Richtung gingen. „Diese decken aber noch nicht die Bedarfe, um mehr Teilhabemöglichkeiten zu eröffnen“, sagte Senius.
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Versuche mal, einen Habilitierten im Arbeitsmarkt unterzubringen. Viele Anfragen scheitern an der Überqualifikation („der ist mir zu teuer“, „keine anderen Götter neben mir“, …).
Ok, war ein unglückliches Beispiel.
Überqualifikation? Was soll das denn sein?
Zuviel Wissen über interne Firmenvorgänge und BWL-Kenntnisse? Dann aber nicht über Fachkräftemangel jammern, wenn das schon Ausschlussgrund sein sollte … Denn der mit der „Überqualifikation“ hätte es sicher drauf, sich in andere fachgebiete einzuarbeiten. Ganz sicher.
Das könnte ein Vermittler evt. für ausgewählte Kunden machen, aber nicht für die Masse.
Im Regelfall liegt die Entsorgung einer Bewerbung in der Rundablage an der unzureichenden Qualifikation des Bewerbers, ggf. auch Überqualifikation (passt nicht zur angebotenen Stelle, an den mangelhaften Bewerbungsunterlagen oder illusorischen Gehaltsvorstellungen etc.
Es ist allerdings einfacher für Betroffene, die Schuld an ihrer (fortdauernden) Arbeitslosigkeit beim Arbeitsvermittler zu suchen.
Porbitz, es geht darum, für die Betroffenen auf diese weise erst einmal überhaupt einen Termin zu bekommen, und nicht schon in einer Rundablage zu landen. Dazu macht der Betreuer einen Anruf und fragt, ob er einen geeignteten Bewerber vorstellen kann… Natürlich muß der Betreuer dann auch Ahnung vom Geschäft haben, aber wenigstens die Anonymitätshürde ist erst einmal gefallen.
Den Weg zum Bewerbungsgespräch wirst du doch sicherlich alleine finden, Schulze?
Außerdem geht es bei dem Artikel um Langzeitarbeitslose ohne nennenswerte Chance auf dem 1. Arbeitsmarkt. Es scheint so, als ob ABM – Maßnahmen wieder aufleben soll(t)en, um gerade diese Personen wieder in Arbeit zu bringen.
Klar, wenn man die Förderung auf Sparflamme laufen läßt und Ü55 schon zum Alteisen degradiert, wundert mich das nicht. Was machen eigentlich die hochbezahlten Fachkräfte um Senius? Verwalten…
anstatt effektiv zu vermitteln. Mit den Bewerbern in den Betrieb gehen, bringt in anderen Ländern was, warum also nicht in Deutschland? Richtig, weil der Amtsmitarbeiter da mal die rauhe Wirklichkeit schnuppern würde…
Der Bund, schlag ich mal vor. Und zwar aus Steuergeldern, nicht nur aus den Sozialbeiträgen der abhängig Beschäftigten.
Und wer soll diesen Ausbau des sozialen Arbeitsmarkts machen, der Bund, das Land oder die Kommunen?