Tim McMillan begeisterte bei Songwriternacht

8. August 2017 | Rezensionen | Keine Kommentare

Da saßen Genossen und Nichtgenossen zusammen und warteten auf die Songs

Am letzten Samstag fand auf der Waldbühne am Peißnitzhaus die Internationale Songwriternacht statt. HalleSpektrum hatte es bereits angekündigt. Organisiert wurde die Nacht von der Genossenschaft des Peißnitzhauses, die sich neben dem Peißnitzhaus e.V. um das Haus bemüht. (Es werden übrigens noch weitere Genossenschaftler gesucht.) Und da der Spanier von der Paula so ein Peißnitzhausgenosse ist, mußte die Paula natürlich am letzten Sa. mit. Wir kamen nicht ganz pünktlich, denn vorher ging über Halle ein mächtiger Regenguss herunter. Aber das machte nichts, da alle anderen auch nicht pünktlich kamen und die Veranstalter auch nicht pünktlich (wg. Regen) anfingen.

LIGHTCAP, dünner Mann mit Gitarre, sucht seine Band, Hinweise zum Verbleib werden gerne angenommen

Hauptsache die Paula hatte ihre Hopfenkaltschale und der Spanier konnte sich die Songwriter anhören/ansehen. Es begann wie erwartet: LIGHTCAP aus Halle war ein dünner Mann mit Gitarre, dem die Band abhanden gekommen war. Er mußte deswegen ständig seine Gitarre selber stimmen. Aber weil er so lieb darum bat, durfte er auch eine Zugabe spielen.

Rachel Snow und Tim McMillan, zwei Aussies auf der Waldbühne

Die Paula hatte in dem Moment schon etwas abgeschaltet, das änderte sich auch nicht, als Rachel Snow und Tim McMillan die Bühne betraten. Mann mit Gitarre begleitet von Frau mit Geige, das war zumindest etwas Abwechslung. Der bärtige Mann mit Gitarre erzählte auch zumindest lustigere Sachen als der dünne Mann zuvor. Allerdings tat er es auf „Denglish“, wie er es nannte. Die Frau mit der Geige durfte nichts sagen, denn sie sprach so wie „ihre kriminellen irischen Vorfahren“. Dafür konnte sie gut einen Flugsaurier nachmachen, aber das kam erst später. Da war Paula endlich aufgewacht und völlig begeistert! Der Rest des Publikums auch.

Dead Lovers hatten es nach Tim McMillan schwer, jedenfalls bei Paula

Nun muß natürlich gesagt werden, was an den beiden so besonders war. Wie schreibt der Meister selbst über sich: „Er präsentiert seine virtuosen akustischen Fähigkeiten in nahezu athletischen Gitarrenkniffen und einem scharfsinnigen und melodischen Songwriting.“ (Quelle: http://timmcmillan.net/) Was für ein Angeber! Aber der Mann hat recht. Paula blieb die Spucke weg, ihr klappte die Kinnlade herunter und sie verschüttete die zweite Hopfenkaltschale. Der Kerl ist wirklich virtuos. Sehr! Und kann sogar nur mit einer Hand Gitarre spielen! Aber das machte ihn und seine Begleiterin noch nicht so außergewöhnlich, denn dazu kam noch der träumerische Sound, ein wenig Progrock, ein wenig Akkustikjazz, er selbst nennt es „Goblincore“ (Goblin bedeutet Kobold). Aufregend ist er aber nur auf der Bühne. Die aktuelle Platte plätschert gerne im Hintergrund herum, was dem virtuosen Spiel und den kunstvollen Riffs natürlich unrecht tut. Ich empfehle sie dennoch gern. Aber er liefert auch live einen perfekten Sound und ein hinreißend komponiertes Spiel ab, bei dem leise gesungen und nicht geschrien wird. Er fühlte sich auf der Waldbühne sichtlich wohl, aber ich würde ihm auch ein größeres Publikum wünschen.

Wer auch immer nach den zwei Virtuosen aus Australien kommen würde, hatte es schwer. So konnte mich Dead Lovers als dritten Teil nicht mehr zu einer dritten Kaltschale überreden. Ich tanzte ganz einfach jeden Gitarrenlauf von Tim McMillan auf den Weg nach Hause durch. Der Spanier konnte nur mit dem Kopf schütteln. Er war vielleicht auch enttäuscht, dass wir die Songwriternacht vorzeitig beendeteten. Aber wenn es am schönsten ist, soll man gehen, oder?

Paula Poppinga

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben