Politische Denkmäler in Halle

15. Februar 2017 | Rezensionen | 2 Kommentare

PolitischeHettling_Manfred_Politische Denkmäler der Stadt Denkmäler sind Geschichtsdokumente. Es sind jedoch „gewollte Denkmäler“ und irgendwann (spätestens in einem anderen politischen System) erhebt sich die Frage, sollen sie erhalten bleiben. Wenn ein System verfällt oder abgelöst wird, verlieren sie häufig ihre Funktion, denn sie dienten ja in erster Linie der Legitimation der untergegangenen Ordnung. Erhalt oder Abriss? Häufig überlagern sich bei dem Für und Wider ästhetische, bauliche und politische Argumente.

In Halle gab und gibt es zahlreiche „politische Denkmäler“ aus den verschiedenen historischen Epochen, die jetzt anhand einiger Beispiele im Band 23 der „Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte“ aus dem Mitteldeutschen Verlag näher beleuchtet werden. Zunächst gibt der Herausgeber und Historiker Manfred Hettling eine Einführung in die Problematik „Politische Denkmäler in der Stadt“, wobei er betont, dass der Umgang mit politischen Denkmälern eine ständige Herausforderung bleibt und jede Zeit ihre eigenen Antworten finden muss.

Danach werden von einem Team renommierter Historiker und Kunstwissenschaftler einzelne Denkmäler der Saalestadt näher vorgestellt. Heiner Lück zeigt z.B. die wechselvolle Geschichte des hallischen Roland, der einst ein Symbol der städtischen Gerichtsherrschaft war. Andrea Thiele untersucht dann unter der Überschrift „Kommunales Gedächtnis und Herrscherlob“ Denkmalspraktiken und Herrscherlob im frühneuzeitlichen Halle und Daniel Watermann setzt sich mit „Denkmälern als politisches Ausdrucksmittel der Bürgergesellschaft (1800 bis heute)“ auseinander.

Leonhard Helten zeigt an den Beispielen von Luther in Wittenberg und Francke in Halle, wie die ersten Bürgerdenkmale aus dem Geist des Protestantismus entstanden. So untersagte der preußische König damals die Aufstellung des Francke-Denkmals im öffentlichen Raum. Daher fand es seinen Platz im Lindenhof der Stiftungen. Im Anschluss beleuchtet Holger Trauzettel das gesprengte Moltkedenkmal 1923/24 als Symbol der politischen Radikalisierung. Es gehörte zum 1901 errichteten monumentalen Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der damaligen Poststraße, dem heutigen Hansering.

Während Kai Böckelmann die historischen Ereignisse um den „Kleinen Trompeter“ hinterfragt, setzt sich David Johst mit dem Umgang der politischen Denkmäler der DDR nach 1989 auseinander. Abschließend schildert Ulrike Wendland den aktuellen Umgang mit politischen Denkmälern und Kunstwerken in Halle. Sehr aufschlussreich ist dabei ihr umfangreicher Anhang, der alle DDR-Denkmale der Stadt auflistet und über ihr Schicksal informiert (egal ob bereits abgerissen oder noch vorhanden).

Die einzelnen Beiträge sind mit zahlreichen (teilweise historischen) Abbildungen illustriert. Eine hochinteressante Neuerscheinung, die nicht nur einen Aspekt der Stadtgeschichte beleuchtet, sondern auch ein Beitrag zur politischen Bildung darstellt.

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