Mit Wassermusik und Singspiel in den 10.Cultoursommer

14. Juli 2016 | Rezensionen | Keine Kommentare

Ausgerechnet zum Start des Cultour-Programms am 13.7.2016 gab sich das Wetter sehr launisch. Aber der befürchtete Regen blieb am Abend aus. Die Bühnenscheinwerfer tauchten den kühlen Innenhof des Neuen Theaters in Halle in warmes Licht. In lockerer Atmosphäre präsentierte Matthias Erben mit seinem Kammerorchester der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg stimmungsvolle Barockmusik. G.F. Händels Wassermusik, ein Oboenkonzert von Alessandro Marcello, Tafelmusikstücke von Georg Philipp Telemann und J.S. Bachs Suite h-moll. Hervorzuheben sind die wunderbaren solistischen Leistungen von Lotte Schutrak (Oboe) und ganz besonders von Cornelia Toaspern (Flöte).

Nach derPause wurde das Singspiel „Bastien und Bastienne“ dargeboten. Das Stück erzählt von Bastienne, die traurig ist, weil sie glaubt, ihr geliebter Bastien will sie wegen eines reichen Mädchens aus der Stadt verlassen. Sie klagt dem weisen Colas ihren Schmerz. Dieser rät ihr, die Eifersucht ihres Geliebten zu wecken. Als Bastien daraufhin wieder zu seiner Geliebten zurückkehren will, gibt Colas vor, Bastienne habe bereits einen Anderen erhört. Als er das nicht glauben will, befragt Colas sein „Zauberbuch“ und macht Bastien wieder Hoffnung. Als die beiden Verliebten wieder zusammentreffen, erhält Bastien zunächst einen Korb. Beide geben mit ihren „neuen“ Geliebten an. Als sie sich jedoch an die wunderschöne gemeinsame Zeit erinnern, versöhnen sie sich. Das Paar bedankt sich bei Colas für seine geleisteten „Zauberkünste“.

Dieses Singspiel war 1768 beidem seinerzeit erst 12- jährigen(!)Wolfgang Amadeus Mozart, in Auftrag gegeben worden. Die Geschichte von Bastien und Bastienne beruht auf dem musikalischen Schäferspiel Le Devin du Village von Jean-Jaques Rousseau, das sich in Umdichtungen und Übersetzungen großer Beliebtheit erfreute. Durch die Verschmelzung der französischen Rokoko-Musik mit dem Wienerlied und der Volksmusik entstand dieses leichte Singspiel. Gemäß der damaligen Mode handelt es sich dabei um ein Genre, das man auch als Opéra comique bezeichnete, für Vater Leopold Mozart war es eine „Operetta“. Der junge Mozart hatte viel Spaß daran. Das lässt sich noch heute an den einfachen, aber höchst schwungvollen Melodien erkennen.

Gefühlvoll vermittelte die junge Sopranistin Clara Jäger den Herzschmerz der Bastienne, sowohl schauspielerisch als auch gesanglich. Der kräftige Tenor Kristian Giesecke brachte die zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankende Stimmung des Bastien überzeugend zum Ausdruck. Wunderbar die schauspielerische Leistung von Peter Stickrodt, der den Zauberer Colas spielte, dessen Bassstimme aber auf dieser Hofbühne etwas zu leise war. Souverän begleitete das Kammerorchester der Martin-Luther-Universität unter Leitung von Michael Stolle die jungen Solisten.

Ein uneingeschränktes Lob gilt allen Darstellern und Musikern für den unterhaltsamen Abend. Den Organisatoren ist sehr zu danken für die Plattform, die hier jungem Künstlernachwuchs aus Halle bereitgestellt wurde.

Text und Bilder:
H. Ferenz

 

 

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben