Klezmer und Gesang: eine Schwarzmeersynthese. Trio Yas und Çiğdem Aslan im Objekt 5

2. November 2016 | Rezensionen | Keine Kommentare

TRIO YAS hat sich der jüdischen Musik verschrieben, und dabei besonders dem „Klezmer“.  Klezmer gilt als die „jiddische“ Musik schlechthin. Seine Tradition hat sie im ashkenasischen Judentum, es ist eine vorwiegend weltliche Musik,die zu geselligen Anlässen und Tänzen gespielt wurde. Seit den 1920er Jahren erlebte die Musik, die Strömungen aus dem gesamten, vor allem östlichen und südöstlichen Europa, in sich aufgenommen hatte, in New York eine Renaissance.  Berühmt ist beispielsweise der Klarinettist Da

ve Tarras. In der Einleitung vor dem Konzert im Objekt 5 bezog sich Musiker Christian Dawid von der Gruppe TRIO YAS auf diesen Musiker als Vorbild.  Neben Dawid (Clarinette) besteht das Ensemble aus Sanne Möricke (Akkordeon) und Guy Schalomm (Schlagzeug). Dass TRIO YAS aber keine schlichte Revival- oder gar Coverband ist,  sondern aus einem weit gefächerten Repertoire jüdischer Klezmer-Musik schöpft, und diese und es zu einer neuen Synthese führen kann, bewies die Gruppe mit jedem Stück. Der Höhepunkt des Abends kam mit der etwas verspäteten Ankunft der bekannten kurdischstämmigen Sängerin Çiğdem Aslan. Klezmer ist traditionell frei von Gesang, die Stimme übernimmt in der Regel die Klarinette. Doch das Zusammenspiel mit der Sängerin Aslan machte den Auftritt zu einem Genuss der vor allem wieder eines zeigte: wie harmonisch, völker- und sprachübergreifend die Musik des östlichen, insbesondere ostmediterranen Sprachraums einst war.  Aslan sang vor allem griechische Lieder der 20er Jahre des Pontus-Raums, insbesondere „Smirnitika“, die melancholischen, teils verschmitzt- anarchistischen Lieder der Gegend um Smyrna/Ismir, wie etwa die bekannte „Bournovalia“. Ihr Sprachrepertoire war überwältigend, und der gekonnte Wechsel zwischen Jiddisch, slavischen Sprachen, Kurdisch und Türkisch zeigte,  dass Musik Sprachgrenzen überbrücken und zu Neuem verbinden kann. Es erwuchs ein ostmediterraner Flair, der Sehnsucht in die vergangene Welt vor der kleinasiatischen Katastrophe 1923 aufkommen ließ. Und damit wurde der Abend auch noch unausgesprochen tagesaktuell politisch.

Gefördert wurde die Veranstaltung übrigens vom Zentralrat der Juden in Deutschland.

 

 

 

 

 

 

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