Biografie eines „fröhlichen Hypochonders“

23. August 2016 | Rezensionen | Keine Kommentare

Reinhard Straube_1 Er ist der fröhliche, aber auch der griesgrämige Hypochonder der Saalestadt – Reinhard Straube. Im Vorjahr konnte der Erzkomödiant sein 45jähriges Bühnenjubiläum (seit 1970 in Halle) und in diesem Sommer seinen 70. Geburtstag feiern. Für den Mitteldeutschen Verlag Anlass genug, eine Biografie über die hallesche Schauspieler-Legende herauszubringen.

Es ist keine Biografie im üblichen Sinne, vielmehr hat Straube den beiden Schriftstellern Bettina Schirmer und Kurt Wünsch zahlreiche Geschichten und Episoden aus seinem Schauspielerleben erzählt, die sie dann mit dem typischen Straube-Humor aufgeschrieben haben. Die Geschichten folgen nur lose einer Chronologie, sicher mehr, wie sie Straube gerade in den Sinn gekommen sind.

Und Reinhard Straube konnte wahrlich aus einem großen Erinnerungsschatz schöpfen. Da ist natürlich zuerst die legendäre Erstaufführung von Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ 1972 am damaligen „Theater des Friedens“, wo er den rebellischen Jugendlichen Edgar Wibeau verkörperte. Auch über seine anderen Rollen berichtet er, so in “Mit Ehrwürden fing alles an“, „Das Mädchen Sabine“, „Amadeus“, „Pension Schöller“ oder in den brillanten nt-Revuen bis hin zum „Fröhlichen Hypochonder“.

Bei diesen Theateraufführungen und gelegentlichen Film- und Fernsehproduktionen hat Straube mit zahlreichen bekannten DDR-Schauspielern und -schauspielerinnen zusammengearbeitet oder Kontakt gehabt, von Ursula Werner über Katrin Sass oder Peter Sodann bis hin zu Kurt Böwe. Oder als er auf der „Burgparty“ Amanda Lear mit ihrer blonden Löwenmähne im Arm hatte.

Straube verrät in seinen Geschichten aber auch viel Privates, von seinen politischen Ansichten, seinen meist unbegründeten gesundheitlichen Sorgen (Hypochonder) oder den Umgang mit den verschiedenen „Verantwortungsträgern“. Darüber hinaus kommen auch Freunde, Mitstreiter, Ärzte und Fans zu Wort. Zahlreiche private und Künstler-Fotos komplettieren diese Biografie, in der der Leser auch einiges über das hallesche Theaterleben der letzten Jahrzehnte erfährt. Warum aber ein Szenenfoto aus „Mit Ehrwürden fing alles an“ als Coverfoto verwendet wurde, bleibt vielleicht Geheimnis des Verlages. Der Erkennungswert ist jedenfalls (selbst für eingefleischte Hallenser) nicht sehr hoch.

Reinhard Straube_2Fazit: Reinhard Straube erzählt seine Lebenserinnerungen in dem ihm eigenen Stil: witzig, gradheraus und ehrlich (auch hinsichtlich seiner Fehler). Ein sehr unterhaltsames Lesevergnügen!

Bettina Schirmer / Kurt Wünsch:  „Reinhard Straube – ein fröhlicher Hypochonder mit neuen Leiden“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2016, 19,95 €, 224 S. ISBN 978-3-95462-707-3

 

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