Grüne fordern mehr kommunales Engagement gegen Folgen von Kinderarmut

21. Mai 2017 | Politik | 9 Kommentare

Die Stadtratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordert mehr kommunales Engagement im Kampf gegen Kinderarmut. Im Kinderarmutsbericht der Stadt Halle aus dem Jahr 2012 und dem vom Stadtrat im Februar 2015 beschlossenen Maßnahmenplan gab es dazu eine Reihe von Handlungsempfehlungen, die allerdings bisher kaum umgesetzt wurden. Im Rahmen eines Antrags, der im Mai in den Stadtrat eingebracht wird, geht es um drei konkrete Maßnahmen, die den Folgen von Kinderarmut entgegenwirken sollen.

Fraktionsvorsitzende Dr. Inés Brock verweist in diesem Zusammenhang auf die schlechten Platzierungen in bundesweiten Rankings, auf denen sich die Stadt Halle wiederfindet: „Laut einer Studie vom August 2016 ist in Halle jedes dritte Kind auf Transferleistungen angewiesen und daraus ergibt sich für uns akuter Handlungsbedarf. Insbesondere die Gesundheit von armen Kindern ist oft beeinträchtigt. Wir können als Kommune nicht die finanzielle Situation der Familien beeinflussen, aber gesundheitliche Folgen minimieren helfen.“ Vor diesem Hintergrund wird die Einrichtung von 3 neuen Personalstellen im Fachbereich Gesundheit beantragt. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Schwerpunkte:

  •  Neuausrichtung der Neugeborenenbegrüßung
  •  Familiencoaching in Kitas zu Themen der Gesundheit
  • Proaktive Elternberatung im Rahmen der Vorschuluntersuchung

„Die Förderung von Kindergesundheit ist ein wichtiges und wissenschaftlich belegtes Instrument um Chancengerechtigkeit zu fördern, hier sehen wir die Stadt in der Pflicht die Initiative zu ergreifen.“

Deswegen bringt die Stadtratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN folgenden Antrag im Stadtrat ein:

Beschlussvorschlag:
Die Stadtverwaltung wird beauftragt, mit dem Haushaltsentwurf 2018 drei zusätzliche Vollzeitstellen und entsprechende Sachmittel im Fachbereich Gesundheit bereitzustellen, um folgende zusätzliche Aufgaben (jeweils eine VzS) ab dem kommenden Haushaltsjahr zu erbringen:

1. Neuausrichtung der „Neugeborenenbegrüßung“

  • Umstellung/ Ausbau dieses niedrigschwelligen Beratungsangebotes für Neu-Eltern zueinem Besuchsservice
  • der Begrüßungsbesuch ist ein freiwilliges und kostenloses Angebot, bei dem eine Mitarbeiter*in des „Teams Begrüßungsbesuche“ zu den Familien nach Hause kommt – er dient der Information und Beratung der Eltern zu all ihren Fragen in Bezug auf ihre neue Situation des Elternseins
  • das Team der Begrüßungsbesuche ist sozialräumlich vernetzt und kennt relevante Angebote im Stadtraum, wie Stillberatung, Krabbelgruppen oder Babyschwimmen

2. Familiencoaching in Zusammenarbeit mit dem EB Kita und als Angebot für andere Träger von Kindertageseinrichtungen

  • Koordination und Organisation von Angebote in Kindertageseinrichtungen in den Themenbereichen kindgerechte Entwicklung, Ernährung und Gesundheitsförderung

3. Elternberatung an der Schnittstelle Schule

  • Information und Beratung der Eltern zu Veränderungen und Herausforderungen in Bezug auf den Schulbeginn in Zusammenhang mit den Vorschuluntersuchungen der Kinder.
  • Erarbeitung und Ausreichung von Übersichten zu bestehenden Unterstützungsangeboten, beispielsweise:
    • zu gesunder Ernährung
    • zu kostenlosen und kostenpflichtigen Angeboten für Kinder in den Bereichen Sport, Kultur, Soziales
    • zu Angeboten der Familienberatungsstellen

Nach zwei Jahren werden die Maßnahmen und deren Umsetzung evaluiert und der Stadtrat über die Ergebnisse informiert.
gez. Dr. Inés Brock
Fraktionsvorsitzende

Begründung:
Nach Angaben einer im September 2016 veröffentlichten Studie haben im August des vergangenen Jahres 33,4 Prozent der Kinder in Familien in Halle gelebt, die auf Hartz – IV angewiesen sind. Die Ursachen von Kinderarmut zu bekämpfen ist eine gesamtgesellschaftliche und bundespolitische Aufgabe. Die Kommune hat dabei wenig Gestaltungsspielraum. Allerdings ist es sehr wohl möglich, die Folgen von Kinderarmut zu mildern. Im Kinderarmutsbericht der Stadt Halle aus dem Jahr 2012 und dem vom Stadtrat im Februar 2015 beschlossenen Maßnahmen plan (VI/2014/00462) gab es dazu eine Reihe von Handlungsempfehlungen, die allerdings bisher nicht in vollem Umfang umgesetzt wurden. Vorgeschlagen wird, drei Maßnahmen des Maßnahmenplanes aufzugreifen und künftig als
kommunale Aufgaben durch zusätzliches Fachpersonal zu realisieren. Konkret sollten dazu drei neue VzS im Haushaltsplan 2018 geschaffen und mit Präventionscoaches beim Fachbereich Gesundheit besetzt werden.

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