Wolfsgeheul im Landtag

4. Februar 2017 | Natur & Gesundheit, Politik | 4 Kommentare

Während der heutigen Debatte  im Landtag gab es mächtiges Geheul. Und damit meinen wir nicht den Kameraden P., der mit seiner Wortwahl direkt aus der Wolfsschanze gesprungen zu sein scheint. Nein, es ging um den richtigen Wolf. Hendrik Lange von den Linken entsetzte sich darüber, „dass 78 Wölfe einen handfesten Koalitionskrach auslösen, das sagt viel über den Zustand der Koalition.“ Carsten Borchert von der CDU hatte sogar Angst auf den Speiseplan der Wölfe zu kommen. Die AFD war ganz begeistert von der Umweltministerin, jedenfalls in Sachen Wolf.  Die Rechtsalternativen haben noch nicht mitbekommen, dass unsere Wölfe einen Migrationshintergrund haben und 100 von ihnen versuchen, weiter in den „Goldenen Westen“ vorzudringen. HalleSpektrum hat weitere Stimmen der Debatte zusammengestellt:

Auffallend   kontrastreich   gefärbter   Wolf   im   Dezember   2015   (©   H.   Schulze/Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen- Anhalt).

Auffallend kontrastreich gefärbter Wolf im Dezember 2015 (© H. Schulze/Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-
Anhalt).

In der heutigen Aktuellen Debatte im Landtag über ein praxistaugliches Wolfsmanagement erklärt der agrar- und umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Jürgen Barth:

„Die Zunahme der Wolfspopulation ist mit einer ganzen Reihe von Problemen behaftet, die zügig einer Lösung bedürfen. So brauchen wir für Nutztiere verstärkt Präventionsmaßnahmen, die durch das Land angemessen unterstützt werden müssen. Deshalb ist die Förderung von Herdenschutzhunden eine wichtige Maßnahme, die zeitnah umgesetzt werden muss. Auch ist sicherzustellen, dass im Falle von Übergriffen des Wolfes auf Nutztiere die Schäden zeitnah und unbürokratisch reguliert werden.

Wichtig ist, dass der Wolf seine Scheu vor den Menschen nicht verliert. Wenn diesbezügliche Tendenzen zu beobachten sein sollten, so bedarf es umgehender Maßnahmen, um dies zu verhindern. Neben der Vergrämung sind hier auch Entnahmen in Betracht zu ziehen. Der Wolf ist ein Großraubtier und als solches zwingend auf Distanz zu halten.

Mit der Bündelung der Kompetenz am Standort Iden schaffen wir eine Anlaufstelle, die sich der Breite der Probleme annehmen wird und in länderübergreifender Zusammenarbeit für den zukünftigen Umgang mit Wölfen praxistaugliche Lösungsvorschläge erarbeitet. Iden ist auch der richtige Standort dafür, denn nicht in Halle, sondern in der Altmark sind die Wölfe.

Mein klarer Appell geht an die Bundesregierung, sich angemessen an den finanziellen Auswirkungen der Wiederansiedlung der Wölfe zu beteiligen. Denkbar wäre hier die Unterstützung von Präventionsmaßnahmen und Schadensregulierung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe für Agrarstruktur und Küstenschutz.

Mit der Zunahme der Wolfspopulation stellt sich auch die Frage, ab wann eine Bestandsregulierung sinnvoll und notwendig ist. Auf der Grundlage wildbiologischer Maßstäbe muss dazu geklärt werden, ab wann entsprechend dem Naturschutzrecht ein günstiger Erhaltungszustand für die Art erreicht ist. In die Abwägung der weiteren Schritte müssen natürlich auch das Sicherheitsbedürfnis der Menschen und die Belange der Nutztierhalter mit einfließen. Dementsprechend ist absehbar, dass der Wolf perspektivisch in das Jagdrecht aufgenommen werden sollte.“

Besonnener Umgang mit dem Wolf statt unüberlegten Aktionismus

Zur aktuellen Debatte um den Wolf in Sachsen-Anhalt erklärt Wolfgang Aldag, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag von Sachsen-Anhalt:

„Wir wollen, dass es weiterhin Kühe und Schafe auf der Weide gibt und, dass die Menschen im ländlichen Raum ruhig schlafen können. Als Grüne sind wir davon überzeugt, dass das kein Gegensatz dazu ist, dass der Wolf in unsere Wälder gehört.“

„Für die Sicherheit der Menschen im Wald ist nicht die Anzahl der Wölfe entscheidend, sondern der Umgang mit Problemwölfen. Hier haben wir bereits alle notwendigen Möglichkeiten bis hin zum Töten des Tieres als Ultimo Ratio. Was genau ein Problemwolf ist nun seit Mittwoch durch die erste Fortschreibung der Leitlinie Wolf seit 2008 geklärt. Wir GRÜNE handeln während andere jahrelang das Thema versäumt haben.“

„Wir GRÜNE lehnen eine Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht ab. Bei einer Aufnahme in das Jagdrecht unterläge der Wolf, auf Grund des Schutzstatus, einer zwölfmonatigen Schonfrist. Es würde also bei den derzeitigen Herausforderungen nicht helfen. Vor allem wäre das Töten eines Elterntieres aus einem intakten scheuen Rudels folgenschwer. Die Jungtiere würden wesentlich unberechenbarer werden und die Wahrscheinlichkeit besteht, dass das ungeschützte Rudel einen vermehrten Einzug von Wölfen und das Gebiet zur Folge hat.“

„Der Schutz von Weidetieren und die Entschädigung der Nutztierhalterinnen und Nutztierhalter bei einem Wolfsriss muss schnell, unbürokratisch und gerecht gefördert und umgesetzt werden. Auch hier hat das Umweltministerium die in den letzten Jahren versäumten Maßnahmen zügig auf den Weg gebracht.“

 Landesregierung soll in Berlin und Brüssel vorstellig werden

Die CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt hat die Landesregierung von Sachsen-Anhalt aufgefordert, sich offensiv für ein deutschlandweit zentrales und international vernetztes Wolfsmanagement einzusetzen. Es sorge für wenig Vertrauen in der Bevölkerung, wenn man ständig auf die EU-Richtlinien verweise. Der vorgeschriebene gute Erhaltungszustand bei Tierarten wie dem Wolf sei regional erreicht. Der Wolf gehöre ins Jagdrecht, weil er damit in die Hege der Jäger komme, diesen dürfen dabei keine zusätzlichen Aufwendungen entstehen. Dazu müssten endlich die EU-Richtlinien angepasst werden. Der umweltpolitische Sprecher, Detlef Radke, fordert eine diesbezügliche Bundesratsinitiative ein. Deutschland sei ein dicht besiedeltes Industrieland und die sich daraus ergebenden Konflikte seien daher vorprogrammiert.

„Wir müssen die Sorgen der Menschen erst nehmen. Wenn sich die Wolfspopulation weiterhin jährlich um ein Drittel vergrößert, gibt es die bekannten Probleme, die offen und ehrlich angesprochen werden müssen. Dazu gehört auch die Frage, welche Populationsgröße noch vertretbar ist. Wir wollen diesen Dialog führen“, so Carsten Borchert, Mitglied der Arbeitsgruppe Umwelt und Energie und Redner im Plenum. Weiterhin fordert Borchert höhere Entschädigungszahlungen für Schäden die durch den Wolf und durch „bedrohte“ Tierarten wie dem Biber entstehen.

„Wenn wir den Natur- und Artenschutz ernst nehmen, müssen wir offen über Zielkonflikte sprechen. Dazu gehört auch der Wolf“, so Borchert abschließend.

 

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