Was essen Bienen, Schmetterlinge und Co. im Spätsommer?

3. September 2016 | Nachrichten, Natur & Gesundheit | 3 Kommentare
Tagpfauenauge

Tagpfauenauge

Im Frühling, wenn Obstbäume, Rapsfelder und Frühblüher blühen, ist es für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge leicht, genügend Nahrung zu finden. Auch der Frühsommer, wenn die Linden blühen und die Wiesen noch nicht gemäht sind, bietet Insekten ein großes Nahrungsangebot. Was aber, wenn die meisten Wiesenblumen verblüht sind und die Natur eher Früchte als Blüten anbietet?

Ein Streifzug durch Hallesche Gärten sollte uns Antwort geben.

Hibiskus mit Biene

Hibiskus mit Biene

In voller Blüte steht der blaue Hibiskus. Seine Blüten riechen gut, das finden auch die Bienen. Immer wieder sehe ich eine hineinkrabbeln und kurz darauf wieder herauskommen. So schön die gefüllten Blüten für uns aussehen, für Bienen sind sie eine Mogelpackung. Der Nektar ist für sie unerreichbar. Ich werde nächstens beim Pflanzen besser aufpassen.

Rose

Rose

Anders sieht es bei den Rosen aus. Ob leicht gefüllt oder ungefüllt, bei Bienen und Hummeln sind die Blüten beliebt. Ihre Blüten werden immer wieder von den fliegenden Gästen besucht. Gute Nektarquellen, weil aus vielen kleinen Einzelblüten bestehend, sind die Korbblütler. Die leuchtend gelben Blüten der Färberkamille ziehen neben Bienen auch Schwebfliegen magisch an, diese kleinen Gartenbewohner stehen auf Gelb. Sonnenblumen mit ihren großen Blütenböden stellen sogar eine „Gemeinschaftskantine“ dar, es passen gleich mehrere Insekten darauf. Auch Ringelblumen (Calendula), Schmuckkörbchen (Cosmea), Sonnenhut (Echinacea), Gänseblümchen und Astern gehören zu diesen bei Insekten beliebten Pllanzen. Viele von ihnen stehen seit Wochen in voller Blüte.
Ein weiteres Insektenrestaurant ist das Kräuterbeet. Während der Lavendel schon weitgehend verblüht ist, tummeln sich Bienen und Hummeln auf den zahlreichen winzigen Schmetterlingsblüten von Minze, Rosmarin und Dost (Oregano). Kein Wunder, dass sich diese
Pflanzen im ganzen Garten verbreiten, wenn man sie nicht rechtzeitig nach der Blüte zurückschneidet. Der Besuch vieler Insekten sorgt für reiche Samenentwicklung. Dafür gibt es nach dem Rückschnitt im Rosenbeet eine zweite Blüte von Salbei und Katzenminze.

Biene auf Dost

Biene auf Dost

In den Gärten finde ich noch zwei Neophyten: Der Sommerflieder (Buddleja), bei uns auch als Schmetterlingsflieder bekannt, stammt ursprünglich aus China und Tibet. Im Garten macht er seinem Namen alle Ehre: Falter aller Art, aber auch Hummeln, die einen langen Rüssel haben, tummeln sich auf seinen Blütenähren. Die zweite Art, die sich rücksichtslos ausbreitet, wenn man sie lässt, ist die Kanadische Goldrute (die, wie der Name sagt, aus Kanada stammt). Bienen und Schwebfliegen umlagern die kleinen gelben Blüten. Die Goldrute steht inzwischen bei uns auf Bahndämmen und an Wegrändern in Gebieten, in denen um diese Jahreszeit kaum andere Blüten zu sehen sind.

Hummel auf Sommerflieder

Hummel auf Sommerflieder

Weiter westlich von uns, im Ruhrgebiet und in England, findet man den Sommerflieder in ähnlicher Ausbreitung wie bei uns die Goldrute, er besiedelt Bahndämme und Brachflächen. Im Gegensatz zum giftigen Bärenklau sind diese Pflanzen für uns nicht gefährlich, deshalb muss man sie im Garten nicht ausrotten. Aber ihre Durchsetzungskraft gegenüber einheimischen Arten macht es notwendig, ihnen Grenzen zu setzen. Zu ihrer Ausbreitungsfähigkeit trägt allerdings ihre Insektenfreundlichkeit bei. Viele Bestäuber schaffen eine hohe Samenausbeute. Und für das Überleben von Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Co. sind Goldrute und Schmetterlingsflieder vermutlich eine wichtige Voraussetzung. In einer Jahreszeit, in der auf dem Land alle Felder abgeerntet und Wildblumen den Unkrautvernichtungsmitteln wie Glyphosat zum Opfer gefallen sind, sichern diese Neophyten die Nahrungsgrundlage vieler Insekten.

Biene auf Lavendel

Biene auf Lavendel

Was ist das Fazit meines Gartenstreifzuges? Für den Erhalt der Artenvielfalt bei den Insekten kommt den städtischen Gärten eine große Bedeutung zu. Jeder Gärtner kann hier ein Stückchen Welt retten. Wer zusätzlich die „abendländische“ Natur gegen die Neophyten verteidigen möchte, muss ein bisschen „Unordnung“ im Garten zu- und heimische Wildblumen sich selbst aussäen lassen. Und hinter dem Kompost am besten eine Brennesselecke stehenlassen. Die Raupen von Tagpfauenauge, Admiral und Kleinem Fuchs brauchen sie als „Kinderstube“. Und die Brennessel ist ganz bestimmt eine einheimische Pflanze, auch wenn sie fast weltweit zu finden ist. Eine Globalisierungspflanze eben.

AK

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