Uni Halle erforscht Nutzen von Wölbäckern

10. April 2017 | Natur & Gesundheit | 5 Kommentare

Wölbäcker bei Cold Newton in Leicestershire (England); Foto: Matt Neale (CC BY-SA 2.0)

Wölbäcker sind das Produkt einer Jahrhunderte alten Agrartechnik. Ihre Bedeutung und ihr Nutzen sind bis heute nicht abschließend geklärt – trotzdem gibt es diese Äcker im ganzen Land. Bodenkundler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) wollen ihren Eigenschaften und ihrer Geschichte auf den Grund gehen. Dabei verbinden sie modernste bodenchemische Methoden mit dem Knowhow von Historikern und Archäologen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt für drei Jahre mit rund 240.000 Euro.

Wölbäcker haben ihren Namen von ihrem charakteristischen Aussehen: In regelmäßigen Abständen wechseln sich Wölbungen und Furchen ab, sodass eine wellenförmige Oberfläche entsteht. Teils sind die Äcker noch mit dem bloßen Auge zu sehen, teils sind aufwendige Laseraufnahmen und ein geschultes Auge notwendig, um die Überreste zu erkennen. Sie sind in Mitteleuropa weit verbreitet und haben ihren Ursprung vermutlich im Mittelalter. In Deutschland sind die meisten Wölbäcker nur noch unter Wäldern erhalten, da moderne Landmaschinen in Bereichen der heutigen Ackerflächen die Wölbäcker komplett zerstört haben.

„Bei Wölbäckern ist sich die Wissenschaft noch in vielen Fragen uneins“, sagt Dr. Katja Wiedner, Laborleiterin am Lehrstuhl für Bodenbiogeochemie der MLU und Leiterin des neuen DFG-Projekts zu Wölbäckern in Sachsen-Anhalt. Bereits die Frage, wie die Felder entstanden sind, ist nicht geklärt. Eine gängige Theorie besagt, die Menschen bearbeiteten die Böden mit einem sogenannten Beetpflug und schütteten dabei die Erde auf. Erste Voruntersuchungen der halleschen Forscher haben jedoch gezeigt, dass die ehemalige Landoberfläche unter den Wölbungen außerordentlich gut erhalten ist. Ein normales Pflügen hätte diese wahrscheinlich zerstört.

Heutzutage nutzen vor allem Forstwirte die Gebiete der ehemaligen Wölbäcker. „Noch heute sind Wölbäcker über viele Quadratkilometer hinweg zu finden. Für ihre Entstehung mussten unvorstellbar viele Tonnen Boden bewegt werden, was einer enormen menschlichen Leistung entspricht. Ihr Nutzen ist aber bis heute nicht abschließend geklärt und wird nach wie vor sehr kontrovers diskutiert“, so Wiedner weiter. Mit Hilfe moderner Analysemethoden möchte sie unter anderem die Art und Weise rekonstruieren, wie der Boden vor Hunderten von Jahren gedüngt wurde. Zwar hatten sich bereits Wissenschaftler der Uni Halle in den 1960er mit dem Thema befasst, allerdings nur beschreibend. Bodenkundliche Analysen oder auch die Auswertung wichtiger historischer Schriften wurden nicht durchgeführt.

Kooperationspartner des Projektes sind das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie das Landesamt für Geologie und Bergwesen. Gemeinsam mit ihrem Team möchte Wiedner die Regionen Harz und Altmark analysieren, wo die Menschen vor vielen Jahren Wölbäcker angelegt. Beide Landschaftsräume unterscheiden sich aufgrund ihrer geologischen Geschichte stark voneinander: „Einmal haben wir mit der Altmark eine recht platte Landschaft mit eher sandigen, nährstoffarmen Böden. Die Geologie des Harzes ist wesentlich vielfältiger und steht auch durch ihr Relief in starkem Kontrast zur Altmark. Die Gründe für die Nutzung von Wölbäckern kann daher in beiden Regionen ganz unterschiedlich sein“, so Wiedner.

Die Ergebnisse aus dem Labor will die Forschergruppe mit historischen Quellen verknüpfen, also beispielsweise mit Einträgen aus Stadtbüchern und Zehntregistern. „So erhoffen wir uns, weitere Hinweise auf den Sinn und Zweck der Wölbäcker zu erlangen.“ Die Erkenntnisse könnten vielleicht auch heute relevant sein. Sollte sich herausstellen, dass Wölbäcker Vorteile gegenüber anderen Techniken des Ackerbaus haben, könnten die Erkenntnisse des DFG-Projekts die moderne, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft bereichern.

 

Ace

 

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