Schattenmorellen

26. Juli 2017 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Es ist Kirschenzeit. 85% der in unserer Region angebauten Sauerkirschen sind Schattenmorellen. Sie sind seit Jahrhunderten beliebt, denn sie sind aromatisch, saftig, ertragreich und relativ anspruchslos. Zwar ist die Erntezeit kurz. Aber man bekommt Schattenmorellen ganzjährig gefroren oder eingekocht in Gläsern. Beliebt sind sie als Kuchenzutat (Schwarzwälder Kirschtorte), als Dessertkomponente (z.B. Grießbrei oder Yoghurt) oder durch Flambieren geschmacklich veredelt. Getrocknet sind sie eine Köstlichkeit.

Rätselhaft ist die Namensgebung dieser Kirschsorte. Mit Schatten hat der Name gewiss nichts zu tun, wie fälschlich im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm (Leipzig 1854-1961) erklärt wird: „eine gattung von kirschen, die am besten im schatten gedeiht.“ Schatten tut ihr nämlich gar nicht gut. Immer wieder wird behauptet, dass die ungewöhnliche Namensgebung sich aus dem Entstehungsort der Kirschsorte ableiten soll, dem Chateau de Moreilles in der westfranzösischen Region Poitou-Charentes. Zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung 1598 gab es jedoch im Ort Moreilles kein Chateau. Aus Château de Moreille wurde also nicht Schattenmorellen. Wahrscheinlich entwickelte sich aus der französischen Bezeichnung „Chatel Morel“ für die Kirschsorte dem Sprachklang nach übertragen die deutsche Bezeichnung „Schattenmorelle“. In Frankreich heißt die Kirschsorte außerdem auch Griotte du Nord, was so viel wie Sauerkirsche des Nordens bedeutet. Bei uns ist sie deshalb auch als Nordkirsche bekannt.

(H.J. Ferenz)

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