Gottesanbeterin Insekt des Jahres 2017

30. November 2016 | Nachrichten, Natur & Gesundheit | Keine Kommentare
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Bildnachweis: Brehms Tierleben, um 1860, Band Insekten

Die bei uns (aber leider nicht in Halle/Saale) heimische Gottesanbeterin Mantis religiosa ist mit fast 80mm Länge ein stattliches Insekt, das man aber wegen seiner grünlichen Färbung und der geduldigen Lauerhaltung kaum in der Natur wahrnimmt. Zudem bevorzugt diese Fangschrecke die besonders warmen Gegenden Deutschlands um den Kaiserstuhl am Oberrhein und das Saarland, ist aber inzwischen auch an einigen anderen Orten in Deutschland gesichtet worden. Länger bekannt ist ein inselartiges Vorkommen in Berlin. Unter den vereinzelten Funden in Ostdeutschland gibt es auch einen Nachweis aus Mücheln am Geiseltalsee. Bedroht scheint diese Insektenart nur bedingt zu sein. Die Klimaerwärmung hat für sie eher positive Auswirkungen. Weltweit gibt etwa 1800 Mantisarten, alle ausgesprochen wärmeliebend.

Vereinzelt in Mücheln auffindbar

In einer älteren Ausgabe von Brehms Tierleben (um1860) heißt es, dass „… die Gottesanbeterin Mantis religiosa ihrer äußeren Erscheinung nach entschieden zu den abenteuerlichsten Kerfen gehört, welche in Europa gefunden werden.“ Zur Namensgebung kann man an gleicher Stelle lesen, dass der deutsche Name GOTTESANBETERIN „den Bezeichnungen der provenzalischen Bauern PREGA-DIO oder dem LOUVA DIOS der Spanier“ die gleiche Beobachtung zugrunde liegt, nämlich, „dass das Tier die Vorderbeine, wie der Bittende die Hände, vorstreckt, nach Art der Propheten..“. In dem Tierlexikon heißt es weiter „… hinter jener Stellung, welche bei einem Menschen Andacht bedeuten kann, lauert nur Tücke und Verrat.“

Stundenlang lauert sie tatsächlich regungslos auf Beute und schlägt dann im Bruchteil einer Sekunde zu. Ihre größten Feinde sind wohl Fledermäuse. Um ihnen zu entgehen, können die Gottesanbeterinnen deren Ultraschall- Ortungslaute hören. Die Paarung ist für die deutlich kleineren Männchen nicht ganz risikolos. Aber: No risk, no fun. Hier kann der Sex die Männchen tatsächlich kopflos machen. Gelegentlich, aber nicht immer, wie manchmal behauptet, frisst das Weibchen das Männchen bei der Begattung. Der enthauptete Männchentorso kann die Kopulation aber durchaus noch erfolgreich abschließen, da die steuernden Nerven im Hinterleib liegen.
100 bis 200 befruchtete Eier werden in ein Schaumkokon eingebettet, der irgendwo abgelegt und befestigt wird. Die Eier überwintern. Im Frühjahr schlüpfen dann Gottesanbeterinnen, die wie kleine Ausgaben ihrer Eltern aussehen, aber nur ca. 5 mm lang sind.

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Bildnachweis: Gottesanbeterin aus „Insectenbelustigung“, um 1750, J.A. Rösel von Rosenhof

 

 

HF

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