Sehen mit geschlossenen Augen

19. März 2017 | Kultur | 3 Kommentare

Alexej von Jawlensky: Prinzessin Turandot, 1912, Öl auf Leinwand, 60 x 54 cm, Zentrum Paul Klee, Bern, Leihgabe aus Privat, Foto: Foto-Studio Endrik Lerch

Ab kommenden Sonntag, 19. März 2017, präsentiert das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) unter dem Titel Sehen mit geschlossenen Augen weltweit zum ersten Mal in einer gemeinsamen Ausstellung die Œuvres zweier bedeutender Expressionisten: des in Deutschland und der Schweiz wirkenden gebürtigen Russen Alexej von Jawlensky (1864–1941) und des Franzosen Georges Rouault (1871–1958).

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Botschafters der Französischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland, S. E. Philippe Etienne, und findet mit Unterstützung des Centre Georges Pompidou, Musée National d’Art Moderne, Paris, sowie unter Mitwirkung der Fondation Georges Rouault, Paris, und der Alexej von Jawlensky Archivio S. A., Locarno, statt.

Der Fokus der Ausstellung ist auf die Figurenbilder beider Künstler gerichtet, bei denen auffallende Parallelen zu beobachten sind und die in beider Schaffen unabhängig voneinander eine zentrale Rolle spielen und in serieller Weise bearbeitet wurden. Die nachdrückliche Befragung des Menschenbildes führte beide Künstler im Formalen zur strukturellen Verdichtung und an die Grenze zur Abstraktion, im Inhaltlichen zu einer Verinnerlichung und Vergeistigung. So fanden Jawlensky und Rouault nicht nur eine jeweils eigene bildnerische Ausdrucksweise, sondern auch eine berührende Verbindung von aktueller Kunst und religiösem Empfinden.

Fokus der Ausstellung auf Figurenbilder

Die Ausstellung vereint 119 Werke aus 40 öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz, darunter teils erstmals gezeigte Arbeiten und selten verliehene Gemälde u. a. aus dem Centre Georges Pompidou, Paris, dem Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, dem Musée des Beaux-Arts de Lyon, dem Kunstmuseum Bern, der Stiftung Im Obersteg im Kunstmuseum Basel, dem Kunsthaus Zürich, den Vatikanischen Museen, dem Museum Wiesbaden, den Staatliche Museen zu Berlin, den Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser, dem Museum Folkwang, Essen, der Hamburger Kunsthalle, der Städtische Galerie im Lenbachhaus in München und der Staatsgalerie Stuttgart.

Nach den umfangreichen Ehrungen Alexej von Jawlenskys in Deutschland anlässlich seines 150. Geburtstages im Jahr 2014 zeigt Sehen mit geschlossenen Augen Jawlenskys Arbeiten gemeinsam mit dem Werk Georges Rouaults, dessen Werk erstmals seit 1983 wieder in einer umfangreichen Präsentation in Deutschland zu sehen ist. Die Gegenüberstellung beider Künstler bietet die einmalige Gelegenheit, das Werk zweier exzeptioneller Expressionisten kennenzulernen, die sich religiösen Fragen mit den Mitteln der modernen Kunst widmen.

Alexej von Jawlensky: Selbstbildnis, 1911, Öl auf leine
nstrukturiertem Malkarton, 54 x 51 cm, Stiftung Im Obersteg, Depositum im Kunstmuseum Basel, Foto: Martin P. Bühler

Die Ausstellung wird kuratiert vom Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale), Thomas Bauer-Friedrich, gemeinsam mit der schweizerischen Kunsthistorikerin, Dr. Angelika Affentranger-Kirchrath. Thomas Bauer-Friedrich hebt das Außergewöhnliche der Schau noch einmal hervor: „Mit diesem Ausstellungsprojekt knüpfen wir einmal mehr an die glanzvolle Geschichte des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) an, das vor 1933 zu den führenden deutschen Museen für die Kunst der Moderne gehörte.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb der damalige Museumsdirektor zehn Meditationen von Alexej von Jawlensky, die Ausgangspunkt aus unserer Sammlung für die Ausstellung waren. Dank der hochkarätigen Leihgaben zahlreicher renommierter europäischer Sammlungen können wir im Reformationsjahr 2017 eine einzigartige Schau präsentieren, die sich der Fokussierung religiöser Inhalte mit den Mitteln der Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts widmet. Ich danke allen Leihgebern und Partnern, die dieses Projekt möglich gemacht haben.

Möglich wurde das Projekt dank der großzügigen Unterstützung durch das Land Sachsen-Anhalt, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung in Verbindung mit der Saalesparkasse, Lotto Toto Sachsen-Anhalt und das Institut français in Sachsen-Anhalt.

„Das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt nimmt als Haus der klassischen Moderne und vor allem mit seinen Werken des deutschen Expressionismus und Konstruktivismus eine besondere Position in der ost- und mitteldeutschen Museumslandschaft ein. Gemeinsam mit der Saalesparkasse begleiten wir das Museum schon seit Jahren als Partner und Förderer bei Ankäufen und herausragenden Ausstellungsvorhaben und freuen uns über die sehr positive Entwicklung der vergangenen Jahre. Auf das letztjährige Highlight ,Magie des Augenblicks’, das viele zehntausend Besucher nach Halle an der Saale lockte, folgt 2017 eine spannende Verbindung von zwei so unterschiedlichen Künstlern wie Alexej von Jawlensky und Georges Rouault. Das wird auch international für Aufmerksamkeit und Anerkennung sorgen“, sagte Patricia Werner von der Geschäftsführung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung bei der Pressekonferenz zur Eröffnung.

Ein Blick in die Ausstellung

Umfangreiches Begleitprogramm

Die Ausstellung wird flankiert von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm, bei dem das Museum mit MDR Kultur, Radio Corax und der HWG verlässliche Medienpartner an seiner Seite weiß. Es erscheinen eine Audioführung für Erwachsene (2 €, Kinderaudioguide 0 €) sowie eine für Kinder und Jugendliche verbunden mit einem Booklet zum aktiven eigenständigen Entdecken der Schau. Darüber hinaus wurde in Fortführung des Themas der Sonderausstellung ein thematischer Rundgang „Kunst & Religion“ durch die Sammlungspräsentation zur Kunst vom hohen Mittelalter bis zur Moderne geschaffen, den sich die Besucherinnen und Besucher mittels eines Begleitheftes eigenständig erschließen können.

Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 29,90 Euro.

Eintritt: 9 € | erm. 7 €

Parallel zur Ausstellung Alexej von Jawlensky | Georges Rouault. Sehen mit geschlossenen Augen im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) zeigt der Kunstverein “Talstrasse“ in seiner Kunsthalle unter dem Titel Georges Rouault. Die Realität des Lebens einen repräsentativen Überblick über das druckgrafische Schaffen des Künstlers, darunter den epochalen 58-teiligen Radierzyklus Miserere.

Näheres zur Ausstellung und zum Begleitprogramm unter:

http://www.jawlensky-rouault.de

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