Jungsteinzeitliche Gräber bei Beuna gefunden

13. Juli 2017 | Kultur | Keine Kommentare

Als kürzlich die Vorbereitungen für den Neubau eines Teilstücks der L 178 bei Beuna südlich von Merseburg begannen, rückte ein Team von Archäologen an, um nach Spuren frühzeitlicher Besiedelung zu suchen. Frühere Funde in dieser Region ließen weitere interessante Hinterlassenschaften vermuten. Mit kriminalistischem Feinsinn analysierten Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt im Bereich der geplanten neuen Trassenführung die Bodenoberfläche.

„Ringförmige Bodenverfärbungen und Fragmente von Steinsetzungen in einer heute nach jahrhundertelanger landwirtschaftschaftlicher Nutzung kaum noch erkennbaren Senke waren hoffnungsvoller Anlaß, tiefer zu graben“, berichtete Grabungsleiterin Dr. Susanne Friedrich anschaulich und engagiert vor Ort. Und man wurde fündig! Mehrere Jahrtausende alte Gräber wurden freigelegt. Hier hatten unsere steinzeitlichen Vorfahren ihre Toten in typischer Hockerstellung bestattet. Fünf Körperbestattungen, die hintereinander gereiht wie entlang eines Weges in nordwestlich-südöstlicher Richtung  angeordnet sind, wurden identifiziert. Steinsetzungen aus Sandsteinplatten unter dem heutigen Pflughorizont, aber deutlich über der Grabebene gelegen, markierten offensichtlich die Gräber, die einst sehr wahrscheinlich an der Bodenoberfläche als kleine Hügel sichtbar waren.

Grabsteine aus der Jungsteinzeit waren bisher noch nicht bekannt

Solche Grabsteine sind bislang aus der Steinzeit nicht überliefert. Diese Markierungen schützten vermutlich die Gräber vor Zerstörung bei der Anlage neuer Gräber. Art der Bestattung und Grabbeigaben ermöglichten eine Datierung der Gräber in die ausklingende Jungsteinzeit (Endneolithikum 2800 bis 2200 v. Chr.). Typische Gefäße nach Art der Glockenbecherkultur und Pfeilspitzen aus Feuerstein konnten geborgen werden. Der verwendete Feuerstein stammt wahrscheinlich aus in der Region vorkommendem eiszeitlichem Gletschergeschiebe.

Die freigelegten Bestattungen wurden geborgen und werden nun im Landesmuseum wissenschaftlich weiter untersucht. Mit C14-Analysen kann z.B. das genaue Alter der Fundstücke, mit anatomischen Untersuchungen Näheres über die Toten und mit Isotopen- und DNS-Analysen die Herkunft der Steinzeitmenschen abgeklärt werden. Auf diese Weise werden die Siedlungsgeschichte und das Leben unserer Vorfahren im mitteldeutschen Raum zu neuem Leben erweckt

H. J. Ferenz

 

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