Leopoldina stößt öffentliche Debatte zur Genomchirurgie an menschlichen Zellen in Deutschland an

7. April 2017 | Kultur | Keine Kommentare

Neue molekularbiologische Methoden, die gezielte Eingriffe in das Erbgut erlauben, eröffnen neue Möglichkeiten in Forschung und Anwendung. So haben fortgeschrittene klinische Studien zur Gentherapie mit diesen Werkzeugen Schlagzeilen gemacht, bei denen Immunzellen von HIV-infizierten Patienten so verändert wurden, dass die Zellen nicht mehr mit HI-Viren infiziert werden können. Die unter den Begriffen Genome Editing und Genomchirurgie bekannten Verfahren machen jedoch auch eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über ethische und rechtliche Fragen notwendig. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Forschung an humanen Zellen.

Die Forschung an menschlichen Embryonen ist in Deutschland durch das Embryonenschutzgesetz verboten. Das Gesetz, das 2011 zuletzt geändert wurde, deckt allerdings nicht alle Fragen ab, die die neuen Methoden der Genomchirurgie aufwerfen. Um die Diskussion zu diesem Themenkomplex in Deutschland zu fördern, hat eine interdisziplinär besetzte Expertengruppe der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina am 29. März das Diskussionspapier „Ethische und rechtliche Beurteilung des genome editing in der Forschung an humanen Zellen“ verfasst.

Die Autoren sprechen sich unter anderem dafür aus, dass der Einsatz der Genomchirurgie zur Verbesserung von Eigenschaften des Menschen jenseits der Behandlung und Prävention von Erkrankungen abzulehnen ist. Sie machen darauf aufmerksam, dass empirische Grundlagen für die Abschätzung und anschließende normative Beurteilung der Chancen und Risiken von Gentherapien nur durch Grundlagenforschung geschaffen werden können. Besondere Relevanz haben nach Meinung der Autoren dabei die Forschung zur somatischen Gentherapie und darauf aufbauend die Grundlagenforschung mittels Genomchirurgie an Keimbahnzellen und frühen Embryonen, wie sie in Europa bereits in England und Schweden praktiziert wird.

Die Veröffentlichung finden Sie hier.

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