Schutzgemeinschaft Deutscher Wald pflanzt Luthermythen

22. März 2017 | Glosse | Keine Kommentare

Es gibt wohl kaum etwas deutscheres als den deutschen Wald. Und Luther natürlich. Der soll, so hält sich eine urdeutscher Mythos, gesagt habe, wenn morgen die Welt unterginge, pflanze er heute noch einen Apfelbaum. Das klingt nach Todesverachtung, nach Wirtschaftswunder und „in die Hände spucken“.

So richtig in die Hände spucken wollte auch die „Schutzgemeinschaft deutscher Wald“ zu Frühlingsanfang, der ja auch Tag des deutschen Waldes ist. Die Schutzgemeinschaft, Sektion Sachsen-Anhalt, lud deshalb zu einer Pflanzaktion nach Bärenthoren (welch Name!).

Und da sich 2017 die Reformation Martin Luthers zum 500. Mal jährt – „ein Ereignis, das in Deutschland und der Welt als Ausgangspunkt religiöser, sozialer, gesellschaftlicher und politischer Veränderungen gilt und das eines der großen Ereignisse in der Weltgeschichte ist“, so die Organisation, wollte man gleich 500 Apfelbäume pflanzen. So eine Aktion  geht nicht ohne Tamtam und Ehrengäste:, wie dem Direktor des Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt (LZ Wald), Dietmar Specht, dem Betriebsleiter des Landesforstbetriebes Sachsen-Anhalt (LFB), Bernd Dost und der Waldkönigin Sachsen-Anhalts Maria I. 

„Heilige Maria !“ möchte man da im Lutherjahrzehnt ausrufen. Denn dass das Apfelbäumchenzitat nicht von Luther stammt, sollte sich am Ende einer zehnjährigen Landeslutherdekade bis hinein in die letzte Baumschule des Landes herum gesprochen haben. „Wahrscheinlich wurde dieser Spruch dem Reformator in der schwierigen, zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankenden Situation nach dem Zweiten Weltkrieg in den Mund gelegt“. Das vermutet jedenfalls Volkmar Joestel, Autor des Buches „Legenden um Martin Luther und andere Geschichten aus Wittenberg“.

Aber egal, der Apfelbaumspruch ist einfach zu schön. Davon geht schließlich die Welt nicht unter, und der Wald ist um 500 Bäume reicher geworden.

 

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben