NACHRUF auf Günter Mühlpfordt

6. April 2017 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Günter Mühlpfordt © Kurt Fricke —

Dreiunddreißig Jahre lang, von 1957 bis 1989, wurde Günter Mühlpfordt, Jahrgang 1921, politisch verfolgt. Er war ein Senkrechtstarter: der Absolvent der Frankeschen Stiftungen, studierte Mittlere und Neuere Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wurde 1941 promoviert, zehn Jahre später kommissarischer Institutsdirektor an der MLU und bereits 1954 Institutsdirektor und Professor. Während der groß angelegten SED-Kampagne gegen eigenständige Lehrkräfte der Universität Halle – wobei Mühlpfordt ein Hauptangeklagter war – befahl Ulbricht 1958 Lehrverbot gegen ihn, das bis 1989 in Kraft blieb.

Nach dem Bau der Mauer wurde Mühlpfordt 1962 entlassen, mit Berufsverbot. Seine unbestechliche Sachlichkeit und seine hartnäckige Weigerung, wider Historiker der BRD tendenziöse Polemiken zu führen, seine Westkontakte und sein Eintreten für die Einheit Deutschlands führten zu strikten Publikationsverboten. Unbeirrt setzte Mühlpfordt seine Geschichtsforschungen fort, über 20 Jahre als Privatgelehrter. 1990 wurde er vollständig rehabilitiert, konnte aber aufgrund seines Alters seine Lehrtätigkeit nicht mehr aufnehmen.

Im Mitteldeutschen Verlag erscheint seit 2010 die Aufsatzreihe „Mitteldeutsche Aufklärung“, deren Registerband er im Krankenbett noch redigierte. Bis zuletzt forschte und publizierte er leidenschaftlich, nun starb Günter Mühlpfordt am 4. April 2017 im Alter von 95 Jahren in seiner Geburts- und Heimatstadt.

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