Mehr Flexibilität bei Lehramtsausbildung
28. Juni 2017 | Bildung und Wissenschaft | 13 KommentareZur Zukunft der Lehramtsausbildung in Sachsen-Anhalt haben der Bildungs- und Wissenschaftsminister gestern in der Landespressekonferenz die Pläne der Landesregierung vorgestellt. Dazu der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Wolfgang Aldag:
„Der heute vorgestellte Plan zeigt, dass die 5. und 6. Regionale Bevölkerungsprognose stark voneinander abweichen. Demnach werden wir bis zum Schuljahr 2025/2026 13,5 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler in unserem Land haben. Trotz dieser Prognosen brauchen wir mehr Flexibilität bei der Planung von Lehrkräfteausbildung. Wir können nicht voraussehen, ob in den kommenden vier bis fünf Jahren mehr oder weniger Kinder geboren werden.“
Aldag: Sattelfestes Konzept muß her!
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag sieht diese Planung kritisch. Die Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt sind im Durchschnitt über 50 Jahre alt. In den kommenden 10 Jahren werden die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer in die Rente gehen. „Junge Menschen, die heute ihre Ausbildung beginnen, stehen uns in ca. sieben Jahren als Lehrkräfte zur Verfügung“, sagt Aldag. „Ein Kind, das heute geboren wird, hat einen Anspruch auf eine sichere Unterrichtsversorgung in der Grundschule und darüber hinaus“, so Aldag weiter. „Schade finde ich, dass auch heute der Bildungsminister kein Wort über die freien Schulen verloren hat“, betont Aldag. Die Anzahl der freien Schulen und der Schülerinnen und Schüler an diesen steigt Jahr für Jahr. „Die Kinder an diesen Schulen haben ein Recht auf gleichberechtigte Bildungschancen. Die Politik muss auch den Lehrkräftebedarf an freien Schulen berücksichtigen“, fordert Aldag. Die BÜNDNISGRÜNE Fraktion fordert weiterhin, über den Tellerrand hinaus zu schauen. “Die Einstellung von Seiten- und Quereinsteigerinnen und -einsteiger kann uns die nötige Flexibilität geben. Dafür brauchen wir ein sattelfestes Konzept“, so Aldag abschließend.
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Quereinsteiger werden gebraucht. Man kann jetzt nicht eben mal die benötigte Zahl Lehrer ausbilden.
@hei-wu
ne, da hast du schon recht aber das Grundhandwerkzeug sollte man mitgeben, nur dies wird auch in der Kunst getan. Letztlich ist es wie Handwerk, etwas Geschick dies Werkzeug anzuwenden muss man dann haben. Schau dir Arbeiten von Maurern, Klempnern und Tischleern an, das ist mal so oder mal so.
Ich bin der Auffassung, dass man Pädagogik ebenso wenig oder so gut wie Kunst studieren kann. Letztlich entscheidet das Talent.
Ich weiß jetzt schon, dass ich dafür von meinen Lehrerfreunden geschlagen werde 🙂
Nur zu!
Dann sollte doch das Studium reduziert werden, wenn man Didaktik, Methodik und Lern- und Entwicklungspsychologie sowieso nicht braucht.
Vielleicht kann man ja dann andere Studienfächer ähnlich entrümpeln?
Es ist halt Omnibusmentalität: wer drin ist, hält die Tür zu.
Ich kann die Vorurteile über Quereinsteiger nicht verstehen. Es gibt so viele studierte Lehrer, die ihren Abschluss nicht wert sind.
Quereinsteiger sind punktuell möglich, wie in der Oberstufe Fachkräfte, in denen sich der Lehrer im Schwerpunkt mehr um Inhalt als um Pädagogik kümmern muss. Natürlich ist dann eine methodische Erweiterung der Kenntnisse notwendig.
Auch der Einstieg in anderen Fächern und Klassen ist je nach persönlicher Eignung machbar. Wichtige Partner in diesem Prozeß sind die Schulleitungen, in denen ein Quereinsteiger unterrichten soll.
Gondwana hat da nicht ganz unrecht, es gibt untalentierte Lehrer und talentierte Nichtlehrer. Es muss einem am Ende auch Spaß machen.
Zwingend festgelegt muss aber eine Weiterbildungspflicht und Möglichkeit für Quereinsteiger sein!
Zu Hei-Wu, gerade das passt oft eben nicht, Mathematiker und Schulmathematik bis Abi sind 2 völlig fremde Welten. Aber ein Ingenieur, Techniker, u.a. Anewendungsmathematiker wären ggf. auch gute Mathematiklehrer in der Oberstufe. Lehre ist nicht die Kunst etwas zu Wissen sondern das eigene Wissen zu vermitteln.
Und ich erinnere mich an die studierten Pädagogen mit ausgeprägter didaktischer Unbegabtheit.
Ich hatte eine Klassenlehrerin, bei der ich dann auch Chemie – Leistungskurs und Abi gemacht habe. Sie war promovierte Chemikerin, hatte vorher ein paar Jahre in der industriellen Forschung gearbeitet. Eine pädagogische Ausbildung hatte sie nicht. Daneben gab sie noch Mathe. Das hat sehr gut funktioniert.
Oder anders ausgedrückt würdest du, hei-wu dir zutrauen Geografie oder Geschichte zu unterrichten nur weil du weißt wo du welche Tonscherbe in der Erde findest und von wem sie stammt.
Nunja aber in den meisten Fällen haben Lehrer ja mindestens 2 oder mehr Fächer. Da hilft es nicht nur zb Mathe studiert zu haben ein zweites Fach wäre da schon schön oder sogar Vorraussetzung. Und was ich für besonders wichtig halte muss der Umgang mit Kindern oder Herranwachsenden geschult werden, nicht jeder der gut in seinem fach ist kann es anderen auch gut vermitteln. Nicht jeder „Fachidiot“ ist zum Lehrer oder Coach geboren.
Nein, aber wenn sie Mathematik studiert haben, könnten sie gute Mathelehrer in der Oberstufe sein.
Was sind Quereinsteiger in den Lehrerberuf? Waren das vorher Taxifahrer? Lehramt studiert müssen die doch trotzdem haben oder reicht es nur gut in Mathe gewessen zu sein.