Land lässt Lehrer-Nachwuchs erneut abwandern
7. Dezember 2016 | Bildung und Wissenschaft, Politik | 6 KommentareZur heutigen feierlichen Zeugnisausgabe für die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst am Seminar für Lehrämter in Halle erklärt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion Thomas Lippmann:
„Es ist immer wieder sehr beeindruckend, mit welch hervorragenden Ergebnissen junge Lehrerinnen und Lehrer ihre lange Ausbildung sowohl an der Universität als auch anschließend in unseren Lehrerseminaren abschließen und mit welch hoher Motivation sie ihrem Einsatz in den Schulen entgegenfiebern.
Die meisten von ihnen wollen gern in Sachsen-Anhalt bleiben und ihr Wissen und Können dem Land zur Verfügung stellen. Nur wenigen von ihnen wurde jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten überhaupt eine Chance geboten, in unseren Schulen zu arbeiten. Tausende Nachwuchskräfte mussten sich aufgrund der rigiden und höchst unflexiblen Einstellungspraxis außerhalb Sachsen-Anhalts eine Beschäftigungsperspektive suchen.
Ohne aus den Fehlern der Vergangenheit endlich Schlussfolgerungen zu ziehen, setzen die Schulbehörden auch heute noch ihren alten Trott viel zu später und viel zu komplizierter Ausschreibungen fort. So kündigt das Bildungsministerium nun schon seit Wochen eine neue Ausschreibung für dringend benötigte Neueinstellung an, ohne dass sich bisher irgendetwas getan hat.
Die Schulen leiden inzwischen immer stärker unter dem um sich greifenden Lehrkräftemangel, unter Unterrichtsausfall und übervollen Klassen und die jungen Lehrkräfte haben wieder einmal längst angefangen, sich anderswo nach einer Anstellung umzuschauen. Der Druck der Behörden etwa in Sachsen zwingt sie, sich dort schon vertraglich zu binden, bevor Sachsen-Anhalt mit seinen Angeboten überhaupt auf dem Bewerbermarkt auftaucht.
Wenn Landesregierung und Schulbehörden weiterhin so unentschlossen, verzagt und unprofessionell agieren, wird der Schaden für unser Schulsystem von Tag zu Tag größer. Von dem Ziel, allen in Sachsen-Anhalt ausgebildeten Lehrkräften hier im Lande eine Beschäftigung anzubieten und den Lehrkräftebedarf mit vollausgebildeten Lehrkräften zu decken, ist das Bildungsministerium weiter denn je entfernt. Die Schulen und die jungen Lehrkräfte brauchen keinen Minister der großen Worte, sie brauchen einen, der die Probleme endlich beherzt anpackt und Taten sprechen lässt.“
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Stadt_für_Kinder, du meinst also, dass Lehrer, die eine Urkunde erhalten haben, dass Sie gut und allumfassend befähigt sind, Lehrer zu sein, keine geeigneten Lehrerpersönlichkeiten sind?
Wie ermittelst du das dann? Durch Prüfungen, wie diese sie gerade schon mehrfach durchlaufen haben?
Wieviele Zeugnisse wurden denn eigentlich übergeben. Um mal einen Anhaltspunkt zu haben wie viele Lehrer jedes Jahr den Abschluss machen. Und dann natürlich welche Fachkombis, dagegengesetzt die Zahl der in Rente gehenden und die die mit Burnout in der Dauerreha sind.
@redhall
Dein Kommentar ist ein typisches Beispiel für verfehlte Bildungspolitik, fehlerhaft und unsachlich.
Das Bildungsministerium scheint rechtes ein Tullhaus zu sein!
Trotz Personalmangels geht es aus meiner Sicht nicht (nur) darum, irgendwelche Absolventen einzustellen, sondern auch mal zu evaluieren, wer überhaupt eine geeignete Lehrerpersönlichkeit ist. Es darf nicht wie auf einer „Reste-Rampe“ zugehen.
Die Kritik ist berechtigt, die Einstellungspolitik ist zu unflexibel. Allerdings wird hier ein Problem verschwiegen: Es gibt zu wenig Absolventen in den MINT (naturwissenschaftlichen) – Fächern, das kann man nicht nur durch Quereinsteiger abdecken. Hier müssten sich auch die Lehramtstudenten fragen, ob sie immer die „richtige“ Fächerkombination gewählt haben.
Und wie es (nicht) geht, wenn die Linken das Bildungsministerium besetzen, zeigt Thüringen, dort ist die Situation noch bedrohlicher.