Frauen treffen sich zum interreligiösen Dialog

21. Januar 2017 | Bildung und Wissenschaft, Kultur | Ein Kommentar

Während in Washington und anderen Städten in den USA und weltweit Hunderttausende zum „womens march“ auf die Straße gingen, um gegen Trumps Politik der Ausgrenzung und Intoleranz zu protestieren, trafen sich in Halle christliche und muslimische Frauen zum interreligiösen Frauendialog. Diese Initiative besteht bereits seit 2008 und entstand nach einem interreligiösen Gottesdienst in der Gesundbrunnengemeinde im Rahmen der Ökumenischen Friedensdekade. Durch den Wegzug der bisherigen Organisatorin und weiterer Teilnehmerinnen wurde ein „Neustart“ notwendig, so dass das Treffen am 21. Januar 2017 dazu gedacht war, sich zu finden und kennenzulernen und die Ideen und Wünsche der Frauen zu sammeln.

Der thematische Bogen spannte sich von der politischen Weltlage über die jüngere und ältere Geschichte bis zu religiösen Themen. Erinnert wurde an den Jahrestag der Wannsee-Konferenz, im Kontext der Einbeziehung jüdischer Frauen in den Dialog. Erste Kontakte zur Synagogengemeinde bestehen, die Teilnehmerinnen äußerten die Hoffnung, bei den zukünftigen Treffen auch jüdische Frauen begrüßen zu können. In diesem Kontext wurde über die „sisterhood of salaam shalom“ gesprochen, bei der jüdische und muslimische Frauen in den USA sich gegen Hass und Intoleranz zusammenschließen.

Am wichtigsten war den Frauen jedoch, sich über religiöse Fragen auszutauschen und die Ansichten, Überzeugungen und Traditionen der jeweils anderen kennenzulernen. Bei Kaffee, Tee und Kuchen konnte manches gegenseitige Vorurteil besprochen und beseitigt werden. Nicht dogmatische „Mauern“, sondern persönliche Überzeugungen standen im Vordergrund, es ging bei den Gesprächen über Jesus, Maria und Mohammed mehr um Verbindendes und weniger um Trennendes. Noch viele hochspannende Themen fielen den Frauen ein, Stoff für viele weitere Begegnungen. Beim nächsten thematischen Abend, der für den 15. März geplant wurde, soll es um das Gebet gehen, auch um das gemeinsame. Und das wurde im gegenseitigen Respekt auch gleich praktiziert. Nach Ostern soll wie im vergangenen Jahr ein gemeinsames Picknick stattfinden, für die christlichen Frauen in der Tradition des Emmausganges. Und im Ramadan laden die Muslimas zum abendlichen Fastenbrechen ein.

Die nächste Begegnung für einige der Frauen findet am Mittwoch, dem 25. Januar 2017, 19.00 Uhr in den Franckeschen Stiftungen, Haus 26 (Englischer Saal) statt. Im Rahmen der Ringvorlesung „Die Welt des Islam gestern und heute“ des Canstein-Bibelzentrums spricht Frau Dr. Jutta Sperber (Universität Rostock) zum Thema „Scharia: Was verbirgt sich dahinter?“ Fortgesetzt wird die Ringvorlesung dann am Dienstag, dem 21. Februar 2017 durch Teilnehmerinnen des Interreligiösen Frauendialogs zum Thema „Islam im Alltag“ – Zwei Musliminnen erzählen von ihrer Glaubenspraxis im Alltag.

Unter dem Titel „tres culturas“ (drei Kulturen) stellt Hallespektrum in Anlehnung an die „Stadt der drei Kulturen – Toledo“ die kulturellen Wurzeln Europas vor, bestehend aus Judentum, Christentum und Islam.

Weitere Beiträge der Reihe Tres Culturas:

  1. Was bedeutet Weihnachten für Christen, Muslime und Juden?

  2. „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“

  3. 6. Januar: Dreikönigsfest

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