Maledetta prima vera

3. April 2017 | Bild der Woche | 4 Kommentare

Hier wuchs eine Wüstenrose – jedoch aus Stein

Gipsrose (Sandrose) aus Mexoko (c) Wikimedia

Hat keiner gefunden, was wir suchten? Es war eine Gipsrose. oder auch Sandrose genannt. Dabei handelt es sich um ein filigran ausgebildetes Gestein, bei dem Gipsminerale (z.B. der klare Selenit und andere Varietäten des wasserhaltigen Calciumsulfat-Minerals) und gerundete Sandkörner (meist nur noch aus dem Mineral Quarz bestehend) miteinander verwachsen sind.Das manchmal sehr regelmäßig und rosettenförmig gewachsene Ding mit dem romantisierenden Namen hat nichts mit einer Rose zu tun. Es entsteht im Untergrund, in einem porösen Sediment, das von sulfatreichen Wässern durchflossen wird.An irgendeiner Stelle können diese salzigen Wässer verdunsten, und aus der dadurch übersättigten Lösung wachsen Gipskristalle als Plättchen, die sich miteinander verkeilen. Da das inmitten eines Sedimentpaketes, z.B. einem lockeren Sand, geschieht, und die Sandkörner in das Wachstum der Gipskristalle integriert werden, spricht man von einer Konkretion. Es handelt sich bei diesem Mineralgebilde also um eine verfestigte Stelle in dem ansonsten stärker durchlässigen Untergrund. Gelangt eine Gipsrose aber ins Wasser, löst sich der Gips, und vorbei ist es mit der kunstvollen Schönheit.

Die Gipsrose ist also eine Konkretion, die sich bei starker Verdunstung im Sand gebildet hat. Wüsten weisen so ein Milieu auf.  Echte Wüstenrosen sollen dabei enorme Größen mit einem Gewicht über 5 Tonnen erreichen – da sind wir im Größenbereich mehrerer Kubikmeter!

Erzähl mir nichts vom Gipskrieg

Was macht man – außer sammeln – mit solchen Gipskonkretionen? Man verwendet sie zur Gewinnung von Gips. Gips ist eines der häufigsten Minerale, selbst auf dem Mars findet man Gips. Es ist daher kein strategisches Mineral, um das Kriege geführt werden müssten. Es ist ein vielgenutztes Industriemineral, das v.a. in der Bautechnik umfangreich Verwendung findet. Wer hat das Glück, seine Bilder zuhause nicht an Wände in Leichtbauweise (des klassischen Trockenbaus) hängen zu müssen? Neben der Verwendung als Baustoff sind auch Kunstgewerbe und Medizintechnik an der Abnahme interessiert.

Gipsarm und Gipsrose. Noch heutzutage nutzen wir die Entdeckung des Niederländers Mathijsen von 1851 unverändert. Am häufigsten wird der Gipsverband bei der distalen Radiusfraktur eingesetzt.(Bild: AS)

Das bereits von den Alchemisten angewendete Verfahren des Kalzinierens, also des Röstens und Verbrennens von Gips, erzeugte ein pulverförmiges Produkt ohne Kristallwasser. Der wasserarme oder wasserlose Gips wird dann auf der Baustelle weiterverarbeitet. Oder im Dentallabor, oder z.B. in der Notaufnahme: Bereits vor 166 Jahren kam ein Niederländer, Antonius Mathijsen, auf die Idee, dieses Produkt („Plaster of Paris“) mit Baumwollbinden auf gebrochene Knochen zu streichen, um diese innerhalb von Minuten stabilisieren zu können.

 

Nach diesem Ausflug in die mineralische „Pflanzenwelt“ wollen wir den wohlwollenden Ratern der neuen, biologischen Wochenpflanze doch eins wünschen: „hatslokhe u brokhe“, Hals- und Beinbruch im ursprünglichen Sinn!


zur neuen Pflanze der Woche, 3.-9. April 2017:

Maledetta Prima Vera – ein retrospektiver Frühlingsausflug

Verdammter Frühling, maledetta primavera, sang Loretta Goggi 1981 und landete damit einen großen Hit. Es war die die große Zeit des Italo-Pop. Nur wenige Jahre später sah sich unser Autor im Hauptseminar des ehrwürdigen kunsthistiorrischen Instituts wieder.  Ein Schein aus dem Block C war zu absolvieren, Theorien der Kunstgeschichte.  Der mittlerweile leider verstorbene Professor Gunter Schweikhart warf ein Bild an die Wand – mit dem Werk von Sandro Botticelli (1445-1510) hatten wir uns fortan ein Semester lang zu beschäftigen. Nicht nur mit dem Werk an sich, das heute zumeist „La Primavera“ genannt wird – der Frühling. Es ging um die Rätsel, die es seinerzeit und bis heute der Kunstgeschichte aufgibt.  Und um den Kunsthistoriker, der sich mit dem Werk in seiner Dissertation Ende des 19. Jahrhnderts bechäftigt hatte, und damit einer der Väter der modernen Kunstgeschichte gilt. Von Pathosformeln war die Rede, und davon, unter welchen Umständen der junge Kunsthistoriker Deutschland verlassen mußte.

Eine der Blüten unserer Pflanze. Makroaufnahme im Querschnitt.

Maledetta prima vera: Verlassen wir das stickicke, frühsommerliche Bonner Kunsthistorische Institut der 80er Jahre, und wenden uns dem Frühling zu, und unserer Pflanze, die es zu bestimmen gilt. Ihre lateinische Artbezeichnung ähnelt doch sehr dem Titel des rätselhaften Botticelli-Werkes. Ja, der Frühling…

Das findet auch Biene Maja, wenn sie ihren Rüssel in den gelben Trichter unserer Monatspflanze taucht – Nektar und Ambrosia in Hülle und Fülle. Unsere Pflanze ist  unscheinbar, taucht zur Zeit  gelegentlich im Frühjahr in den Wäldern, besonders auf kalkhaltigen Böden auf. Blaßgelb sind ihre Blüten, während ihre bunten, kurzstieligen Verwandten in den Gartencentern einen klassischen Verkaufsschlager darstellen. Zum Weltfrauentag wurde ihre Verteilung an die weibliche Belegschaft in den Betrieben geradezu generalstabsmäßig organisiert…

Und hier kommen unsere Fragen:

1)
Name, Vorname unserer Pflanze (Onoma, Epitheton)?

2)

Wie hieß der eingangs erwähnte Kunsthistoriker?

(Red)

 

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